Wir haben noch immer nichts vom neuen Ombudsman bei ESPN gelesen. Worauf wartet der eigentlich?
In der Zwischenzeit mehren sich die Stimmen von Leuten aus dem amerikanischen Sportjournalismus, die sich mit der Macht und der Rolle des Konglomerats kritisch beschäftigen. Natürlich liegt das zuerst einmal am Verhalten von ESPN selbst (siehe Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit hier und hier). Aber es liegt vermutlich auch daran, dass erfolgreiche Sportblogs wie Deadspin und The Big Lead schon seit einer Weile am Lack der omnipotenten Disney-Tochter kratzen. Auch das ist eine neue Medienrealität und mit verantwortlich dafür, dass ein beachtlicher Teil des jungen Publikums einen eher zynischen Blickwinkel gegenüber dem Gesamtpaket und seinen Protagonisten entwickelt hat. Solche Regungen mögen den mächtigen Männern in Bristol/Connecticut egal sein, denn die sind sicher nicht minder zynisch bei dem Versuch unterwegs, ihre Position im Markt weiterauszubauen.
Etwas anderes sind Meinungsäußerungen wie die heute bei National Public Radio von Frank Deford, einem der namhaften Sportautoren des Landes, der einst die Redaktion der ambitionierten Sporttageszeitung The National leitete und in langen Texten in Sports Illustrated und anderen seinen besonderen Sinn für die Qualität von Sportgeschichten hinreichend unter Beweis gestellt hat. Sein Wort hat Gewicht. Deford charakterisiert die Stellung von ESPN so: Das wäre als würde die Zeitschrift Vogue nicht nur über Mode berichten, sondern auch noch die wichtigstem Modeschauen veranstalten. Und als würde das Wall Street Journal nicht nur das Geschäft der Börse beobachten und kommentieren, sondern Rechte an den Informationen über die Aktienkurse besitzen. Der Höhepunkt der Kameraderie: ESPN leiste in seiner Allianz mit Starsportlern, die sich bereitwillig für – witzige – ESPN-Werbung zur Verfügung stellen der ganzen Branche einen Bärendienst: "Es mindert die Integrität des gesamten Sportjournalismus herab."
Besonders diese Vorwurf hat Deford dann nicht weiter ausgeführt. Aber man fragt sich jetzt: Wird Ombudsman Ohlmeyer nun den Sender verteidigen? Oder haut erin die gleiche Kerbe? Wir sind gespannt.
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