18. August 2007

Der Glamour von Gangstern


Ich kann nicht behaupten, dass mir als weißem Europäer in New York im Laufe der Zeit ganz klar geworden ist, was in den Köpfen von jungen schwarzen Amerikanern abgeht, die Waffen haben, sie benutzen, Leute abknallen, im Knast landen und das ganze im Lichte eines bizarren Glamours betrachtet wissen wollen. Louis Theroux muss das ähnlich gehen (was dieses Thema angeht und so viele andere bizarre Entwicklungen in den USA). Weshalb er diese eigenwilligen Beiträge dreht, die unter der Überschrift Weird Weekends ausgestrahlt wurden. Die Arbeiten sind deutlich besser und griffiger, aber auch nuancierter als die von Ali G. Obendrein ist er in der Lage - weil er in den USA nicht halb so berühmt ist - auch weiterhin mit der Kamera bei Leuten aufzutauchen, ohne dass die gleich befürchten, vergackeiert zu werden oder sich sogar selbst zu inkriminieren. Jetzt taucht via Can't Stop the Bleeding ein neuer Clip auf, der im Zusammenhang mit den wachsenden Schwierigkeiten von schwarzen Sportlern mit dem Gesetz ein grelles Licht auf jene Industrie wirft, die an der Fabrikation einer ganz bestimmten Rapper-Identität verdient: Die stilisiert den Verbrecher ("Gangsta") zu einem modernen Helden, damit wie der Grafik-Designer in dem Video sagt, die 14jährigen Mädchen, die am Wochenende 40 Dollar Taschengeld zur Verfügung haben, die CDs aus dieser Pipeline kaufen. Leider sind der Gangsta und sein Image viel zu oft keine Fiktion. Viele Rapper sind gewaltbereit und haben überhaupt keine Angst vor den Konsequenzen. Die Macher im Hintergrund leben bestens. Einen, der sicher ebenfalls bald hinter Gittern landen wird, hat Theroux bei dessen Fototermin interviewt. "Im Gefängnis bin ich schon ein paar Mal gewesen. Das macht mir keine Angst", sagt der. Furcht davor, erchossen zu werden, scheint er auch nicht zu haben. "Wenn man auf mich schießt, heißt das wohl, dass es passieren sollte."

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