21. November 2006

Dirk in Dallas: Bitte um Geduld

Wenn ein Neuzugang in den Rang einer amtlichen Aussage-Kraft hochrückt, muss man sich fragen: Wer träufelt eigentlich wem welche Tropfen in die Augen? Aber so sind sie - die Printmedien in Dallas und Umgebung. Jeden Tag muss irgendetwas über die Mavericks in die Zeitung. Und jeden Tag muss eigentlich auch etwas über Dirk Nowitzki in die Zeitung. aber erst recht, wenn die Mannschaft wieder besser spielt. Denn spätestens dann muss man irgendwie erklären, weshalb das Team vorher so schlecht war. Und weshalb ihr bester Mann - anders als früher Michael Jordan in Chicago oder Larry Bird in Boston - daran im entscheidenden Moment nichts ändern kann. Der Grund? Seine personality.

Das sagt wenigstens Devean George (Bild), der bis vor ein paar Wochen noch bei den Los Angeles Lakers mit der personality eines Kobe Bryant konfrontiert war und Shaquille O'Neal und dessen personality kennengelernt hat. "Einige Stars sagen: "Das ist meine Mannschaft. Ihr passt euch an mich an." Aber das ist nicht die Sache von unserem Dirk, den die Bild-Zeitung so gerne als Dirkules bezeichnet (Memo nach Hamburg: Hey, der Joke wird langsam alt).

Dirk nehme sich einfach seine Zeit und versuche, seine Nebenleute kennenzulernen. "Er ist gut darin, geduldig zu sein. Und wir wissen alle, dass wir ihm im entscheidenden Moment den Ball geben müssen." (Zitate aus der Dallas News)

Offensichtlich ist Geduld eine Tugend, solange man gewinnt. Und das haben die Mavericks zuletzt gleich sechsmal in Folge getan. Nowitzki wurde von der Liga als Spieler der Woche der Western Confernce ausgerufen. Aber vermutlich würde niemand die gleiche abwartende, taxierende, vorsichtige Art für einen Pluspunkt halten, wenn man verliert. Die vier Niederlagen am Anfang der Saison werden der Mannschaft noch weh tun -
in der Endabrechnung, wenn es um Heimrecht in den Playoffs geht. ("Weh getan" war eine der Lieblingsfeststellung der Nummer 41 nach der Finalniederlage gegen Miami. Mal sehen wie groß der Weh-Faktor diesmal sein wird). Aber wenn Nowitzki soviel Geduld hat und sein Trainer Avery Johnson auch, warum sollten wir dafür kein Verständnis haben? Unser Geld und unser Job sind ja nicht gefährdet. Nur unsere Illusionen von einem überragenden Basketballspieler.

Kuriosum am Rande: Devean George hat seinen Hochschul-Abschluss auf dem Augsburg College gemacht. Nein. Das liegt nicht wie Würzburg in Bayern, sondern in Minneapolis.
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