25. November 2006

Baseball und Politik: Spekulationen aus Caracas

Der bekannteste Baseballprofi aus Venezuela heißt Bob Abreu und spielt bei den New York Yankees. Der beste Pitcher heißt Johan Santana und steht bei den Minnesota Twins unter Vertrag. Die beiden repräsentieren jenen Teil der lateinamerikanischen Invasion in die Gefilde von Major League Baseball, der bislang eher unbeachtet geblieben war: Spieler aus Venezuela, die hinter den Importen aus der Dominikanischen Republik auf Platz zwei liegen.

Doch dieser Gruppe dürfte alsbald weit mehr Publizität erhalten. Denn die politische Spannung zwischen beiden Ländern, die auf die Einmischungsversuche der amerikanischen Regierung zurückgeht, könnte im Fall einer Wiederwahl des amtierenden venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez in wenigen Wochen eine neue Facette erhalten. Die Londoner Times spekuliert, dass der Regierungschef im Sinn hat, die landeseigene Profiliga zuzumachen und den Nachwuchs die Arbeitsmöglichkeiten in den USA zu verbauen. Der Artikel - Überschrift: Game Over? Politics May Pitch Baseball into Crisis - produziert allerdings nicht die Spur eines Hinweises auf eventuelle Absichten aus dem Chávez-Lager. Mit anderen Worten: Er ist tendenziös und offensichtlich politisch motiviert.

Venezuela ist eines der wichtigsten Erdöllieferländer der USA und besitzt über die Firma Citgo Raffinerien und ein Netz von Tankstellen, über das die Regierung des Landes weit stärker Einfluss auf die Beziehungen der beiden Länder nehmen kann als durch Baseball. Citgo hat sich in der Vergangenheit durch Sozialprogramme hervorgetan und bietet ärmeren Amerikanern im Winter Heizöl zu ermäßigten Preisen. Sehr zum Missfallen der US-Ölbarone, die Präsident Bush zu ihren Freunden zählen und seit dem Anstieg des Ölpreises auf das Niveau um 60 bis 70 Dollar pro Barrel Rekordprofite einfahren.

Der Anteil ausländischer Baseballprofis in der American und der National League ist so hoch wie nie zuvor. Laut Erhebungen der National Foundation for American Policy aus der Saison 2006 liegt der Anteil bei 23 Prozent (175 von insgesamt 750 Spielern). Aus welchen Ländern kommen die meisten?

1. Dominikanische Republik: 81 Spieler
2. Venezuela: 45 Spieler
3. Mexiko und Kanada: 10 Spieler
5. Japan: 8 Spieler
6. Panama: 6 Spieler
7. Kuba: 4 Spieler
8. Südkorea: 3 Spieler
9. Kolumbien und Taiwan: 2 Spieler

Wer etwas Zeit hat, dies ist der definitive Dokumentarfilm über den bisherigen Höhepunkt der Anti-Chávez-Hysterie, die 2002 in einem Putsch mündete, der wenige Tage später zusammenbrach: The Revolution Will not Be Televised - eine irische Produktion, komplett auf Google zu sehen. Die Präsidentschaftswahlen finden am 3. Dezember statt. Die kommende Amtszeit geht über sechs Jahre.

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