29. April 2007

Mavericks und Miami: Häme oder Mitgefühl?

Das Gefühl, dass man als unbeteiligter Zuschauer hat, wenn die kleinen Typen die Großen aus dem Gleichgewicht bringen, pendelt meistens zwischen Mitgefühl und einem Hauch von Häme. Das betrifft aber nur jene Auseinandersetzungen, in denen es sich wirklich um Große handelt. Oft erlebt man in solchen Momenten die Selbstentkleidung einer Bande von Scheinriesen (jener Typus, den Michael Emde bei Jim Knopf zum ersten Mal beschrieben hat). Wenn das passiert, nimmt man einfach ganz sachlich das Resultat zur Kenntnis. Ein Beispiel aus diesen Tagen: die Miami Heat. Nur weil sie im letzten Frühjahr die Dallas Mavericks schlagen konnten und nur weil so große Stücke auf Dwayne Wade und Shaquille O'Neal gehalten werden, hat man sie zu einem Team von Rang ausgerufen. Dabei haben sie exakt das Format, dass sie gegen die Chicago Bulls in der ersten Playoff-Runde zeigen. Und deshalb kann man wohl auch nur mit der Achsel zucken. Zu Mitgefühl oder Häme reicht es gar nicht.

Auf der anderen Seite des Kontinents sieht die Sache schon etwas anders aus. Die Dallas Mavericks sind eine hervorragende Mannschaft und gut genug besetzt, um sich in der Western Conference gegen so starke Konkurrenz wie die Phoenix Suns und die San Antonio Spurs in einer Best-of-Seven-Serie zu behaupten. Und die Golden State Warriors haben es so gerade eben in die Playoffs geschafft, was an und für sich bereits eine Sensation war. In Oakland hatten selbst Hardcore-Fans aufgehört, von so etwas zu träumen. Gegen die Mavericks aber wirken andere Kräfte. Und sie kommen aus zwei Richtungen. Da ist auf der einen Seite das Nelson-Gefühl für die Art und Weise, wie man aus einer Mannschaft das beste herausholt, und sein Verständnis für die technischen und taktischen Fähigkeiten des Gegners. Und da ist auf der anderen Seite sein Zögling Avery Johnson, der schon in der Woche vor dem ersten Spiel dokumentierte, dass er nicht genau weiß, wie man gegen diese frenetischen overachiever aus Kalifornien gewinnen kann. Sonst hätte er nicht zahllose Trainingseinheiten mit dieser "Nellie-Ball"-Idee verdaddelt und Nowitzki als Center aufgeboten.

Spiel vier heute abend wird vermutlich die Frage beantworten, ob die Mavericks das Zeug haben, die Serie gegen diese eine so schwer auszurechnende Mannschaft zu gewinnen. Eine Niederlage und ein 1:3-Rückstand sind zwar noch kein Weltuntergang. Aber die Chancen sinken beträchtlich, wenn man drei Spiele in Folge gegen ein Team gewinnen soll, gegen das man erst einmal in der laufenden Saison gewonnen hat. In einer solchen Situation muss man eher Mitleid für Dallas empfinden. Ziehen die Mavericks gleich, werden sie die Serie auch gewinnen. Sie haben einfach mehr zuzusetzen und größere Reserven. Aber dann wird man sich wohl etwas Häme erlauben dürfen. Wie Dallas ist schon lange kein Favorit in der NBA mehr vorgeführt worden.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mitleid? eher sind die Mavs selbst schuld, Nowitzki bisher mit einer unterdurchschnittlichen Leistung - bye,bye MVP ...

Philipp Würfel hat gesagt…

Der MVP wird für die reguläre Saison vergeben. Die Votes sind schon alle abgegeben, sind nur noch nicht veröffentlicht worden. Somit könnte er Null Punkte in den PLayoffs machen und dennoch den Award gewinnen.

Anonym hat gesagt…

@ P.W.: ok, Danke für den Hinweis - aber das hätte dann doch einen sehr bitteren Beigeschmack - MVP und dann in der ersten Runde mit eigener mäßiger Leistung ausgeschieden!

PS: seine überragende Vorstellung während der regulären Saison ist unbestritten - jedoch zeigt sich erst in den Playoffs wer druckresistent ist oder nicht ...