4. Oktober 2006

Kampf um 52 Millionen Dollar

Larry Brown kämpft noch immer um die 52 Millionen Dollar Gehalt, die ihm seiner Meinung nach aufgrund des Rauswurfs bei den New York Knicks zusteht. Wir erinnern uns. Larry Brown ist der Trainer der Athener US-Olympiamannschaft, der bei seiner Wanderschaft quer durch die USA jede Mannschaft besser gemacht hat, die er in den Händen hatte, und dafür vor zwei Jahren in Detroit mit dem Titelgewinn endlich auch belohnt wurde. Besser gemacht hat der Mann, der als Spieler Gold 1960 in Rom gewann und als Coach auch eine US-Meisterschaft im Collegebasketball zu Buche stehen hat (mit Kansas) wirklich alle - außer eine Truppe aus lauter Unbelehrbaren: die New York Knicks.

Die hatten ihn nur wenige Monate zuvor aus Detroit weggelotst, wo es ebenfalls einen Streit um ausstehende Gehaltszahlungen gab. Die Knicks wollten Brown, der als exzellenter Pädagoge und Psychologe gilt, weil sie seit einer Weile mit einer der teuersten Mannschaften der Liga nichts anderes auf die Beine bekommen als eine unterirdische Saison nach der anderen. Der Retter wurde schon bald zum Blitzableiter - besonders für Stephon Marbury, der überschätzte und extrem teure Point Guard, und eine Gurkenleistung, die man schon nicht mehr begreifen kann. Nach dem Ender der Saison wurde Brown gefeuert, weil er angeblich gegen Regularien des Clubs verstoßen hatte. So hatte er mit Journalisten über Personaldinge geredet, obwohl er einen Maulkorb verpasst bekommen hatte, und er soll sich darum gekümmert haben, Kontakte zu anderen Clubs anzubahnen, um Spieler zu tauschen. Das wäre im Normalfall eine gute Tat. Die Knicks und ihr glückloser Manager Isiah Thomas betrachteten es jedoch als Amtsanmaßung.

Der Gehaltsstreit kreist um die Frage: Steht Brown angesichts solcher Verfehlungen noch Geld zu oder nicht? Die Frage wird von NBA-Commissioner David Stern entschieden, der als Schiedsrichter angerufen wurde und eine bindende Entscheidung treffen wird. Ein Kompromiss ist ausgeschlossen. Er wird entweder für Brown oder gegen ihn entscheiden. Browns Chancen stehen nicht schlecht. Denn die Vorwüfe an seine Adresse wurden erst nach der Kündigung erhoben nicht vorher. Mit anderen Worten: Sie können nicht die Basis für den Rauswurf gewesen sein, sondern nur nachgereichte, zusammengezimmerte Rechtfertigungen

Die erste Verfahrensphase mit zwei Tagen der Anhörung beider Seiten ging nach Informationen der New York Daily News gestern zu Ende. Mit einer Entscheidung ist so schnell nicht zu rechnen. Brown wird derweil nicht darben. Er gehört seit Jahren zu den bestbezahlten Coaches der NBA.

Noch ein Post Scriptum: Isiah Thomas, der vor einer Weile von einer Angestellten beschuldigt worden war, sie sexuell genötigt zu haben, hat das Problem noch nicht vom Hals. Es wird zwar kein Strafverfahren geben, aber die Frau kann mit einer ganz erheblichen Abfindung rechnen. Das hat eine Behörde, die sich um Diskriminierung am Arbeitsplatz kümmert, klar gemacht. Das Geld sollten die Knicks noch haben, vor allem, wenn sie von David Stern einen Freifahrtschein bekommen.

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