Es wirkte wie eine kluge Idee, als die National Basketball Association vor ein paar Jahren als erste Liga einen eigenen Fernsehkanal auf die Beine stellte. Fernsehen schien - noch - das Medium mit dem größten wirtschaftlichen Potenzial. Die NBA hatte soeben ihre Frauenliga gestartet (WNBA), betrieb damals bereits eigene Produktionsstudios außerhalb von Manhattan, und die sich ausdehnende amerikanische Kabelfernsehlandschaft mit ihren hunderten von Kanälen schien hungrig auf mehr Programm.
Der Kanal NBA TV hat sich jedoch nie in die Herzen des Publikums gespielt, das zum Draufschalten jeden Monat Extragebühren zahlen muss. Warum? Es gibt hinreichend Live-Basketball im Fernsehen. Was der jeweils national übertragende Hauptsender (zur Zeit die Disney-Töchter ABC/terrestrisch und ESPN/Kabel) und der Nebenabspielpartner TNT/Kabel nicht auswerten, läuft auf jeden Fall in den regionalen Sportkanälen, woran sich der örtliche Fan sattsehen kann. Der einzige Typ von Zuschauer, der theoretisch leer ausgeht, ist der Lakers-Fan in Boston oder der Bulls-Fan in San Francisco - also jener eher seltene Fall von long distance love affair. Aber auch dem konnte unter Umständen geholfen werden - über einen Satellitenfernsehanschluss (DirecTV) mit der kostenpflichtigen Aufschaltung all der regionalen Sender oder dem NBA League Pass.
NBA TV wurde also nicht das erhoffte erlesene Programm, sondern ein Ziehkind ohne Aussicht auf Profitablität, denn nur wenige Menschen waren bereit, das Angebot im Rahmen von Sportkanal-Paketen zu buchen und jeden Monat mitzufinanzieren. Und so kommen wir zur heutigen Nachricht, die auf verbrämte Weise eine Niederlage bekanntmacht: Die Liga will den Kanal an einen Betreiber los werden, der mehr draus machen kann. Im Gespräch: zwei regionale Kabelnetzbetreiber namens Time-Warner und Comcast, die an der Ostküste ein profitables Dasein führen und die, sollten sie das halbverhungerte Kind übernehmen, es mit einer privilegierten Behandlung wieder aufpäppeln könnten: in dem sie es einfach mit ins reguläre Abonnement der angebotenen Kanäle einbinden und so die Einschaltquoten hoch bringen. Das notwendige Geld müssten sie über Werbespots verdienen. Was nicht ausgeschlossen scheint. Zuletzt haben nur knapp 70 Leute für NBA TV gearbeitet. Die erhielten von der Liga inzwischen Abfindungsangebote. Der neue Betreiber soll bei Null anfangen dürfen.
Ähnliches Stühlerücken müsste der gleichen Logik entsprechend auch dem Spezialkanal der NFL drohen. Aber bislang gibt es weder Geräusche noch Gerüchte in diese Richtung. (via Sports Media Watch)
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