20. September 2006

Dublin leidet unterm Ryder-Cup

Soll man sagen: Das habt ihr jetzt davon? In Dublin ächzt man unter den Folgen des Ryder-Cups (via Nachspiel). Viele Zuschauer. Viele Sicherheit. Viel teuer das alles. Die Reaktion kann man verstehen. Aber Strafe muss sein. Wer einen solch langweiligen Platz wie den Arnold-Palmer-Course des K-Club - das Besitztum eines reichen Papierfabrikanten - für ein solch reizvolles Turnier zur Verfügung stellt, wo es doch mindestens zehn viel attraktivere auf der irischen Insel gibt, gehört gestubst. Der Golf Channel in den USA ist seit dem Wochenanfang in Permanentberichterstattungslaune, was einen hoffen lässt, dass es endlich losgeht. Prognose? Nicht von dieser Stelle aus. Wir spielen nicht mal Lotto, obwohl man an manchen Wochenenden in den USA Jackpots von 20 Millionen Dollar und mehr gewinnen kann.

Statt dessen hier die American Arena Ryder-Cup Click-Liste für alle, die sich noch rechtzeitig einlesen wollen:

Blick zurück: Was die Kapitäne beim Ryder-Cup ausrichten oder auch nicht
Blick zurück: Tom Lehman suchte Rat bei Coach K
Blick zurück: Fernsehwerbung für den Cup in Irland
Blick zurück: Tiger Woods backt die kleinen Brötchen des Außenseiters
Blick zurück: So sieht die europäische Mannschaft aus
Blick zurück: Amerikas Team steht

Und als kleine Dreingabe dieser Text, den ich für die letzte Golfbeilage der Schweizer Handelszeitung geschrieben habe, der am 30. August erschien:
Spielplatz der Milliardäre RYDER-CUP Der Mannschaftswettbewerb ist längst ein Prestigeturnier zwischen Europa und den USA. Und in jeder Beziehung eine Geldmaschine. Ganz besonders heuer in Irland auf dem K-Club. Es hätte eigentlich nie um Geld gehen sollen. Aber 1991, 60 Jahre nach der Premiere des Ryder-Cup, sahen die Männer, die den Wettbewerb über diese lange Zeit mit ihrem Enthusiasmus und wenigen finanziellen Mitteln am Leben erhalten hatten, eine Chance. Die Europäer hatten sportlich gleichgezogen. Das Mannschaftsturnier mit den altertümlichen Spielformen wie Matchplay und Zwei gegen Zwei war zu einem neuen Prestigetermin im voll gestopften internationalen Golfkalender geworden. Und der amerikanische Fernsehsender NBC bot erstmals einen nennenswerten Betrag für die übertragungsrechte. Die Spieler gehen leer aus Heute findet niemand etwas dabei, dass der Kontinentalwettkampf einen kommerziellen und profitablen Zuschnitt hat. Zumal die Ausrichtung rund 40 Mio Fr. verschlingt. Die Ironie besteht allein darin: Aufgrund der Tradition erhalten die insgesamt 24 Spieler und die beiden Team Captains mit ihren Assistenten weder ein Antrittsgeld noch eine Erfolgsprämie. Für andere spielt Geld umso mehr eine Rolle. Für die Greenkeeper des K-Club ausserhalb von Dublin, wo die Veranstaltung in diesem Jahr vom 22. bis zum 24. September stattfindet, handelt es sich um nur ein paar Euro pro Stunde. Aber das reicht ihnen, um mit Streik zu drohen. Irlands Wirtschaft schwärmt Andere denken und rechnen in Millionengrössenordnungen. Dies gilt zum Beispiel für die irische Wirtschaft. Die profitiert unmittelbar von einem Besucherandrang von täglich 40000 Zuschauern, von denen viele eigens auf die Insel reisen werden. Nach Berechnungen, die beim letzten Ryder-Cup vor zwei Jahren in Detroit angestellt wurden, liegt der wirtschaftliche Effekt der Veranstaltung auf eine Region bei umgerechnet mehr als 100 Mio Fr. Ebenso wichtig ist die langfristige Werbewirkung. Wir werden in der Lage sein, der Welt zu zeigen, was wir zu bieten haben, meint Irlands Premierminister Bertie Ahern, und weist darauf hin, dass die grüne Insel über 400 Golfplätze verfügt, die sich seit Jahren vor allem bei amerikanischen Freizeitspielern grosser Beliebtheit erfreuen. Seine Regierung hat in grossem Stil in Infrastrukturverbesserungen investiert. Die grösste Cash Cow im Golf Der in Monaco beheimatete Multimillionär Sir Michael Smurfit, dem der K-Club und das angeschlossene Hotel gehören, weiss das zu schätzen. Man sollte nicht vergessen, dass der Ryder-Cup ein Geschäft ist, sagt der höchst erfolgreiche 69-jährige Papier- und Verpackungsunternehmer. Da wird in grossem Stil investiert. Und die PGA und die European Tour sind auf die Gewinne angewiesen. Die Projektion für den überschuss aus dem Verkauf der Fernsehrechte, der Eintrittskarten und der Vermietung von zahllosen Sponsorenzelten liegt bei 25 Mio Fr. Der Ryder-Cup ist die grösste Cash Cow in dieser Sportart, lautete schon vor einer Weile das Fazit des amerikanischen Fachblatts Golf Digest.Finanzielle Hintergründe sind denn auch der entscheidende Faktor dafür, weshalb das Turnier alle vier Jahre in Europa auf vergleichsweise reizlosen Golfplätzen ausgetragen wird, zu denen jedoch Otto Normalverbraucher für stattliche Green Fees von 400 Fr. pro Runde durchaus Zutritt hat. Während die Amerikaner meistens anspruchsvolle alte Anlagen von regelrechtem Grand-Slam-Kaliber aus dem Hut ziehen, bietet man auf der rechten Seite des Atlantiks inzwischen bevorzugt die Spielplätze von einflussreichen Männern auf. Das begann in Valderrama 1997, das dem bolivianischen Milliardär Jimmy Patino gehört, und wird in vier Jahren in Wales so ähnlich sein. Das Vermögen von Sir Terry Matthews, dem erfolgreichen Hightech-Unternehmer mit Sitz in Kanada und Eigentümer des Celtic Manor Resort in Newport, wird ebenfalls auf zehnstellig geschätzt.

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