13. März 2009

Geht nicht nur auf die Knochen

Man liest solche Geschichten nur selten. Wahrscheinlich weil die Masse der Leute das gar nicht wissen will: Dass der Bewegungsablauf eines Baseball-Pitchers beim Wurf (und sei er noch so klug und sorgfältig antrainiert) einen katastrophalen Fehler hat. Er ruiniert die Muskulatur. Genauso wie man nur selten etwas über die zerschundenen Football-Profis liest, die mit kaputten Gelenken oder – noch schlimmer – mit unheilbaren Hirnschäden nach dem Ende ihrer Karriere für den Rest ihres Lebens zum Sozialfall werden. Weshalb jedes Mal, wenn man sich mit den Kollateralschäden von gewalttätigen Sportarten beschäftigt, zwei Frage auftauchen: Warum ist das so? Und muss das so bleiben?

Die Probleme sind übrigens nicht auf die USA beschränkt. Ich nehme mal an, dass diese Studie aus Italien und den Folgeproblemen für Fußballspieler fast überall unter den Tisch gefallen ist. Da wurde der Verdacht laut – zugegeben auf der Basis einer statistisch gesehen relativ kleinen Menge von Fällen – dass es einen Zusammenhang zwischen dem Kopfballspiel und etwaigen Gehirnerschütterungen auf der einen Seite und der Häufigkeit von Lou Gehrig's Disease geben dürfte. Die Krankheit ist eine Nerven- und Muskellähmung und führt nach ihrem Einsetzen innerhalb weniger Jahre zum Tod. Heilung gibt es nicht. Der offizielle Name des Leidens lautet übrigens Amyotrophe Lateralsklerose (ALS).

Man kann das eine besondere Ironie finden, dass diese Krankheit im Volksmund nach einem der besten Baseballspieler aller Zeiten benannt ist. Oder vielleicht auch nicht. Als Lou Gehrig (ein Sohn deutscher Einwanderer, der eigentlich Ludwig Heinrich hieß) die Diagnose erfuhr und er sich auf eine erinnerungswürdige Weise im Yankee Stadium in New York von seinen Fans verabschiedete, hatte niemand auch nur eine Ahnung davon, wodurch diese irreversible Fehlsteuerung des Körpers ausgelöst wurde. Das war in den dreißiger Jahren.

Wir sind heute nicht viel schlauer.

Zum Thema der leidenden alten Football-Profis habe ich vor ein paar Wochen aus Anlass des Super Bowls einen Beitrag für den Deutschlandfunk zusammengestellt.

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