"Es ist grau und nass an dem Morgen, als das Flugzeug in Glasgow landet. Pfützen auf dem Asphalt. Linksverkehr, an den man sich gewöhnen muss. Stau auf der Autobahn. Und eine Vorahnung im Bauch, dass dies alles keine guten Vorzeichen für eine Reise durch jenes Land sind, an das man als Golfer unweigerlich gewisse Ansprüche stellt. Das miserable Wetter ist aus Irland herangefegt, wo es in den Tagen zuvor den Profis im K-Club außerhalb von Dublin zugesetzt hat. Nun toben sich die letzten Reste der Front über Schottland aus. Mit Windböen in einer Stärke von über 50 Stundenkilometern.
Überall auf der Welt erklären einem die Einheimischen, dass man, wenn man mit dem Wetter nicht zufrieden ist, einfach ein paar Stunden warten soll, dann ändert es sich garantiert. In Schottland versprechen sie einem gar nichts. Die unausgesprochene Aufforderung lautet: dass man immer mit allem rechnen soll. Aber dies ist dann doch ein kleines Wunder: In Ayrshire, eine Stunde südlich von Glasgow, am Ende einer Strecke, die der Küstenlinie folgt und an Schafherden und kleinen Bauernhöfen vorbeiführt, reißt plötzlich der Himmel auf.Und so beginnt die Reise in die Geschichte der Freizeitsportart Golf dort, wo einst das Schloss des schottischen Königs Robert Bruce stand, der 1314 in der Schlacht von Bannockburn die Unabhängigkeit von England erkämpfte, fast wie bestellt: Auf dem Ailsa Course von Turnberry. Mit Sonne. Mit brutalem Wind. Mit einem zufälligen Weggefährten, der als Sportreporter bei der Sunday Mail in Glasgow arbeitet. Und mit einer Runde auf einem dieser schwierigen British-Open-Plätze, für die sich der Besucher am besten mit Demut wappnet. Mit ein paar mehr Bällen als gewöhnlich. Und mit der Vision von einem heißen Tee danach.
Der Platz, auf dem sich 1977 die beiden Amerikaner Jack Nicklaus und Tom Watson bis zum 18. Grün ein dramatisches Duell lieferten und auf dem 1994 Nick Price gewann, der Mann aus Simbabwe, verrät heute nichts mehr von seiner kuriosen Geschichte. Zu der gehört, dass ihn die Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg zu einem Flugplatz umfunktioniert hatte. Ein Zustand, aus dem er Jahre danach mit sehr viel Geld herausgerissen wurde."
Heute hatten die Profis überhaupt keinen Wind und kehrten aufgrund dessen mit vergleichsweise guten Resultaten ins Hotel zurück. Tiger Woods hatte jedoch Schwierigkeiten und produzierte eine 71 (eins über Par). Martin Kaymer ist noch unterwegs und scheint ebenfalls eine 71 anzupeilen. Für Freitag ist schlechteres Wetter angekündigt. Die Überraschung des Tages ist der schon erwähnte Amerikaner Tom Watson, der in seiner besten Zeit die British Open fünfmal gewonnen hat. Er ist inzwischen 59 Jahre alt und ging am Morgen mit einer 65 in Führung. Die Leistung ist vergleichbar mit dem, was Greg Norman im letzten Jahr vorlegte. Niemand gab dem Australier auch nur die geringste Chance. Trotzdem ging er in Birkdale als Erster in die letzte Runde und verlor erst am Sonntag die Lockerheit, mit der er das gesamte Feld in Schach gehalten hatte. Er wurde immerhin noch Dritter. Norman hatte 1986 das Turnier in Turnberry gewonnen. Heute kratzte er nur eine 77 zusammen.
Update 13.35 h Ortszeit New York: Kaymer hat sich gegen Ende der Runde noch gesteigert und zwei Birdies erzielt. Eine 69 ist sein Resultat für den ersten Tag. Vier Schläge hinter Watson, dem Amerikaner Ben Curtis und dem Spanier Miguel Ángel Jiménez, die sich den Spitzenplatz teilen.
Update 13.46 h: Jiménez spielt eine 64 und setzt sich an die Spitze. Plus: Er unterstreicht auf diese Weise, dass die nostalgischen Wünsche, die Watson auch morgen wieder begleiten wetden, eben doch nicht mehr sind als das: nostalgisch. Mehr über Watson auf faz.net.
Update 13.52 h: Beim Blick aufs Klassement bleibt der Blick ganz unten bei einem alten Bekannten hängen: Sir Nick Faldo. SIR Nick Faldo? Ja. Die Königin hat den Maybach-Besitzer geadelt.
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