16. August 2009

Olympic Network: Rückzieher der Amerikaner

Der NOK-Chef der Vereinigten Staaten hat in Berlin im Gespräch mit IOC-Chef Jacques Rogge einen taktischen Rückzieher gemacht. Das wird aus einer E-Mail deutlich, die soeben kurioserweise vom Chicagoer Bewerbungskomitee herausgegeben und an die Journalisten im Verteiler verschickt wurde. Man wolle nichts ohne die Zustimmung der IOC machen, versicherte Larry Probst, der Vorsitzende des NOK.

Der Streit dreht sich um eine Initiative der Amerikaner, in den USA zusammen mit dem Kabelanbieter Comcast einen eigenen Sportfernsehkanal zu eröffnen, der Olympic Network heißen soll. Als das Projekt vor einem Monat bekannt wurde, gab es nicht nur Widerspruch von NBC, dem Sender, der seit vielen Jahren für extrem viel Geld die amerikanischen Übertragungsrechte von den Olympischen Spielen besitzt. Auch beim IOC meldeten sich die Beschwerdeführer, die darauf aufmerksam machten, dass ein NOK (egal welches) aus eigener Kraft und im Alleingang so gut wie gar nichts darf, sobald die Markenrechte des IOC betroffen sind.

Die Angelegenheit wäre für sich genommen nur halb so interessant, wenn da nicht diese anhaltende Kontroverse um die Verteilung der Sponsoren und Fernsehlizenzen wäre, die den Amerikanern einen überproportional relativ hohen Anteil zubilligt (Begründung: aus den USA kommt auch überproportional mehr Geld in den großen Topf). Die anderen NOKs wollen mehr. Das USOC will nichts abgeben. Verkompliziert wird die Angelegenheit noch dadurch, dass sich Chicago um die Austragung der Sommerspiele 2016 bemüht und jedweder Gegenwind die Kandidatur gefährdet, Die Entscheidung wird im Oktober in Kopenhagen getroffen.

Hinweis in eigener Sache: Mehr zum Hintergrund der Entwicklungen und der Idee eines eigenen Fernsehkanals in einem Radiobeitrag, den ich im Juli für den Deutschlandfunk produziert habe.

2 Kommentare:

Paul Niemeyer hat gesagt…

Hatten nicht Sie - sorry für den Fall der Verwechslung! - mal in einem Artikel beschrieben, dass NBC von der Übertragung der Olympischen Spiel wirtschaftlich nicht profitiert, sondern es sich allein um ein Prestigeobjekt handelt? Und jetzt möchte man damit einen Fernsehsender aufbauen? Kann mir gut vorstellen, dass da einigen Investoren in Chicago & New York die Fingerchen schwitzig geworden sind.

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Ohne jetzt tief in den Archivschrank zu gehen: Nimmt man nur die Zahlen für die Lizenzrechte und die Produktionskosten auf der einen Seite und die Werbeeinnahmen auf der anderen Seite, kommt NBC auf plusminusnull. Der eigentliche Ertrag liegt darin, dass man während der Spiele relativ hohe Zuschauerzahlen hat und die mit Programmhinweisen auf eigene Angebote aus anderen Sparten neugierig machen kann. Zusätzliche nicht zu kalkulierende Erträge: der Imagewert für den Sender und die Möglichkeiten seine Nebenkanäle ins Gespräch zu bringen. In Peking hat man außerdem zum ersten Mal gezeigt, wie man als exklusiver Rechteinhaber auch auf dieser Plattform reüssiert. Solche praktischen Erfahrungen in einer sich verändernden Medienlandschaft sind sicher auch einiges Wert.

Ich hoffe, ich habe keine Missverständnisse provoziert: NBC will nicht dieses Olympic Network aufbauen, sondern doktert an ein eigenen Idee herum (hat aber noch nicht gesagt, was genau). Dieses Streitobjekt - Olympic Network - wäre Konkurrenz zu einer Eigenleistung des NOK. Das Konzept kann man am besten mit den Kanälen der NBA und der NFL vergleichen.