7. April 2007

Masters: Ist das noch Golf oder schon Selbstkasteiung?

Sie haben in Augusta Schilder mit roten Ziffern. Aber in diesem Jahr werden sie sie vermutlich nicht mehr brauchen. Am Samstag rutschte ein Golfer nach dem anderen aus der Zone unter Par, die auf den Anzeigetafeln der Turniere traditionell nicht mit einem Minuszeichen angezeigt wird, sondern mit einer Zahl in rot. So wie die besten Spieler der Welt über den Platz des Masters schlittern, wird man sich mit dem Gedanken abfinden müssen, dass der Sieger am Sonntag mit einer Gesamtzahl von Schlägen von Par oder drüber ins Clubhaus kommt. Und dass die anderen mit einem ziemlich angeschlagenen Ego nach Hause fahren. Augusta National, das in den letzten Jahren auf einigen Löchern mehrfach entscheidend modifiziert und verlängert wurde, kommt unter solchen Umständen - kalt, windig, extrem schnelle Grüns - einer Selbstflagellation gleich.

Für den golfspielenden Zuschauer haben die Resultate etwas Befriedigendes. Zeigen sie doch, dass die Profis mitunter ähnliche Probleme haben wie die Amateure, die jedoch lange nicht so gut vorbereitet und austrainiert in ihre Turniere gehen wie die Vorzeigespieler. Die Pein auf den Gesichtern, die kaum zurückgehaltene Wut eines Tiger Woods beim Fernsehinterview nach einer Runde mit kleinen, aber teuren Patzern - all das gibt es sonst nur selten. Meistens cruisen die Spieler auf den typischen Plätzen wie mit dem Tempomat über die Autobahn und harken Birdies zu Hauf zusammen. Hier haut das nicht hin, weil der Platz jeden kleinen Fehler bestraft. Manchmal sogar nur mit einem Doppel-Bogey, manchmal aber auch mit einem Triple-Bogey (Stuart Appleby am 17. Loch), manchmal auch mit einem Quadruple-Bogey (Geoff Ogilvey an der 15, weil er zweimal den Ball in dem aufgestauten Bach vor dem Grün deponiert). Man muss genau wissen, wann man den Fuß vom Gas nimmt und wann nicht. Deshalb ist Tiger Woods trotz allen Frusts morgen der große Favorit. Denn in der vierten Runde spielt man nicht mehr nur gegen den Platz, sondern auch gegen die Konkurrenten, die sich bei dem Versuch einen abbrechen werden, dem Weltranglistenersten das Green Jacket wegzuschnappen. Appleby hat einen Schlag Vorsprung, wenn die beiden morgen zusammen auf die entscheidende Runde gehen. Aber er kennt seinen Gegner von zahlreichen gemeinsamen Trainingsrunden ziemlich gut und gab auf die Frage, wie es denn wohl sein werde, neben dem Supergolfer um einen derart renommierten Titel zu spielen: "Er wird nicht mal wissen, dass ich da bin."

Die Prognose von gestern kann ich knicken. Ich hatte in den Kommentaren noch die Namen Appleby und Rose erwähnt. Aber der Rest (außer Tiger Woods) war schlechter als gedacht. Dafür ein Lob an kurtspaeter und seinen Hinweis auf Padraig Harrington. Der Ire ist noch im Rennen.
Blick zurück: Die Masters-Prognose vom Freitag

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke für das Lob, aber irgendwas muss ja mein Ryder Cup Besuch gebracht haben...

Nee, im Ernst, ich bin mir nicht sicher, ob sich die Verantwortlichen in Augusta bzw die USGA bei den US Open einen Gefallen tun. Die Plätze schwer zu halten, damit es keine Ergebnisse bei zehn bis zwanzig unter Par gibt, das ist kein Thema und völlig o.k.. Aber so schwer, das kein Ball auf dem Grün anhält, das hat mit Sport wenig zu tun. Dann kann man anstelle eines Grüns auch eine Eisfläche verlegen und das Masters als Glücksspiel ansehen. Meine Meinung dazu.