20. April 2008

Das Programm der Woche: Aufstehen, lernen, Spieß umdrehen

Wahrscheinlich hört jeder bei solchen Gelegenheiten gerne etwas heraus, was ihm besonders gut ins Konzept passt. Besonders bei Presseterminen mit Dirk Nowitzki, wo man wirklich darauf angewiesen ist, in den schablonenhaften Gedanken des besten deutschen Basketballspielers, die paar Nuancen, die sich irgendwo ganz tief verbergen, selbst herauszubuddeln. Der Dallas-Dirk ist nämlich ein Soundbite-Roboter von bestem Schrot und Korn. Der findet Leistungsdruck gut. Der hat nichts an seinen Mannschaftskollegen auszusetzen und schon gar nicht an seinem Trainer. Der macht aus jeder Not noch eine Tugend, aber nie so sehr, dass man denken könnte, er rücke sich selbst in den Mittelpunkt.

So war denn Haruka Gruber von spox.com in der letzten Woche vermutlich auch nicht wirklich schlauer, nachdem er bei einer Telefon-Pressekonferenz diese Antwort auf seine Frage nach dem Leistungsdruck erhielt: "Wir haben in den letzten zwei Wochen gezeigt, dass wir wichtige Spiele gewinnen können. Solche Erfolge geben uns Selbstbewusstsein." Denn tatsächlich war das ja nur die halbe Wahrheit. In den gleichen zwei Wochen hatten die Mavericks auch Spiele verloren. Gegen Gegner wie die Portland TrailBlazer und die Seattle SuperSonics (und gegen die Los Angeles Lakers). Was hatte dem Team wohl daran Selbstvertrauen gegeben? Das Gefühl, dass man sich nicht schämen muss, wenn man gegen vermeintlich schlechtere Gegner verliert?

Da dachte der spoxter wohl bei sich: Dieser Nowitzki muss ein ganz Schlauer sein. Was der sagt, gilt nicht den Lesern von Five und FAZ und Frankfurter Rundschau und Basket, deren Repräsenten so wie er auch die Gelegenheit genutzt hatten, um eine Frage zu stellen, sondern das müssen Gedanken sein, die sich an die New Orleans Hornets richten: "Mind Games nennt man das wohl. Mind Games, für die sich Nowitzki und die Mavs früher womöglich noch zu schade waren." Und er ernannte den Dallas-Dirk zum "Dr. Psycho".

Seit Samstagabend wissen wir, dass es zwei Möglichkeiten gibt, weshalb die Fernbeeinflussung im Umweg über die deutschen Medien nicht geklappt hat. Entweder die Hornets verstehen kein Deutsch. Oder Dallas-Dirk hat sich mit seinen Mind Games selbst ausgetrickst. Aus dem Resultat und der Punktausbeute von Nowitzki lässt sich das allerdings nicht herauslesen. Das Spiel ging klar mit 92:104 verloren, obwohl die Nummer 41 ein ordentliches Pensum ablieferte: mit 31 Punkten und zehn Rebounds. Seine Mannschaft hatte das Kunststück fertiggebracht, eine Zwölf-Punkte-Führung zur Halbzeit noch wegzuschenken.

Meister Gruber hat die Niederlage noch nicht eingeordnet. Mal sehen, was er für eine Erklärung findet. Der Soundbite-Roboter hakte das alles sofort ab: "Das war nur ein Spiel", sagte er. "Der Verlierer muss wieder aufstehen, aus den Fehlern lernen und Wege finden, den Spieß im zweiten Spiel umzudrehen." Aus Fehlern lernen, Spieß umdrehen, wieder aufstehen... Das kann keine Botschaft an die Hornets gewesen sein.

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