Zwischenstand beim Golf: Unter den ersten sechzehn bei den US Open der Frauen sind nach drei Runden acht Südkoreanerinnen. Man sollte meinen, die koreanische Industrie exportiert nur noch Golfspieler. Dazu kommen zwei Chinesinnen (aus Taiwan) und eine Japanerin und machen die Dominanz der Asiatinnen perfekt. Vielleicht sollten die Amerikaner mit ihrem Turnier mal auf Reisen gehen und es auf der anderen Seite des Pazifik austragen? Ein Drittel aller 156 Teilnehmerinnen kommen aus dem Ausland, darunter 26 aus Südkorea. Das ist nichts Neues, aber muss im Lichte all der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich die LPGA eingehandelt hat, als einer der Gründe genannt werden, weshalb kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.
In der nächsten Woche wird die Frau, die als Commissioner die Verantwortung inne hatte, auf Druck einer Reihe von Topspielerinnen den Hut nehmen. Der Abgang von Carolyn Bivens, die den Job übernahm, nachdem der langjährige Geschäftsführer Ty Votaw in einer weniger prominenten Rolle zur PGA Tour wechselte, löst keines der Probleme der LPGA. Sicher, an Ms. Bivens werden sich nur wenige nostalgische Gedanken anknüpfen lassen. Sie war die Frau, die den Turnierveranstaltern sagte, sie müssten sogenannte sanctioning fees von 100.000 Dollar aufbringen – ein Anstieg um ein Vielfaches, der kleinere Termine aus dem Kalender scheuchte, Sie war es, die den Asiatinnen abverlangte, dass sie vernünftig Englisch sprechen, damit sie bei ProAms und bei Medienterminen eine halbwegs ordebntliche Konversation in der Sprache des Landes betreiben können. Der Gegenwind blies schon lange. Was sicher in erster Linie daran lag, dass sie keinen Weg suchte und fand, um die potenziell größte Zugnummer in die LPGA einzubinden. Michelle Wie musste – den Regeln entsprechend – so lange warten, bis sie alt genug war und sich über die Qualifying School eine Tourkarte erspielen konnte. In der gleichen Zeit spielte sie für Antrittsgeld bei Männerturnieren.
Dabei zeigt gerade das Beispiel Wie, die als junge Spielerin exorbitante Werbeveträge abschließen konnte und von vielen etablierten Profigolferinnen mit sehr viel Skepsis betrachtet wurde, dass ein Commissioner eigentlich nie alles richtig machen kann. Hält er/sie sich an die Regeln, kann sich das zum Nachteil auswirken. Bevorteilt er eine bestimmte Person zum Nachteil von anderen, führt das vermutlich ebenfalls zum Aufstand. Ganz obendrein hat Wie in den vergangenen Jahren leistungsmäßig nichts von dem Potenzial eingelöst, das sie als 13-jährige gezeigt hat. Und mit der Etiquette auf dem Golfplatz nahm sie es auch nicht so genau. Besonders krass war ihr Verhalten 2007, als sie bei einem LPGA-Turnier, zu dem sie eine Ausnahmestartgenehmigung erhalten hatte, während der ersten Runde wegen einer angeblichen Verletzung vom Platz ging und wenige Tage später fleißig auf der Anlage der US Open trainierte. Warum hatte sie so getan, als hätte sie Probleme mit ihren Handgelenken? Weil ihr der Agent unterwegs rechtzeitig zugeflüstert hatte, dass die LPGA eine Regel hat, die einem die Einladungen für alle möglichen anderen Turniere des Jahres kosten kann. Sie lag zu dem Zeitpunkt bei 14 über Par und befand sich am 17. Loch. Mit einer 16 über Par hätte die 88er Regel gegriffen, die besagt: Wer als Sondergast eine 88er Runde (oder schlechter) abliefert, ist nicht gut genug und kann die Saison über nicht mehr mitmachen.
Zurück zu Bivens und den eigentlichen Problemen der LPGA. Die sind mit solchen Namen wie Stanford Financial und Bobby Ginn verbunden. Also mit Figuren, die auf allerlei schattige Art und Weise das Geld anderer Leute abgegriffen haben und denen in schlechten Zeiten die Puste ausgeht. Der angebliche Milliardär Allen Stanford sitzt zur Zeit in Untersuchungshaft. Ginn wurde von zahllosen Zivilklagen eingedeckt. In vermeintlich besseren Zeiten mussten sich die Profigolferinnen in den USA über solche Sponsoren nicht den Kopf zerbrechen. Da hätten sie vermutlich rasch neue gefunden. Aber in diesen Zeiten, in denen jeder Liga und jede Sportart die Grenzen des Wachstums erlebt, sind Frauensporten stärker betroffen. Sie sind schließlich leistungsmäßig nur zweite Wahl, müssen sich aber übers Fernsehen in den USA finanzieren, wo die Männer mit der regulären PGA Tour (und dem Amerikaner Tiger Woods) und der Champions Tour der Altstars bereits jede Menge Aufmerksamkeit und Geld absorbieren.
Da hilft es nicht, wenn Frauen, die fast alle Kim, Park oder Lee heißen und keinen amerikanischen Zuschauer hinter dem Ofen hervorlocken können, auch noch die Ranglisten dominieren.
Ach, ja. Sandra Gal ist in der dritten Runde der US Open mit einer 77 rapide ins Mittelfeld abgesackt. Ihre Chancen auf eine Top Twenty-Platzierung sind so gut wie dahin.
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