18. August 2009

US-Fußball: Er wächst, aber nicht zusammen

Manches im professionellen Sport in den USA ist anders als im Rest der Welt. Was hauptsächlich damit zu tun hat, dass sich das Geschäft schon früh entwickelte – ab dem Ende des 19. Jahrhunderts und völlig unbeeindruckt von solchen Konzepten wie den Vereins- und Verbandsstrukturen der britisch beeinflussten Verhältnisse in Europa.

Das Resultat ist eine Mixtur, die man womöglich als exotisch bezeichnen würde: Clubs als Unternehmen, Ligen ohne Auf- und Abstieg, einflussreiche Spielergewerkschaften, das System von Farm Teams. Tatsächlich war dieses System und die profitorientierte Philosophie dahinter für Zeiten wie heute – mit dem Zufluss von riesigen Beträgen aus der Vermarktung und der Lizensierung von Sport und von Stadien (Stichwort: Namensrechte) weit besser ausgerüstet als die Europäer. Nichts allerdings ist perfekt. Auch nicht die Situation in den USA, wie man an solchen Hängepartien wie dem Bankrott der Phoenix Coyotes erkennen kann. Von der doppelten Ausbeutung der College-Athleten (durch die Universitäten und durch die Ligen, die darüber auf billige Weise an ihren Nachwuchs gelangen) wollen wir gar nicht erst reden. Das Thema würde alleine mehrere Spalten füllen.

Ein kurioses Beispiel für die Verzerrungen, die das amerikanische System produziert, kann man zur Zeit im Fußball studieren, wo es Major League Soccer gibt und eine Organisation mit dem Namen United Soccer League (USL). Die beiden haben nichts miteinander zu tun, wurden aber jetzt zumindest über ein Gerücht zusammengebracht. Demnach steht die USL, aus der die MLS zuletzt ihre Expansion-Teams rekrutierte, zum Verkauf. Und die MLS war angeblich an einem Erwerb interessiert. Eine solche Verschmelzung wäre aus vielen Gründen überfällig – sei es um ein Farm-Team-Konzept zu schaffen oder eine Aufstiegs-Abstiegs-Mechanik. Aber die wirtschaftlichen Realitäten werden das wohl verhindern. Eine der Konsequenzen: Die meisten guten US-Kicker werden auch weiterhin zumindest zeitweise in Europa spielen und dort fehlen, wo sie dringend gebraucht werden: beim Aufbau einer flächendeckenden Struktur, die am Ende Major League Soccer die Zuschauer bringt, die ihr jetzt noch immer fehlen, um wirklich ernst genommen zu werden.

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