In eigener Sache: Der Deutschlandfunk hat heute einen ausführlichen Bericht über den Streit zwischen dem Nationalen Olympischen Komitee der USA (hierzulande gerne USOC genannt) und dem IOC ausgestrahlt. Es geht ums Geld. Und um einen eigenen Fernsehkanal, den die Amerikaner ohne NBC und notfalls auch ohne das Wohlwollen von NBC auf die Beine stellen wollen.
Die Gemengelage ist inzwischen derart kitzlig, dass man das Gefühl nicht los wird, dass womöglich Chicago zum Opfer der Kabale wird. Die Stadt tritt gegen Madrid, Rio de Janeiro und Tokio bei der Vergabe der Olympischen Spiele 2016 an. Die Entscheidung fällt am 2. Oktober in Kopenhagen. Eigentlich handelt es sich um eine Dreiecksgeschichte, bei der die Rolle des Dritten, des Senders NBC, von purem Eigennutz getrieben ist. Das taktische Verhalten der NOK-Führung, die erst vor kurzem neu besetzt wurde, wirkt dagegen vergleichsweise generös, allerdings auch ungeschickt. Mal wieder besonders dubios sind die Signale aus den Reihen des IOC, wo man sich wohl offensichtlich von dem Schock der letzten Jahre der Samaranch-Ära erholt hat, als man sich angesichts von zahllosen Korruptionsfällen vor dem Zorn des mächtigen amerikanischen Kongresses fürchten musste, der über allerlei Daumenschrauben verfügt, um die grandiose olympische Idee auf ein kleineres Format zusammenzustauchen.
Das wurde durchgestanden. Der Salt-Lake-City-Skandal wurde abgearbeitet. Samaranch ging in den Ruhestand. NBC zahlte Milliarden und stach dabei dank der gut geölten Kontakte die inneramerikanischen Konkurrenten aus. Nun verlangt der Sender wohl den return on investment aus Lausanne: eine harte Haltung gegenüber dem NOK in Sachen Fernsehprojekt. Der Medienkonzern hat dabei seine beste Karte bereits gespielt, als er dafür sorgte, dass die Vergabe der Fernsehrechte für 2016 bis nach Kopenhagen vertagt wurde. Ich sah das zu seiner Zeit als interessantes Druckmittel an, um den IOC-Mitgliedern aus dem Rest der Welt durch die Blume zu sagen: Wenn ihr wieder viel Geld wollt, solltet ihr uns (NBC) die Spiele in Chicago geben.
Mittlerweile könnte angesichts des Fehlens eines jeden echten quid pro quo sicher auch jemand anderer das Rennen machen. Und NBC würde sich möglicherweise aus der Olympiaberichterstattung zurückziehen. Dick Ebersol, dem Chef, wäre das sicher auch egal, ob er die Rechte hat oder nicht, wenn die Spiele 2016 in Tokio stattfinden. Er hat das Ende seiner Karriere erreicht.
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