1. April 2007

Wenn die Kettenhunde bellen

Mit einer einzigen faustdicken Behauptung bekommt man bei der Bild-Zeitung noch jedes Mal ein Echo. Es gibt die Leute, die's glauben und dann auch noch gerne übernehmen - was in Zeiten des Internets zu einer Kaskade von Nachrichten führt. Und es gibt die Leute, die's dementieren, was den gleichen Effekt hat: Das Bellen der Kettenhunde aus Hamburg wird erhört. Machen wir's kurz: Zinedine Zidane (Bild: "Wahrscheinlich bald wie „Becks“ in Hollywood") wird ganz bestimmt nicht für die Los Angeles Galaxy spielen. Nicht solange nicht die Regeln von Major League Soccer über die Verpflichtung teurer Spieler auf den Müll geworfen werden. Und ehe das passiert, wird man sich an der Spitze der Liga (und nur dort werden solche Sachen entschieden, nicht in Los Angeles oder an den anderen Standorten) überlegen, wie man das Gleichgewicht der Kräfte steuern kann. Niemand in den USA will eine Mannschaft, die alle überragt und den Rest als Kanonenfutter betrachtet. Und noch dies aus amerikanischer Sicht zur Bild-Zeitung: Die hatte auch schon behauptet, dass David Beckham Los Angeles Galaxy aufkauft. Und die sah auch Klinsmann bereits als Trainer der amerikanischen Nationalmannschaft. Mal schauen, was sie noch alles aus der neuen Konstellation mit Beckham in Kalifornien herausholt. Für die eine oder andere Falschmeldung sollte es noch allemal reichen.
Blick zurück: Beckhams Vertrag ist das Problem in Sachen Zidane
Blick zurück: Die ersten Gerüchte rund um Zidane und MLS
Blick zurück: Die Regeländerung, die den Umzug von Beckham möglich machte, besagt: Nur ein teurer Spieler pro Club ist drin

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bei dem ersteb Link fehlt das "h" von "http".

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Ist repariert Danke für den Hinweis.

Anonym hat gesagt…

Eine kleine Anmerkung.

Wenn ich das nicht komplett falsch verstanden habe, ist es theoretisch natürlich möglich, das Zidane an der Seite Beckhams bei LA Galaxy spielt.
Und das sogar als "Designated Player".

Ich zitiere die MLS Regularien:

"The Designated Player Rule allows the League to sign players (under the League's single entity system) whose salary will fall outside of the team salary budget and whose cost above the salary budget charge will be the financial responsibility of the club for which they play. A Designated Player's salary charge will be capped at $400,000 per annum, but his salary could be higher. Each team initially received one Designated Player slot, and clubs are allowed to trade Designated Player slots. However, no team can have more than two Designated Players. The Designated Player Rule is a three-year initiative that will conclude after the 2009 MLS season when its future will be reviewed."

Ich habe keine Ahnung, ob und wie Galaxy an einen solchen Spot kommt, geschweige denn ob sie überhaupt wollen. Machbar wäre es aber.

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Der Interpretationsspielraum entsteht meines Erachtens an der Stelle, wo es heißt "initially..one...slot". Ich würde mal sagen: "initially" - das ist jetzt am Anfang der Saison. Was später alles noch passiert, weiß keiner. Auch nicht die Bild-Zeitung. Den ersten Slot hat Beckham bekommen. Galaxy hat darüber hinaus aber einen Spieler - Landon Donovan - der theoretisch ebenfalls in die Kategorie fällt. Formal wird er aber erst ab dem nächsten Jahr so eingestuft. Spätestens dann hat Galaxy das Limit (zwei slots) überschritten. Wieso würde man in dieser Saison Zidane da noch mit reinpacken, wenn man spätestens in einem Jahr einen der drei an einen anderen Club abgeben müsste? Da wäre es weitaus klüger, für Zidane gleich eine andere Bleibe zu finden. Das größte Problem ist allerdings das Geld. Die Anschutz Entertainment Group hat zwar Kohle zum Schaufeln, aber verhält sich seit Jahr und Tag wirtschaftlich auffallend klug. Man kann bereits in Sachen Beckham erkennen, wie sich die Investition auszuzahlen beginnt: mehr Eintrittskarten, mehr Fernsehgeld, mehr Werbeeinnahmen für den Club und für die Liga, die bislang nur Geld verloren hat. Zidane wäre sicher mindestens jene 5,5 Millionen Dollar wert, die Beckham als Gehalt bekommt. Aber einspielen wird er das nicht. Und noch eine Anmerkung: Keine amerikanische Publikation hat auch nur das Gerücht aufgeschnappt, erörtert oder gar bestätigt. Dabei ist fängt morgen die Saison an.

Anonym hat gesagt…

Falsch es so rüberkam als ob ich damit den Bild-Text unterstützen wollte, das war nicht das Ziel.

Mir ging es ums Prinzip, auf das ich auch nur kam, weil der Donnerstags-Kicker (Nr. 29; kein Link, nur Print) in einem Bericht auf Seite 32 schreibt:

"Anstatt bei der Finanzierung des gesamten Kaders auf diese Summe bschränkt zu sein, erlaubt die nun gültige Regel jedem Verein, bis zu zwei Spieler zu verpflichten, bei denen weder Transfererlös noch Gehalt Begrenzungen unterworfen sind."

Ob Landon Donovan nächstes Jahr eventuell dieser zweite Designated Player wäre ist rein spekulativ, zumal nach den Regeln so wie ich sie verstehe dazu ein Tausch ("and clubs are allowed to trade Designated Player slots") nötig ist. Denn wenn am Anfang der nächsten Saison wieder ein Slot einfach so zur Verfügung ständ, wären es zum Start der Saison 2009 bereits drei. Einer mehr als theoretisch verankert.

Jürgen Kalwa hat gesagt…

Das ganze Thema ist ziemlich kompliziert und spekulativ zugleich. Das sehe ich auch so. Hier sei noch ein Aspekt angesprochen: Egal, was der "Designated Player" verdient - 400 000 Dollar von seinem Gehalt sind Salary-Cap-wirksam. Dazu ein Zitat von der Seite ussoccerplayers.com (http://www.ussoccerplayers.com/latest_soccer_news/533815.html)
"...it's fair to assume that each franchise is working on something close to a $2.2 million annual cap. This means that the Designated Player, one man out of the 11 required to be on the field and the 18 that fill out a senior roster, will command nearly 20% of a club's budget." Dieses Prinzip wurde mit eingebaut, um die wohlhabenderen Clubs davon abzuhalten, blind einzukaufen. "In other words, the $400,000 hit represents a deterrent implemented by owners who fear a bidding war with Phil Anschutz. They want him to think long and hard about the competitive ramifications of his largesse before pulling the trigger on another blockbuster signing." Weiter: Donovans hohes Gehalt wird wohl mit 330 000 Dollar gegen die Cap gerechnet (Quelle: Socceramerica.com - http://www.socceramerica.com/article.asp?Art_ID=562136839)
Das heißt: mit Zidane hätte Galaxy für 15 weitere Spieler noch rund eine Million übrig. Das dürfte nicht funktionieren, wenn man eine vernünftige Mannschaft zusammenstellen will, die bereits jetzt (ohne Beckhams Mitwirkung) einen guten Eindruck hinterlassen will.