Die massiven Vorwürfe gegen Sir Allen Stanford verdichten sich. Der Texaner, der sich durch seine Sponsorenrolle im Golf und Cricket eine gutes Quantum an Sympathien erkauft hatte, kann seit gestern nicht mehr behaupten, in seinem Finanzimperium sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Sein ehemaliger Finanzchef hat im Rahmen des gegen ihn gerichteten Verfahrens gestanden, an einem riesigen Betrugskomplott beteiligt gewesen zu sein. Wir reden im Moment von 7 Milliarden Dollar, die über die Karibikinsel Antigua kanalisiert wurden, wo der Chef den Adelstitel Sir verliehen bekommen hatte. So bleibt Stanford jetzt nur noch jene klassische Verteidigungslinie, von der sich bisweilen die Geschworenen in Wirtschaftstrafprozessen in den USA tatsächlich überzeugen lassen: Er habe von dem Gewese in seinem Laden überhaupt nichts gewusst.
Der Betrugsfall muss offensichtlich nach dem Konzept eines Pyramidenspiels oder eines Schneeballsystems abgelaufen sein. Dabei verleitet man Investoren über das Versprechen von hohen Renditen, sich von ihrem Geld zu trennen, legt es aber nicht an, sondern verbraucht es für die eigenen Zwecke. Solange frische Summen hereinkommen, lassen sich Rückzahlungsforderungen bedienen. Die Finanzkrise brachte jedoch solche Aktivitiäten zu Fall. Denn plötzlich versuchten mehr Anleger ihr Geld zurückzuerhalten als noch da war. Der riesigste Betrugsfall ist mit dem Namen Bernard Madoff verbunden, der vor ein paar Wochen zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Der Erfinder dieses Betrugskonzept war übrigens nicht jener Charles Ponzi, der in den USA dafür bekannt wurde. Aber der Name hat sich eingeprägt.
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