Ich würde für keine fünf Cents Leuten in New York glauben, dass sie wissen, ob jemand gut gekleidet ist oder nicht. Nicht mal denen, die in den angesehensten Mode- und Style-Magazinen der Stadt die Entscheidungen darüber treffen, wer bei welchem photo shoot wie angezogen wird und anschließend wochenlang überall im Land am Kiosk hängt. Die Medienmacher von Manhattan kochen wirklich nur mit Wasser, während Menschen mit Geschmack in Mailand und Paris herausfiltern, was attraktiv ist und was nicht. Aber diese Umstände halten die Redaktionen von Blättern wie Vanity Fair oder Esquire nicht davon ab, sich trotzdem mit ihrem Urteil über die sogenannten bestangezogenen Prominenten zu Wort zu melden. Solche Meinungsäußerungen produzieren Vorankündigungspresse. Und das ist alles, was wirklich zählt. Nicht Kompetenz. Den Rest darf der geflissentliche Leser selbst erledigen. Zum Beispiel die Frage beantworten: Wieso ist in diesem Monat Tom Brady, der Quarterback der New England Patriots, bei Esquire der "best dressed man"? Und Weshalb schaffte er es bei Vanity Fair zusammen mit seiner Freundin Giselle Bündchen nicht mal auf die Liste der "best dressed couples"? Weil Giselle, das Supermodel, nicht weiß, wie man sich am besten anzieht? Oder weil ihre Bemühungen im Vergleich zu denen von David Beckham und seiner Frau Victoria (sind auf der Liste) einfach abfällt?
Anmerkung eins: Das Foto zeigt Brady auf dem Cover der Esquire-Konkurrenz GQ vor zwei Jahren (im Heft gab es damals eine lange Bildstrecke). Das Magazin scheint damals gut verkauft zu haben. Sonst wäre man ganz bestimmt nicht zwölf Straßen weiter auf die Idee gekommen, genau 24 Monate später zur Beginn der neuen NFL-Saison den Football-Profi modemäßig hochzuhypen.
Anmerkung zwei: Es heißt tatsächlich photo shoot und NICHT shooting, wie das seit einer Weile im deutschen Sprachraum so gerne genannt wird. Der Unterschied ist übrigens gravierend. Unter shooting versteht man in den USA etwas völlig anderes: ein Feuergefecht, bei dem Kugeln durch die Luft fliegen. Aber in Deutschland hat man gerne sein eigenes Englisch. Es klingt so kompetent, auch wenn es falsch ist.
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