12. April 2008

Oh, Atlanta

Es bleibt dabei: Listen sind journalistischer Nonsense. Auch im Zeitalter der vernetzten und verlinkten Information, wo sie als schnelle, übersichtliche Kost dargeboten werden. Aber die Themen, die sich Leute ausdenken, um diese Listen zu produzieren sind deshalb noch lange nicht immer neben der Kappe. Nehmen wir dieses Leid-Motiv amerikanischer Sportfans: Die missmutigsten Sportstädte des Landes. Es reflektiert einen Gemütszustand, der Leute befällt, die Sport zu ernst nehmen und die vor allem nicht begreifen wollen, dass die Milliardenunternehmen, die dieser Tage als Identifikationsobjekte für eine alte, romantische Affinität herhalten (man nennt sie in Ermangelung einer genaueren sprachlichen Modalität noch immer sehr gerne "Clubs"), sich null dafür interessieren, was Zuschauer denken. Und wie sie sich fühlen, wenn sie den Fernsehapparat ausschalten.

Wenn man sich das Sportangebot dieser Fabrikationskultur anschaut und es auf einzelne Städte herunterraspelt, dann kommt man wohl irgendwann auf diese Gemütszustands-Analyse. Auch wenn die nichts anderes wiederspiegelt als die Größe einer Stadt, ihre Wirtschaftskraft und das Auf und Ab, das man ebenfalls erlebt, wenn man den Aktienmarkt verfolgt. Auch da gibt es Trauer, Säuernis, Missmut, wenn der Kurs nach unten geht.

Ehe wir das alles in einen Topf werfen und einen allzu kryptischen Beitrag produzieren, hier lieber die Liste:
1. Atlanta
2. Seattle
3. Buffalo
4. Phoenix
5. San Diego
6. Houston
7. Denver
8. Cleveland
9. Philadelphia
10. Minneapolis

Die Kriterien kann man sich ausmalen: Das sind die Städte, deren "Clubs" zuletzt keine Titelgewinner in den populären Mannschaftssportarten Baseball, Football und Basketball hervorgebracht haben. Aber wieso fehlt hier Kansas City? Oder New Orleans? Die Kommentare zum Artikel sind übrigens nicht besonders freundlich, sondern eher griesgrämig. Aber das war zu erwarten. Ist ein freudloses Thema. Hier unser Kommentar: Einer der alten guten Songs von Little Feat: Oh Atlanta.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

vom basketballstandpunkt aus würde ich vermauten, dass new orleans nicht dabei ist, da die hornets gerade die western conference anführen und einen potentiekken mvp in ihren reihen haben.
und kansas ist gerade ncaa champion geworden, allerdings spielen die wohl gar nicht in kansas city. na vielleicht hat ja die freude abgefärbt.

gruß
falko

Anonym hat gesagt…

nur zur info: die jayhawks sind in lawrence/kansas beheimatat, eine (wie so oft) kleinere universitätsstadt ca. 60km westlich von kansas city

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Der Forbes-Artikel erklärt, dass sich die Autoren bei der Einschätzung hierauf beschränkt haben: "To start, we checked the records of those teams that have performed worst in the World Series, Super Bowl (or NFL and AFL title games before the Super Sunday era), NBA (and ABA) finals and NHL Stanley Cup finals." College-Basketball wurde gar nicht erst berücksichtigt. Was nur zeigt, wie willkürlich bei solchen Listen gearbeitet wird. Die meisten Colleges mit dem besten Sportangebot sitzen zwar, wie björn schon gesagt hat, außerhalb von großen Städten. Aber es gibt auch andere Beispiele: Los Angeles hat sogar zwei sportverrückte Unis: UCLA und USC.