25. August 2009

Sportmonopole vs. Medienmacht: Das Beispiel SEC

Der Collegesport in den USA wird von mehreren Verwertungsmaschinen in Schwung gehalten. Das Reglement wird von der NCAA bestimmt (die im Football aber auch nach hundert Jahren noch keine amerikanische Meisterschaft auf die die Beine bekommen hat), die Organisationstruktur von den sogenannten Conferences. Die haben meistens engeren regionalen Zuschnitt, was die Reisekosten im Zaum und die traditionellen Rivalitäten zwischen einzelnen Universitäten in Schwung hält. Die Conferences sind mächtig. So mächtig, dass sie jetzt in der populärsten aller Sportarte – im Football – als Speerspitze im Kampf gegen die Verwertung von Informationen, Bildern und Videos durch die traditionellen Medien antreten.

Das interessante an dem aktuellen Tauziehen, ist, dass es nicht vor Gericht ausgetragen wird wie etwa der Streit des Württembergischen Fußballverbandes mit dem Internetportal Hartplatzhelden. Es ist mehr das typisch amerikanische Powerplay, in dem zwei Seiten die Muskeln spielen lassen und sich vermutlich am Ende irgendwo auf halbem Weg einigen werden. Die treibende Kraft ist zur Zeit die Southeastern Conference (SEC), die Journalisten, die sich zu ihren Spielen akkreditieren wollen, ein Papier vorgelegt hat, dass journalistische Arbeit im Internet-Zeitalter (mit Video, Audio-Dateien, Blogs) unmöglich macht. Wer das Papier unterschreibt, bekommt zwar Zugang, aber soll gleichzeitig noch seine eigenen Rechte zur Verwertung an die Conference abtreten. Zur SEC gehören überwiegend staatliche Universitäten in Arkansas, Louisiana, Kentucky, Tennessee, Alabama, Mississippi, Georgia und Florida.

Nun haben die Nachrichtenagentur Associated Press und der Großverlag Gannett (USA Today und rund zwölf Zeitungen im Verbreitungsgebiet der Conference) den Leuten von der SEC erklärt, dann müssten sie eben ohne die Berichterstattung dieser beiden Institutionen auskommen. Nicht schlecht. Aber die Frage stellt sich mittlerweile: Brauchen solche mächtigen Einrichtungen wie die SEC mit ihrem eingebauten Fan-Gerüst und eigenen Webseiten und modernen technischen Ausstattungen, um eigene Medienarbeit zu betreiben, überhaupt noch die klassischen Medien? Würden sie ohne den PR-Effekt der Agenturen und Verlage wirtschaftlich zurecht kommen?

Vermutlich durchaus. Das einzige, was sie nicht gewinnen können, ist guter Wille. Die Universitäten betreiben nämlich mit Hilfe ihrer Vermarktungsstrategien ein perverses Spiel. Sie nutzen zu einem erheblichen Teil öffentliche Ressourcen (in Form von Steuersubventionen und kostenlosen Polizeieinsätzen), um Trainern von lupenreinen Amateuren Gehälter jenseits der 2 Millionen Dollar pro Jahr zu bezahlen. Obendrein sind sie als steuerbefreite und staatliche Bildungseinrichtungen, die sich über hohe Studiengebühren finanzieren, dem Grundgedanken des Allgemeinnutzens verpflichtet. Da kann man nicht so ohne weiteres der Öffentlichkeit den nackten Allerwertesten ins Gesicht strecken.

Ähnlich wie bei den Hartplatzhelden geht es um mehr als um den Einzelfall. Andere Ligen und Sporteinrichtungen dürften sich brennend dafür interessieren, wie die Sache ausgeht. So viel ist klar: Dass die Monopolbetriebe des Sport freiwillig und ohne Druck irgendetwas aufgeben, was sie für ihres halten, sollte man gar nicht erst vermuten. Sie ticken da so ähnlich wie die Ölkonzerne und die Investmentbanken an Wall Street. Sie betrachten das Ganze als ihr Casino. Wir sind nur willkommen, solange wir die einarmigen Banditen mit Chips füttern und am Roulette-Tisch brav unser Erspartes verzocken.

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