25. April 2008

Vor dem dritten Spiel

Man kommt sich vor wie ein Defätist, wenn man die Dallas Mavericks und ihre schwachen Leistungen mit einem Blick beschreibt, der über die heutige dritte Partie gegen die New Orleans Hornets hinausschaut. Warum? Einer allgemein gültigen Medienlogik zufolge hat man zuallerst den eigenen Mann hochzuschreiben. Das wäre also Dirk Nowitzki. Man hätte demnach auch sein Umfeld hochzuschreiben. Denn wenn man Nowitzkis immer wieder neue Erklärungen zur Lage seiner Mannschaft akzeptiert und sie nicht hinterfragt, ist in Dallas ja angeblich alles in Ordnung. Ganz egal, was die Resultate aussagen. Und am Trainer liegt es schon gar nicht.

Nowitzki kommentarlos zitieren ist wie George Bush kommentarlos zitieren, ist, als ob man eine vorgespiegelte Realität für die Wirklichkeit hält und unwidersprochen akzeptiert. Zu Bush fällt mir dazu nur soviel ein: Das Land geht den Bach runter. Und das ist die Realität. Man schaue sich die relevanten Zahlen an. Zu Nowitzki fällt mir ein: Die Mavericks streben in eine ähnliche Richtung. Vielleicht sind sie noch ungefähr so gut wie vor zwei Jahren. Wahrscheinlich nicht. Aber selbst wenn: Die anderen im Westen sind Schritt für Schritt besser geworden.

Was es VOR dem dritten Spiel zu sagen gab, steht hier. Was es NACHHER zu sagen gibt, steht am Sonntag in der FAS. Nachtrag: Inzwischen gibt's den Text auch online.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist irgendwas vorgefallen oder warum schießt sich der Autor zunehmend auf die nichtssagenden Äußerungen von Nowitzki ein? Enttäuschte Liebe? Es ist sicher so, dass Nowitzkis Uhr immer lauter tickt. Vielleicht bleibt er immer in Dallas. Vielleicht gewinnt er nie einen Ring. Dann würden sie am Ende vermutlich trotzdem sein Trikot an die Decke ziehen und er könnte auf eine wunderbare Karriere zurückblicken und auf ein paar verpasste Chancen. Irgendwie eine Art Bernd Schneider der NBA.

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Ist irgendetwas vorgefallen? Nein. Ich beschäftige mich seit zehn Jahren mit Nowitzki, habe mich aber die meiste Zeit einfach sehr stark in meinen Äußerungen zurückgehalten. Nennen wir es benefit of the doubt. Was mich vor allem stört, ist dass der beste deutsche Basketballer aller Zeiten und der bis dato herausragendste europäische Basketballer in der NBA so wenig aus seinen Möglichkeiten macht. Dass er nicht aus dieser Schüler-Rolle herauswächst, in der ihn sein deutscher Entdecker und sein amerikanischer Trainer so gerne einpuppen. Und dass er nicht merkt, dass er in Dallas seine Zeit vertut. Man stelle sich nur mal vor, Nowitzki könnte mit Gasol spielen und hätte so endlich einen Center im Team, der was taugt. Zwei lange Kerls, die laufen und werfen und rebounden können und uneitel unterwegs sind. So etwas anzuschauen würde mir Spaß machen. Aber wen holt Mark Cuban? Nicht Gasol, der jetzt bei den Lakers Stoff gibt. Sondern Jason Kidd. Da Nowitzki auf solche Dinge keinen Einfluss nimmt, obwohl er über den Status verfügt, sich einzumischen, droht uns hier das Schauspiel einer Karriere der verpassten Möglichkeiten. Und das ist es, was mich ärgert.

Anonym hat gesagt…

Im Sinne des höher, schneller, weiter stimme ich dem Autor (ich schreibe Autor, weil ich mich nicht zwischen Du oder Sie entscheiden kann) ja zu. Aber vielleicht ist Nowitzki einfach nur einer der besten Mitspieler die es in der NBA gibt/gab. Er würde sicher gerne den Titel holen, aber er fügt sich scheinbar auch gerne ein. Hier ist Dallas, hier spielst du jetzt. Hier ist dein Gehalt, hier spielst du jetzt. Hier kennst du dich jetzt aus, das ist dein anderes Zuhause, da bleibst du jetzt. Phlegma halt. Es sollen schon Frauen daran gescheitert sein, Männer zu ändern. Dafür braucht es keine Trainer oder Mentoren. Deshalb ist Nowitzki kein schlechter Mensch, geschweige denn Spieler. Der Fan hätte natürlich gerne etwas mehr Glamour, aber vielleicht muss man diese Art einfach akzeptieren. Das die Mavericks seit Ewigkeiten ohne einen Klasse-Center spielen ist natürlich seltsam. Cuban gibt so viel Geld aus und die Probleme sind so offensichtlich, das ist einfach nur verblüffend. Allerdings sollte man Sportler eher an den Taten denn den Worten messen. Das die Worte so wichtig genommen wurden, fand ich seltsam.