Es gibt nicht so viele Golfplätze auf der Welt, bei dem einem der Ausblick von den meisten Abschlägen schlichtweg die Sprache verschlägt. Manche haben einzelne spektakuläre Bahnen, bei denen man den Ball etwa über windumtoste Meeresbuchten schlagen muss und nach Art von Manni Kaltz eine Flugbahn gegen die Brise absteuern muss. Manche gestatten einem von den höchsten Punkten des Geländes aus ein einladendes Panorama von Ozean und Dünen, Kliffs und Brandung. Aber hinten am Horizont läuft die Optik in flachen Farben und dünnen Linien aus. Wenn da nicht ein Wal aus dem Wasser aufsteigt, wie das schon mal in Kapalua auf der Insel Maui passiert, ist der vorherrschende Eindruck eher Beschaulichkeit.
Deshalb ist der Platz, auf dem an diesem Wochenende die Profi-Karawane der PGA Tour Station macht, so außergewöhnlich: Auf Liberty National bestimmen zwei der eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten die Kulisse: die Freiheitsstatue und die Wolkenkratzerlandschaft von Manhattan. Der Platz wurde vor ein paar Jahren für teures Geld auf eine Schutt- und Giftmüllzone gekleistert, was lange dauerte, weil die Behörden nicht leichtfertig Genehmigungen erteilen. Die New York Times hat diesen Teil der Geschichte neulich ausführlich erzählt. Der Club ist in privater Hand und steht deshalb für Normalsterbliche nicht auf der Wunschliste.
So reizvoll das Visuelle auch sein mag und so leicht es sich auch in attraktive Fernsehbilder und Fotografien umsetzen lässt, irgendetwas an der Entscheidung der PGA Tour für diese Anlage ähnelt einem Griff ins Klo. Das Gefühl jedenfalls erhält man, wenn man den Bericht von John Hawkins in Golf Digest liest, der zwar keinen der Spieler offiziell dazu bringen konnte, sein Missfallen zu Protokoll zu geben, aber hinter vorgehaltener Hand viele Beschwerden eingesammelt hat. Das Besondere: die Tour-Leitung hat ganz offensichtlich die sonst so meinungsfreudigen Profis dazu vergattert, bloß nichts Negatives über den Platz zu sagen. Weshalb sich Tiger Woods zu einer Wischi-Waschi-Aussage bequemte: "Es ist interessant", sagte er über den grünen Teppich mit seinen relativ kleinen Grüns und der künstlich aufgeschütteten Golflandschaft.
Mit dem Turnier auf der anderen Seite des Hudson in New Jersey beginnt die letzte Phase der Saison, das Playoff-Format um den FedEx-Cup. In zwei Wochen wird das Feld auf etwas mehr als die Hälfte zusammengeschrumpft sein und die Crème de la Crème bei der BMW Championship in Cog Hill außerhalb von Chicago antreten. Wie vor zwei Jahren auch werde ich von dort aus berichten. Voraussichtlich auch über das Thema: Was wenn Golf olympisch wird?
Martin Kaymer, der sich bei einem Unfall auf einer Go-Kart-Bahn in Phoenix mehrere Knochen im Fuß gebrochen hat, wäre übrigens sowieso weder in New Jersey noch in Chicago dabei gewesen. Er hatte als Nichtmitglied der PGA Tour mit der PGA Championship das jährliche Kontingent seiner Gastauftritte in den USA ausgeschöpft. Die aktuellen Meldungen über den Weltranglistenzwölften sagen, dass er wohl nach einer notwendig gewordenen Operation sechs Wochen Zwangspause einlegen muss.
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