Der heiligste aller Golf-Rasen, auf dem Millionen von Amateuren gerne mal eine eckige Runde drehen würden, ist in Gefahr. Der Old Course in St. Andrews, der gerne als der Geburtsort des jahrhundertealten Spiels der Schotten bezeichnet wird, leidet gewaltig unter einem neueren Phänomen: Immer mehr Golfer hebeln mit immer mehr Wucht große und tiefe Rasenstücke aus den Fairways, was zu reparieren immer schwerer wird (via SportsbyBrooks). Die Hauptschuldigen sind amerikanische Besucher, die die Anlage eigentlich als Mekka ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung betrachten und deshalb in Scharen anreisen und ohne Probleme 125 Pfund Greenfee und 40 Pfund für einen Caddie bezahlen. Aber anstatt im Stil der Schotten zu spielen, die den Ball bei ihren Schlägen traditionell eher sorgsam vom Gras herunterfegen und in der Nähe des Grüns mit Bump-and Run-Schlägen arbeiten (eine flachere Flugkurve sorgt dafür, dass der Ball im böigen und starken Nordseewind nicht unbeherrschbar wird), greifen die Touristen aus Übersee zu martialischen Methoden, die von einer neuen Schlägerkopftechnologie auch noch begünstigt wird: Sie nehmen riesige sogenannte Divots. Warum? Weil Tiger Woods so spielt, den man in den USA als Maß aller Dinge nimmt. Und weil man in Amerika gewöhnlich auf Plätzen mit einem anderen Mutterboden spielt, auf dem die gebräuchlichen Grassorten relativ leicht wieder nachgesät werden können und nachwachsen. Der harte Sandboden der schottischen Küstenlandschaft verfügt nicht über derartige magische Selbstheilungskräfte. Hier dauert alles sehr viel länger. Und warum auch nicht? Hier wird seit 1400 Golf gespielt, ein Jahrhundert, bevor Kolumbus Amerika entdeckte.
Nicht nur in St. Andrews macht man sich zunehmed Sorgen. Auch in Turnberry, wo in zwei Jahren die British Open ausgetragen werden, stellt man den Trend fest und muss immer mehr Leute einsetzen, die morgens in den wenigen Stunden, ehe man die Golfer auf den Platz lässt, über die Anlage hetzen und die hässlichen Spuren beseitigen. Am Hauptproblem aber wollen die Betreiber offensichtlich nichts ändern: Der Old Course in St. Andrews wird pro Jahr von 42.000 Flights bespielt und strapaziert - so intensiv wie kaum ein anderer Platz in der Welt. Die Schwierigkeit: St. Andrews, Sitz einer alten anerkannten Universität und einer Luftwaffenbasis, von der der Lärm der Düsenflugzeuge über die Dünenlandschaft dröhnt und einen bisweilen beim Spiel mächtig nervt, lebt inzwischen massiv vom Golf-Tourismus, der jedes Jahr eine halbe Million Menschen nach Schottland bringt. Gleich nebenan liegen mehrere Plätze, um die massive Nachfrage zu befriedigen.
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