Der Hinweis beim Kollegen vom Nachspiel auf die Geschichte im Handelsblatt über den großen Handfeger, der seit ein paar Wochen bei Google copyrightgeschütztes Videomaterial vom Server wedelt, bringt einen dazu, aus amerikanischer Sicht auf folgende Umstände aufmerksam zu machen:
• Die Sache ist in den USA juristisch überhaupt nicht geklärt. Wie Google zurückfighten wird und ob, werden wir sehen. Entscheidend wird sein: Hat Google für YouTube und ähnliche Dienstleistungen eine Geschäftsstrategie? Lohnt sich deshalb für Google der Kampf, darauf zu pochen, dass Leute, die YouTube-Videos anschauen, die Schnipsel aber gar nicht herunterladen können (also sie auch nicht kopieren, was einen erheblichen urheberrechtlichen Unterschied bedeutet)? Neben der Strategie gibt es natürlich noch das taktische Verhalten. Das wird von vielen Dingen abhängen, unter anderem auch davon, wie der Streit mit den Buchverlegern um das Scannen von urheberrechtlich geschützten Büchern ausgeht. Das wird von Google schon fleißig betrieben und ist im Prinzip die weitaus bedeutendere Baustelle als ein Disput mit den großen Sportligen.
• Was die deutschen Fußball-Rechteinhaber versuchen, ist von der Sorte: Das sind die Nachahmer, die in den Zeitungen oder im Fernsehen etwas lesen und glauben, das brächte etwas, wenn sie es auch probieren. Hierzu wäre folgendes zu sagen: Die Fußball-Bundesliga wird es schwer haben, sich in den USA juristisch durchzusetzen. Weshalb? Weil es derartig viel an Anwaltsgebühren kostet und sehr wenig bringen wird. Google zeigt nämlich im Moment, dass sie sich korrekt verhalten. Sie reagieren, wenn jemand moniert, und fegen. Niemand kann sie zwingen, eine Instanz von tausenden von Heinzelmännchen einzuführen, die jedes Video vor dem Hochladen auf urheberrechtliche Probleme hin überprüfen. Das wäre nach amerikanischen Rechtsverständnis unreasonable. Zumal der Schaden nachweislich gering ist. Wieviel Geld büßt denn die Fußball-Bundesliga wirtschaftlich ein, wenn Fans Szenen aus Spielen hochladen? Wie groß ist im Vergleich dazu der Werbewert? Und wie sieht es mit jenen Firmen aus, die YouTube bewusst dazu verwenden, um Werbung zu machen?
• Die Prognose aus New York: Am Ende wird alles auf ein Modell hinauslaufen, dass Apple mit iTunes erfolgreich entwickelt hat. Der Nutzer zahlt kleine Beträge, ein Teil davon geht an die Rechteinhaber. Und Firmen wie Google werden Verträge mit den Rechteinhabern machen, die das regeln. Dumm für alle, die es lieber kostenlos hätten. Aber auch naiv zu glauben, dass so etwas auf Dauer funktioniert.
Zur Zeit läuft auf der Parallelschiene ein anderes Thema, das gerne in einen Topf geworfen wird, aber dabei schlichtweg falsch aufbereitet wird: Die Bundesliga macht Jagd auf Blogger, die mit der Videokamera im Stadion irgendwelche Szenen aufnehmen und anschließend in Podcasts etc. einbauen. Dazu habe ich eine ausführliche Stellungnahme in der Kommentarspalte des Fan-Faktor-Blogs abgeliefert. Wer keine Lust oder Zeit hat, die zu studieren, hier die Kernaussagen:
Die Liga versucht Blogger ins Bockshorn zu jagen, weil die kein Geld haben, um sich gegen unberechtigte Unterlassungsbegehren zu wehren. Der Konflikt ist nämlich kein Streit um Urheberrechte. Die gehören den filmenden Bloggern. Und auch kein Streit um die Benutzung des Wortes Bundesliga. Da hat die Liga nichts einzufordern. Das Wort gehört allen. Das Problem ist ein rein vertragsrechtliches. Wer im Stadion filmt, obwohl er eine Eintrittskarte gekauft hat, die ihm das untersagt, verstößt gegen diese bindende Vereinbarung. Gegen einen solchen Verstoß wäre allerdings allenfalls ein Hausverbot legitim. Alles andere wäre überzogen und sollte auch von keinem Richter akzeptiert werden.
Mit anderen Worten: Wer die subversive Politik der Nadelstiche in Richtung Liga vorantreiben will, macht weiter wie bisher. Wer sich mit den Ligabossen arrangieren will, versucht, eine Form der Lizensierung hinzubekommen. Wer PR für seinen Blog haben will, sucht die kalkulierte Konfrontation. Es könnte sich lohnen.
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