Manchmal will einen das Gefühl nicht verlassen, dass die Leute, die die Arbeit des Berufsgolfers Tiger Woods schön reden, einen an der Nike-Kappe haben. Kaum liefert der 31jährige auf einem anspruchsvollen Platz eine 63er Runde ab, schon jubeln solche Platitüden-Jodler wie dpa, dass "der Superstar...die Konkurrenz...zu Statisten" degradiere. Was mehr? Woods habe gar eine "historische Chance vertan. Noch nie in der Geschichte der vier Major-Turniere hat ein Spieler eine 62er-Runde geschafft". Das mögen Leute beindruckend finden, die das Spiel nicht verstehen. Alle anderen runzeln nur mit der Stirn. Warum? Der klassische Golfplatz hat eine Vorgabe von 72 Schlägen (vier Par-5-Löcher, acht Par-4-Löcher, vier Par-3-Löcher). Wenn jemand dort eine 62 erzielt, hat er zehn unter Par gespielt. Wenn jemand aber auf einer Anlage wie Southern Hills bei der PGA Championship antritt, wo die Elite mit einem leicht umgemodelten Platz und einer Vorgabe von 70 konfrontiert wird, dann bedeuten 62 nicht zehn, sondern nur acht unter Par. Der Unterschied? Mehr als eine arithmetische Formalität (weshalb es bei einem Major-Turnier noch niemand fertiggebracht hat.
Nun aber vielleicht noch zum Degradieren von anderen Spielern zu Statisten. Wenn man so dumm ist und nur eine einzige Runde, in der mal wirklich alles passt und alles läuft, zum Maßstab macht, verliert man natürlich den Sinn für die Dimensionen. Woods hatte in der ersten Runde eine schwache 71 gespielt. Das kann ihm jeder Zeit wieder passieren. Graeme Storms 65 vom ersten Tag war nicht minder hochwertig. Die 66, mit der sich Scott Verplank am Freitag auf den zweiten Platz nach vorne arbeitete, alles andere als ein Zufallsresultat. Erst die heutige dritte Runde wird wirklich zeigen, ob Woods beim vierten Major gegenüber den anderen ähnlich überlegen ist wie vor einer Woche in Ohio. Dass er es drauf hat, kann keiner bestreiten. Aber erst mal muss er es auch zeigen.
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