22. September 2006

Ryder-Cup Freitag: Abschließende Analyse

Man muss leider über Colin Montgomerie reden. In beiden Matches jeweils einmal ins Wasser - das entspricht nicht seiner traditionell sehr guten Einstellung im Ryder-Cup-Wettbewerb, also dann, wenn er den amerikanischen Spielern ganz subtil heimzahlt, dass man ihn in den USA jahrelang so verächtlich behandelt hat (wo man so tun, als seien seine zwei Playoffniederlagen bei Majors ein Indiz für Schwäche). Schön, dass er den Birdie-Putt am Nachmittag auf dem 18. Grün einlochen konnte. Denn damit kam er wenigstens auf einen halben Punkt fürs Team.

Man muss auch über Padraig Harrington reden. Er hat zwar auch einen halben Punkt beigesteuert, aber am Nachmittag hat er auf der letzten Strecke des Matches mit seinem irischen Landsmann Paul McGinley mit einem jammervollen Chip aus 80 Metern einen weiteren halben Punkt versemmelt. Ein Wackelkandidat für Samstag.

Aber alles andere verdient gute Noten: Vor allem Sergio Garcia, der mit seinen hervorragenden Annäherungsschlägen das amerikanische Wunderduo Tiger Woods und Jim Furyk verstörte. Und natürlich auch Captain Ian Woosnam, der mit einer 5:3-Führung in den zweiten Tag geht, bereits alle Spieler einmal im Einsatz hatte (gut fürs Gemeinschaftsgefühl), dessen Wildcard-Spieler Darren Clarke und Lee Westwood 1 1/2 Punkte wert waren. Der eine irische Combo ausprobiert hat (für die Galerie) und damit nicht ganz schief lag.

Sein Widersacher Tom Lehman musste hilflos mit ansehen, wie Tiger Woods aufs Neue zeigte, dass er beim Ryder-Cup wie gefangen im Käfig herumläuft. Er musste ebenfalls zusehen, wie Phil Mickelson einmal mehr hinter seinen Möglichkeiten zurück blieb. Der einzige Trost für Tag zwei: Seit der Erweiterung auf ein gesamteuropäisches Team hat es noch nie so viele Matches am ersten Ryder-Cup-Tag gegeben, die erst auf dem letzten Grün entschieden wurden (sieben von acht). Daraus ließe sich schlussfolgern, dass die Partien ausgeglichen waren und immer nur sehr wenig den entscheidenden Ausschlag gegeben hat. Aber morgen wird wieder völlig neu gemischt. Vor allem weil Lehman angesichts der Resultate gezwungen sein wird, ein paar seiner Teams auseinanderzureißen. Woods braucht einen neuen Partner (Chris DiMarco?). Mickelson sollte mit Stewart Cink zusammengebracht werden, damit David Toms und Zack Johnson zusammengespannt werden können. Nur wenn die Amerikaner am Morgen mit einer veränderten Besetzung einen Weg finden, klar und deutlich Matches zu gewinnen, haben sie am Nachmittag eine realistische Chance auf eine bessere Ausgangsposition.

Ian Woosnam ist in der günstigen Lage, fast gar nichts machen zu müssen. Vielleicht sollte er die beiden Schweden in einer der Fourball-Partien in einen Flight stecken. Die könnten ein bisschen mehr Euphorie gut gebrauchen. Und wenn es nicht klappt, ist nicht viel verloren.

Anmerkung: Ich habe soeben die Ansetzungen für die Fourball-Matches gesehen. Lehman hat im Prinzip überhaupt nicht reagiert, außer Scott Verplank mit Zach Johnson zu bringen. Verplank hat so wie Vaughn Taylor bisher nur gesessen. Es wird Zeit, dass er sich warm spielt. Wann er Taylor bringen will, kann man nur mutmaßen.

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