Das dunkelste aller dark horses auf dem schwersten Platz mit dem höchsten Score in der Geschichte des Turniers. Damit hatte wirklich niemand gerechnet. Zumal Tiger Woods sein Bestes versuchte, der Südafrikaner Retief Goosen aus der Tiefe des Teilnehmerfeldes auftauchte und auch noch sein Landsmann Rory Sabbatini. Also müssen wir uns an den Namen Zach Johnson gewöhnen. Und an die Biographie eines Golfers aus kleinen Verhältnissen, der sich zielstrebig hocharbeitete, um am Osterwochenende beim Masters all sein Können und seinen Ehrgeiz zusammenzulegen und mit einem Schlag über Par und zwei Schlägen Vorsprung auf Woods, Goosen und Sabbatini das erste Major des Jahres 2007 zu gewinnen. Ein Amerikaner, der im letzten Jahr schon gut genug war für das warmduschende Ryder-Cup-Team der USA und der im Laufe der vier Runden von Augusta den einen oder anderen Patzer begangen hatte, ohne die er noch viel klarer gewonnen hätte.
Gepatzt haben alle. Die einen mehr, die anderen weniger. Der Platz verzieh diesmal fast überhaupt keine Abweichungen von den idealen Anspielpunkten, egal ob in der Bahn oder auf dem Grün. Bei den meisten anderen Turnieren können die Cracks gewöhnlich getrost auf die Fahne zielen, und es wird zum entscheidenden Faktor, wo der Ball landet, Denn auf den meist teppichweicheren Grüns kann man ihn entweder exakt dort zum Stoppen bringen oder soviel Effet mit auf den Weg geben, dass er wie eine Billardkugel kontrolliert zurückfitscht. Das kann man in Augusta vergessen. Der Ball springt ab und rollt weiter, bis er irgendwo auf dem welligen Grün zur Ruhe kommt. Meistens muss man von dort aus längere Distanzen als die gewohnten drei Meter (oder weniger) putten. Und das auf nur schwer zu kalkulierenden Puttlinien.
Warum war Johnson unter den kühlen und oft windigen und damit extrem schwierigen Bedingungen besser? Er dankte Jesus, was sicher keine hinreichende Erklärung für das Resultat war. Die Antwort hatte vermutlich mehr damit zu tun, dass er - ohne die körperliche Kapazität der Longhitter - weit mehr zum Nachdenken gezwungen war und meistens die richtigen Entscheidungen traf. Das konnte man an seinen Resultaten auf den vier Par-Fünf-Löchern ablesen, auf denen er in vier Runden auf elf Birdies kam. Und so gut wie immer war er gezwungen gewesen, den Ball mit dem zweiten Schlag irgendwo vor dem Grün planvoll abzulegen. Das war kein spektakuläres Golf, aber es war wirkungsvoll. Es reichte nciht nur für ein nagelneues grünes Sakko, sondern für einen Siegerscheck über 1,305 Millionen Dollar.
2 Kommentare:
Viel blasser kann ein Masters-Champion nicht mehr sein als Zach Johnson. Aber diese Überraschungssieger gibt es bei den Majors ja immer wieder: Todd Hamilton, Ben Curtis, Shaun Micheel, Rich Beem um nur einige aus den jüngeren Vergangenheit zu nennen. An die erinnert sich heute kein Mensch mehr und ähnlich wird es wohl auch mit Johnson laufen. Nur schade, dass seit Paul Lawrie bei den Open 1999 kein Europäer eine solche Sensation mehr geschafft hat.
Ich sehe das im Prinzip genauso, würde aber in Sachen Rich Beem gerne noch etwas anfügen. Über den war ein Jahr vor seinem PGA-Championship-Sieg ein hübsches Buch erschienen, dass das Leben eines Profis in den unteren Rängen sehr offen beschrieb: "Bud, Sweat and Tees: A Walk on the Wild Side of the PGA Tour" von Alan Shipnuck. Zumindest die Insider kannten es und hatten dadurch das Gefühl, dass ihnen der trinkfeste tingelnde Beem vertraut ist. Dies Jahr läuft seine automatische Startberechtigung auf der PGA Tour aus und er wird sich schwer tun, die Karte über die Geldrangliste zu behalten. Und an das Buch erinnert sich vermutlich niemand mehr.
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