Der Worldwide Leader in Sports (so die Eigenwerbung), den meisten unter dem Kürzel ESPN bekannt, hatte am Donnerstagabend auf seinem zweiten Kanal ESPN 2 ein Problem, das es nicht zu lösen gab. Eingeschaltet hatten die, die der nächsten Arie in der Beckham-Oper beiwohnen wollten. Serviert wurden ihnen erstmal eine nach der anderen Verlängerung in der Playoffs der WNBA zwischen Connectict Sun und Indiana Fever. Die beiden brauchten dreimal fünf Minuten Extra, um ein Basketballspiel zu entscheiden, das wirklich bestenfalls in den Kanaldschungel ganz hinten jenseits der Nummer 200 gehört. Aber Sendungsbewusstsein und Pflichtgefühl gegenüber der NBA ließen das nicht zu. Die Fußballfreunde mussten warten und konnten erst ab der zehnten Minute ihr Spiel sehen, das live aus dem Home Depot Center in Carson übertragen wurde.
Seit zehn Jahren gibt es Profi-Basketball für Frauen in den USA und seit zehn Jahren ist an diesem eigenartigen Konstrukt einer Sommerliga sportlich rein gar nichts besser geworden. Im athletischen Bereich überwiegen die plattfüßigen Trampler - egal wie groß oder wie schwer. Wurftechnisch gibt es keine, die auch nur einen Hauch von Eleganz und Flair verbreitet - alles sieht handgestrickt aus. Und fangen wir gar nicht erst vom taktischen Repertoire an. Wenn man nicht mal rafft, wann man einen Gegner foult und wann nicht, damit man ihn (sie) nicht unnötigerweise an die Freiwurflinie schickt, wirkt das schon sehr nach...ach, lassen wir das. Reden wir lieber von Fußball - Frauenfußball. Der hat sich in der gleichen Zeit in den USA sehr stark entwickelt. Und das nicht nur, was die Zahl der Aktiven angeht und den Aufmerksamkeitswert in der Öffentlichkeit. Die besten von ihnen schauen zur Zeit leider in die Röhre, weil das Experiment einer eigenen Liga an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten scheiterte. Für 2008 ist eine Wiederauferstehung im Gespräch. Was als Zeitpunkt gar nicht so schlecht gewählt ist. Denn die Beckham-Manie schafft Neugier, aber befriedigt sportlich keineswegs.
Das konnte man nach dem Basketball-Spiel sehen, als Los Angeles Galaxy gegen Chivas USA spielte. Obwohl: ein Mann war richtig klasse. Er heißt Maykel Galindo und ist ein gefährlicher Stürmer mit dem Auge für den Nebenmann. Galindo hatte sich vor zwei Jahren bei einer USA-Reise von der kubanischen Nationalmannschaft abgesetzt und spielt in diesem Jahr erstmals Major League Soccer - für schlappe 72 500 Dollar Gehalt. Er ist 26 Jahre alt und als Talent noch überhaupt nicht ausgetestet. am Donnerstagabend produzierte er zwei Tore und fädelte mehrere gefährliche Chancen ein.
Anmerkung: Die BILD-Zeitung hat in ihrer Berichterstattung über das Match ("Beckham: Bekommt er die Quittung für Poshs aufwendiges Leben?") mit gestrecktem Bein gearbeitet. "Beim Derby kam es jetzt nach einem Brutalo-Foul von Gegenspieler Jesse Marsch zur Fast-Prügelei", heißt es. Das war mehr als übertrieben. Es war ein Tritt, wie er ständig vorkommt, allerdings war die Stimmung zwischen Marsch und Beckham schon vorher leicht gereizt. Der Engländer hofft wohl insgeheim auf sanfte Behandlung, da er sich doch so intensiv für die Liga bemüht. Von einer Prügelei zwischen "Galaxys Harmse und Chivas' Zotinca, die mit Rot vom Platz flogen", konnte man auch nichts sehen. Die unübersichtliche Situation führte zu einer Fehlentscheidung. Zotinca hatte Harmse einen Kopfstoß ins Gesicht verpasst und hätte als einziger vom Platz gestellt werden müssen.
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