Es ist sicher unfair darauf hinzuweisen, dass Lance Armstrong einst auch Metastasen im Hirn hatte, die im Rahmen seiner Krebsbehandlung herausoperiert wurden. Denn der Typ war schon vorher ziemlich unerträglich. Außer vielleicht, um darauf hinzuweisen, dass die Ärzte damals eine Form der Metastisierung nicht in den Griff bekommen haben: die langsame, aber unaufhaltsame Transformation zum Velo-Jesus, der alles und jeden instrumentalisiert, um sich zu mehr als nur zu einem Helden der Landstraße aufzubrezeln. Natürlich hat so ein Jesus auch seine Apostel. Die mit dem lautesten Megaphon sind die von Nike. Die verstehen viel vom Zuschnitt von Marketing-Botschaften und der Außendarstellung von Kotzbrocken jeder Preisklasse. Das war einst Teil des gesamten Markenauftritts.
Mit Armstrong kann man allerdings noch einen Schritt weiter gehen. Der Mann hat schließlich einen Verfolgungskomplex allererster Güte und sieht hinter jedem Baum einen Gegner, den es aus dem Weg zu rempeln gilt. Und so kommen Werbespots zustande, die den Eindruck erzeugen, als sei er der einzige Mensch auf der Welt, der wirklich etwas für die Krebsbekämpfung und gegen eine Krankheit tut, deren Ursachen, Auslöser und Mechanismen das wissenschaftliche Establishment auch nach hundert Jahren Forschung nicht versteht. Der einzige, dessen Methoden man nicht kritisch hinterfragen darf. Denn, merke, wer Lance Armstrong angreift, bedroht das Wohlergehen von Millionen....
Dies ist der neueste Werbespot:
Und dies sind Stimmen aus den USA von Leuten, die sich mit den Augen reiben, wenn sie so etwas sehen – hier und hier. Deadspin sieht in dem Werbespot die Arbeitsweise aus der amerikanischen Politik, wo Republikaner seit Jahren einen trickreiche Methode kultivieren und sich als Opfer der Medien, der gesellschaftlichen Elite und anderer Bösewichter darstellen und sich auf Schritt ins Sternenbanner hüllen, um im gleichen Atemzug die wildesten Politikprojekte durchzusetzen oder den Fortschritt zu torpedieren. Das nennt man auf gut Englisch resentment politics. Der Hinweis auf Sarah Palin wirkt allerdings eher daneben. Armstrong wäre auch ohne Dope ein ziemlich guter Radrennfahrer. Sarah Palin ist wirklich nur ein Schwätzer.
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