Ich habe nicht die Absicht, das Geld für das neue Buch von Jim Gorant auszugeben, das bereits in seinem Titel verrät, um was es geht: Fanatic: Ten Things All Sports Fans Should Do Before They Die. Erstens, weil ich gar nicht in die Verlegenheit kommen möchte, seine Liste von Veranstaltungen, die man allesamt einmal im Leben besucht haben sollte, mit meinen eigenen Eindrücken abzugleichen. Zweitens, weil ich etwas gegen das Konzept habe, alles und jedes auf eine übersichtliche Zehn-Punkte-Liste zu reduzieren. Drittens weil die amerikanische Sicht der Welt einfach sehr beschränkt ist und nur bedingt als Vorlage für Handlunganweisungen jedweder Art taugt. So hat Gorant als einzigen Ort außerhalb der USA, der vor ihm bestehen kann, die Anlage der All-England-Championships in Wimbledon für sein Kompendium berücksichtigt. Und viertens weil der Erlebniswert des Besuchs einer Prestige-Sportveranstaltung zum Besuch eines Rummelplatzes ausgeartet ist. Überall wird gehökert - T-Shirts. Kappen. Hot Dogs. Bier. Man kann sonntags mit ebenso viel Vergnügen seine Hartplatzhelden genießen und erlebt dort viel unmittelbarer, was Sportbegeisterung ist.
Gorants Buch-Idee entspringt einer typisch amerikanischen Vorliebe für die Überhöhung des Banalen, verbunden mit einer heimlichen Sehnsucht nach Pilgerstätten, wie sie etwa im Islam verankert ist. Das kommt davon, wenn man Profiligen organisiert, in denen Mannschaften achtzigmal pro Saison spielen (Basketball und Eishockey) oder 160mal (Baseball). Und wenn man dauernd Hallen und Stadien abreißt und neue luxuriöse Entertainment-Schuppen baut, die wieder gesprengt werden, ehe sie auch nur Patina ansetzen können.
Ganz abgesehen davon: Zu einer Veranstaltung wie dem Masters in Augusta haben Normalsterbliche (pardon the pun) gar keinen Zugang (Es sei denn sie bezahlen auf dem Schwarzen Markt ein horrendes Geld, was die Erwartungen auf das Erlebnis zwar steigert, aber nicht vor der einsetzenden Enttäuschung angesichts der Realität schützen kann.) Das Masters besuchen tausende von Dauerkartenbesitzer, die sich wie eine besondere privilegierte Kaste fühlen. Leider wird das in dem Ausschnitt aus seinem Buch, das golf.com publiziert hat, nicht mal erwähnt (danke an foremenblog für den Hinweis auf die Fundstelle)
Übrigens: Das Turnier beginnt morgen. Tiger Woods ist Favorit. Phil Mickelson hat wieder zwei Driver im Bag. Und der neue Mann an der Spitze des ausrichtenden Clubs, der berühmt dafür ist, keine Frauen als Mitglieder aufzunehmen, ist ein bekanntes Gesicht. Billy Payne hat übernommen. Das ist der Mann, der die Olympischen Spiele 1996 nach Atlanta geholt und geleitet hatte. Eine Jubiläumsveranstaltung, gewiss. Aber wenn man heute nach Atlanta kommt, findet man in den Straßen der Stadt nicht mal Spuren von ihr (abgesehen von einer Freifläche mit einem Springbrunnen).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen