Es ist fast keines der Bücher von David Halberstam auf Deutsch erschienen. Was bedeutet, dass in der Mitte von Europa so gut wie noch niemand etwas von einem der besten Journalisten und Autor seiner Generation gelesen oder gehört hat. Das darf man getrost bedauern, besonders an einem Tag wie diesem, an dem reihenweise die Nachrufe auf Halberstam erscheinen, der gestern bei einem Autounfall außerhalb von San Francisco an den Folgen schwerer innerer Verletzungen gestorben ist. Man sollte ihn nicht vergessen (und deshalb vielleicht das eine oder andere Buch von ihm auf Englisch lesen). Es gibt nicht so viele Leute, die den Pulitzer-Preis gewonnen haben. Die sich nicht scheuen, populäre amerikanische Präsidenten wie John F. Kennedy mit ihren Reportagen zu verärgern. Die eine geistige Spannbreite besitzen, mit denen sie ebenso intensiv und genau gesellschaftspolitische Themen (die Bürgerrechtsbewegung im Süden der Vereinigten Staaten), den Krieg in Vietnam (für die New York Times) und die unterschiedlichsten Spielfelder des professionellen Sports aufarbeiten. American-Arena-Lesern mit einer etwas tiefer gehenden Begeisterung für amerikanischen Sport kann man zumindest drei Bücher empfehlen:
• das letzte - über Football - Bill Belichick: The Education of a Coach,
• das über den Mann mit der Nummer 23, ohne den eine Firma wie Nike heute noch immer ein kleiner Hecht im Karpfenteich wäre: Playing for Keeps: Michael Jordan and the World He Made
• und Summer of '49, sein erster stimmungsvoller Spaziergang hinein in die mythische Vergangenheit des Baseballspiels, ein Buch, in dem er den Kampf zwischen den New York Yankees und den Boston Red Sox um den Titel in der American League nacherzählte.
Mir ist vor allem seine Stimme zu einem bleibenden Eindruck geworden. Er sprach langsamer als die Hektiker des Fernsehalltags, mit einer eigenwilligen Satzmelodie. Er hatte einen nasalen Ton und schaute, während er sprach, am liebsten ziemlich stur gerade aus. Weil er wusste, dass er in keinem Talk-Show-Gewitter auch nur einen Stich machen würde, sah man ihn nur in den ruhigen Sendungen - auf C-Span oder beim Public-Television-Interviewer Charlie Rose.
Laut International Herald Tribune war er in der Bay Area, um ein neues Projekt mit Sportbezug vorzubereiten: Es sollte sich mit dem NFL-Championship-Spiel im Dezember 1958 zwischen den Baltimore Colts und den New York Giants beschäftigen, das als eines der besten in der Geschichte der Sportart gilt. Halberstam wurde 73 Jahre alt.
Hier ein Fernsehinterview von 1999 mit Rose aus Anlass des Jordan-Buchs, das unter anderem der Frage nachgeht, wie ein junger schwarzer Athlet zur Identifikationsfigur schlechthin im amerikanischen Sport werden konnte.
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