ESPN ist es am Sonntag mit der US-Fußballnationalmannschaft ein bisschen wie dem Mädchen im Sterntaler-Märchen ergangen. Es regnete zwar kein Gold, aber dafür jede Menge Zuschauer. Das Spiel gegen Brasilien brachte fast vier Millionen an die Bildschirme. Eine Quote, die beinahe alle alten WM-Bestleistungen des Senders geschlagen hätte. Nun muss die Disney-Filiale nicht zwingend in Quoten rechnen, weil man dank des Finanzierungsmodells aus den Kabelgebühren, die aus den Taschen der Zuschauer kommen, und Werbung, ohnehin im Geld schwimmt. Außerdem hat man beginnend mit der EM eine preiswerte eurosportartige Übertragungskultur pefektioniert (die beiden Kommentatoren sitzen in Bristol/Connecticut am Monitor und nicht vor Ort). Trotzdem war die Angelegenheit signifikant. Denn der Confederations Cup hatte wenig mediale Begleitmusik. So war die Quote beim überraschend klaren Erfolg gegen Spanien noch relativ niedrig. Aber der Sieg machte selbst schlafmützige Zeitungen wach und neugierig auf mehr.
Für ESPN war das alles vor allem deshalb von Bedeutung, weil man die WM in Südafrika im kommenden Jahr mit sehr viel Aufwand abfeiern wird. Der Worldwide Leader will zeigen, dass er kompetent mit Fußball umgehen kann, um gegenüber potenziellen Rechtepartnern wie der Premier League letzte Zweifel auszuräumen, dass man bei den Amerikanern in schlechten Händen wäre. Teil des Aufwands ist ein reizvolles Projekt, über das Sports Illustrated jetzt ein paar Dinge verriet: "Zu den geplanten Features gehören Interviews von John Battsek und Michael Davies, zwei Producern hinter Once In A Lifetime, dem Dokumentarfilm über den Aufstieg und Fall von Pelé und den New York Cosmos aus dem Jahrt 2006, mit jedem noch lebenden Spieler, der ein Tor im WM-Finale geschossen hat (ESPN will aus den Interviews einen Dokumentarfilm machen)."
Nicht alle Kicker stehen für so etwas gerne zur Verfügung. Einige wollten Geld haben. Zu denen gehört sicher auch Pelé, der sich schon dem Cosmos-Projekt aus diesem Grund verweigerte. ESPN will jede teilnehmende Mannschaft übrigens in Form eines ausführlichen Einzelporträts vorstellen. Das klingt ziemlich klug. Denn andere Länder werden diesen Produktionsaufwand nicht finanzieren können und so vermutlich Verwertungsrechte an dem Material kaufen. So spielt der Sender womöglich für diesen außerordentlichen Extra-Aufwand sogar noch die Kosten wieder ein. Hier mein Lieblingsausschnitt aus dem Cosmos-Film: Franz Beckenbauer spricht über Rudolf Nurejew.
Ungeklärt bleibt die Frage: Wie hat der junge Beckenbauer eigentlich damals "andere Fakultät" auf Englisch übersetzt?
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