Es gibt diese Bereitschaft von Menschen, sich professionelle Fußballspieler intelligenter und attraktiver zu zeichnen, als sie das sind. Und das ist kein Hieb gegen Fußballspieler, unter denen es so gut wie keine Universitätsabsolventen gibt, keine Leser von klugen Zeitschriften und guten Büchern und sicher keine Liebhaber von bemerkenswerten Gedichten. Es ist eher ein Hieb gegen die Träumer, wie sie womöglich auch beim BBC sitzen, wo man mit diesem Beitrag in eine seltsame Richtung gegen den Strich bürstet und dabei zumindest den Eindruck erweckt, als gäbe es Fußballprofis, die Gedichte wenigstens auf eine ansprechende Weise rezitieren können. Das konnten schon 95 Prozent meiner Klassenkollegen nicht. Und von denen ging jeder an die Uni.
Ich weiß, es war als Provokation gedacht. Als Stolperstein, so wie die kurzen Zeilen auf den Werbetafeln in der New Yorker U-Bahn, auf die unweigerlich der Blick fällt, weil man den Augen des Gegenübers entgehen will und niemanden aus Versehen anstarren. Aber das macht nur Sinn, wenn man sich mit dem in einem reizvollen flachgebürsteten schottischen Akzent vorgetragenen Gedicht auch wirklich beschäftigt. Und so wird man feststellen, dass Jerusalem von William Blake einem angesichts seiner nachlässigen Haltung gegenüber der Philosophie der Aufklärung heute eher gar nichts sagt. Außer dass diese Worte verdammt gut klingen. Aber das ist mir zu wenig (via Anke Gröner)
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