13. September 2007

Knicks Gutes: Sexuelle Nötigung à la Madison Square Garden

Es muss ein angenehmes Gefühl sein, für einen Arbeitgeber zu arbeiten, der mit Geld nur so um sich schmeißt. Zumindest wenn man einen Vertrag mit der Basketballabteilung hat und männlichen Geschlechts ist. Dann steht man in der Gunst der Oberen des Madison Square Garden und macht im Profitcenter New York Knicks ein Vermögen. Ganz egal wie gut die sportlichen Resultate sind. Wehe aber man ist eine Frau, vielleicht noch ein bisschen selbstbewusst und nicht einverstanden, mit der Art und Weise, wie die weiblichen Beschäftigten behandelt werden, dann wird die Atmosphäre rasch ziemlich unangenehm. Die Details kann man dieser Tage den Berichten aus einem New Yorker Gerichtssaal entnehmen, wo eine ehemalige Angestellte den ganzen Laden und den Knicks-Trainer und General Manager Isiah Thomas im besonderen wegen sexueller Nötigung verklagt. Angesichts der Einzelheiten, die unter anderem dokumentieren, dass ein Spieler wie Stephon Marbury keine Schwierigkeiten hat, eine Knicks-Praktikantin für eine kleine Sexkapade in sein Auto zu lotsen (auch wenn die eigentlich gar nicht möchte, aber dem Druck nicht standhalten kann), bleibt die zentrale Frage: Wieso war man in der Top-Etage von Madison Square Garden nicht bereit, sich in aller Stille auf einen Vergleich einzulassen und hoffte statt dessen, dass man angesichts solcher Enthüllungen billiger davon kommt? Geht den Eigentümern das Geld aus, das sie aufgrund der Luxury Tax der NBA wie eine Fontäne übers ganze Land versprühen? Oder hatten sie gedacht, dass der Anwalt von Anucha Browne Sanders (Bild hier) die Zivilklage vorgebracht hat, zu blöd ist, um den Fall den Geschworenen möglichst plastisch vorzuexerzieren?

Wohl das letztere. Denn auf dem Papier sahen die Vorwürfe eher dünn aus. Nun zeigt sich jedoch, dass die Prozesstaktik sehr viel kraftvoller ist: Browne Sanders, die einst einen guten bezahlten Posten in der Marketingabteilung der Knicks bekleidete und rausgeworfen wurde, nachdem sie sich über die Behandlung und die verbalen Attacken von Thomas beschwert hatte (angeblich, weil sie sich in die durch ihre Beschwerde ausgelösten hausinternen Ermittlungen eingemischt hatte), konnte bislang sehr gut dokumentieren, wie das Top-Management damals reagierte, als es von den Klagen von betroffenen Frauen erfuhr: mit der typischen Ignoranz eines Männerladens und feindselig.

Man darf davon ausgehen, dass Isiah Thomas die konkreten Vorwürfe im Zeugenstand bestreiten wird. Denn wenn es für die Gespräche zwischen ihm und Browne Sanders keine Zeugen gab, steht danach Aussage gegen Aussage. Die Indizien allerdings bleiben bestehen. Die ehemalige Angestellte verlangt Schadensersatz in Höhe von 9,6 Millionen Dollar. Was sie im Gerichtssaal wirklich nur überzeugend darlegen muss, ist die Sache mit ihrem Rauswurf. Das amerikanische Arbeitsrecht ist alles andere als arbeitnehmerfreundlich - außer beim Thema sexuelle Nötigung. Da reicht es bereits, wenn einer Beschwerdeführerin gekündigt wird und die Kündigung als eindeutige Revanchehandlung interpretiert werden kann, um die Person einzuschüchtern und sie zum Schweigen zu bringen.

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