Setzen Sportblogs in den USA jetzt schon die Themen? Vielleicht noch nicht oft. Aber man wird den Verdacht nicht los, dass wir bald so weit sein werden. Zumindest wenn man sich anschaut, wie und auf welche Weise eine Generalverdachtsgeschichte zum Thema Doping in Philadelphia hochgespült wurde. Der Sportler, um den es geht, ist Baseballprofi Raul Ibanez von den Philadelphia Phillies, dessen Leistungswerte auffällig besser geworden sind – im stolzen Alter von 37 Jahren. Das wurde im Blog Midwestsportsfans thematisiert und nahm von dort aus ziemlich schnell Fahrt auf. Beim Philadelphia Inquirer, der alteingesessenen Tageszeitung, spitzte man die Sache zu, ließ Ibanez zu Wort kommen und watschte den Blogger ab. Von dort aus wanderte die Geschichte in die Fernsehsendung Outside The Lines bei ESPN, wo man sich anstrengt, kritische Gedanken zum Sport aufzugreifen.
Natürlich dient die Ereigniskette in erster Linie einem politischen Zweck: Die etablierten Medien zeigen den nachwachsenden jungen Medien bei einer solchen Gelegenheit gerne, dass sie das Verantwortungsbewusstsein in Person sind und weit davon entfernt wären, Gerüchte welcher Art auch immer in die Welt zu streuen. Aber mal abgesehen davon, dass die Etablierten viel und lange schlafen, wenn es um kritische Berichterstattung geht und darüberhinaus ebenso gerne Gerüchte fabrizieren, gibt einem diese Auseinandersetzung das Gefühl, dass sich die tektonischen Platten verschieben. Niemand wäre gezwungen gewesen, das Thema überhaupt zu vertiefen oder aufzuwerten. Aber in diesen Tagen, in denen Zeitungen schließen oder Stellen abbauen, kann man sich offensichtlich nicht mehr leisten, heiße Eisen nach Wunsch zu ignorieren. Denn so viel steht fest: Die Frage, ob Ibanez gedopt ist und ob die Tests in der Baseball-Liga wirklich viel bringen, ist legitim.
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