3. August 2009

Gar nichts okay am O.K. Corral

Es "diente als Vorbild zahlreicher Western und ist ein Symbol für den ständigen Kampf zwischen Recht und Gesetz auf der einen sowie offenem Banditentum auf der anderen Seite in den Grenzstädten des Wilden Westens, wo die Spannungen des Sezessionskrieges nachwirkten und Strafverfolgung oftmals nur spärlich stattfand". Ort der Handlung: Tombstone, ein unbebautes Grundstück hinter dem örtlichen Mietstall. Die Bilanz: 30 Schüsse, drei Tote.


Tombstone liegt rund 250 Kilometer südöstlich von Phoenix, wo man dieser Tage zwar nicht mehr ganz so schnell schießt, aber immer noch genügend Morde passieren (mehr jedenfalls als im Schnitt der USA). Und es liegt mit seinem Platz in der Mythologie der Cowboy-Kultur außerhalb der normalen Begriffsvermögens. Aber man braucht nur sehr wenig Fantasie, um sich angesichts der "Spannungen des Sezessionskriegs" rund um die Phoenix Coyotes vorzustellen, dass ein paar der Beteiligten vielleicht gerne die Sache in einem einzigen Showdown erledigen würden. Mit gezogener Waffe, versteht sich.


Waffen müssen aber nicht gleich töten. Es gibt auch andere Wirkungstreffer. Nehmen wir den kleinen Formfehler der Anwälte des bankrotten Eigentümers der Coyotes, die den Inhalt von Akten, die eigentlich als Verschlusssache behandelt werden sollten, mit ein wenig Geschick in die Öffentlichkeit bugsiert haben. Die vertraulichen Informationen betrafen die besonderen Anstrengungen des Kaufinteressenten Jerry Reinsdorf aus Chicago, der versprochen hat, nach einer Übernahme des Clubs nicht eine Sekunde lang an Umzug zu denken. Reinsdorf, dem die Chicago Bulls und die Chicago White Sox gehören, ist bekannt für sein Kostenbewusstsein. Er besitzt allerdings auch Ideen. Hier wollte er die Stadt Glendale, die den Coyotes die teure Halle gebaut hat, in eine komplexe Steuergeschenke-Geschichte verwickeln. Dazu wäre es vermutlich auch gekommen, wenn die Sache nicht aufgeflogen wäre. Denn niemand braucht die Coyotes so dringend wie Glendale.


Reinsdorf muss in Chicago wie das HB-Männchen an die Decke gegangen sein, als er erfuhr, dass sein Schachzug nicht mehr geheim ist. Sonst hätte er nicht damit gedroht, seine Offerte zurückzuziehen, die erst vor ein paar Tagen von der Liga-Führung abgenickt worden war. Die Entscheidung des Konkursrichters, der theoretisch auch die Abwanderung des Clubs nach Kanada in Erwägung ziehen könnte, wurde angesichts der neuen Entwicklungen verschoben. Was Reinsdorf macht, der jetzt wie ein Bösewicht und nicht mehr wie der große Retter aussieht, wissen wir nicht (via allesaussersport, der die News getwittert hatte).

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