25. September 2007

Einmal Empire, immer Empire

Wer hat eigentlich den Engländern beigebracht, dass sie das Fußballspiel, das sie dereinst in ein Regelwerk gegossen haben, auf ewig von einer erhobenen (erhabenen? arroganten?) Warte aus betrachten dürfen? Spätestens seit der Klatsche 1953 gegen Ungarn (oder allerspätestens seit dem zusammengeschummelten WM-Sieg 1966) sollte doch wohl klar sein: England stellt bestenfalls die Stadien und die Zuschauer zur Verfügung. Den attraktiven Rest liefert der Rest der Welt. Wozu ja mittlerweile auch das Geld gehört, das Investoren aus Russland und den USA in die Premier League pumpen. Und die Knete von den Fernsehanstalten aus aller Welt, die die Übertragungsrechte für die Liga und die Champions League bezahlen.

Aber so sind sie eben. Einmal Empire, immer Empire. Mit allem pomp and circumstance. Den jüngsten Fall erlebt man dieser Tage aus Sicht der USA. Also dort, wo David Beckham auf der Ersatzbank sitzt. Nun beschäftigen sich plötzlich blokes und lads mit Major League Soccer und mit dem Englisch, das von amerikanischen Fernsehkommentatoren verbrochen wird. Unter dem Vorwand, man müsse englischen Lesern die farbigen Begriffskonstruktionen übersetzen, werden nun immer wieder irgendwelche Beginner's Guide to MLS Terminology-Listen verfasst, die eigentlich nichts anderes besagen sollen: die spinnen, die Amis. Das Armutszeugnis solcher Belehrungsversuche besteht vor allem darin, dass die herausgepflückten Beispiele überhaupt nicht gebräuchlich sind, sondern vielleicht hin und wieder einem einzelnen Moderator mit Kreativambitionen von der Zunge rollen. Kein Wunder, dass die wahren US-Fußball-Fans, die solche verzerrenden Traktate hassen, inzwischen zurückballern und erklären: die Briten erfinden Sachen. Das tun sie sicher nicht. Sie pflegen einfach nur ihren Napoleon-Komplex - nach Strich und Faden.

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