Eine andere amerikanische Stadt. Eine andere Perspektive? Ja und nein. Es ist schwül warm in Miami heute abend. Und ab und an fallen ein paar Regentropfen, was sich ganz angenehm auf der Haut anfühlt. DAS ist der Hauptunterschied zu Buffalo, wo ich vor knapp zwei Wochen auf den Spuren des neuen österreichischen Eishockey-Stars Thomas Vanek war (das Resultat der Reise erscheint demnächst ausführlichst im Sport-Magazin in Wien, wo man sich sehr viel Mühe gegeben hat, das Riesentalent zum ersten Mal im großen Stil seinen Lesern vorzustellen).
Das heißt: Es gibt noch einen anderen Unterschied zwischen Miami und Vaneks Team - die Buffalo Sabres, bei denen auch der Deutsche Jochen Hecht spielt - gewinnen. Miamis Mannschaften hingegen verlieren meistens: Ob im Eishockey (Panthers), Football (Dolphins) oder selbst bei den Titelverteidigern im Basketball (Heat), überall sieht man nur, dass es klemmt. So musste der Miami Herald, die große Tageszeitung, heute seinen Sportteil mit lauter negativ angehauchten Geschichte füllen. Niemand ist happy, außer Dwayne Wade, der von Sports Illustrated zum Sportler des Jahres ausgerufen wurde, was in der Ausgabe dieser Woche groß zelebriert wird.
Das einflussreiche Magazin gibt sich immer relativ viel Mühe, eine Figur mit Strahlkraft auszusuchen und anschließend in einer Auflage von mehr als 2 Millionen Exemplaren die Ehrung unters Volk zu bringen. Angesichts der jüngsten Entscheidung GEGEN einen wirklich überragenden Sportler wie den Tennisspieler Roger Federer und FÜR einen leichtfüßigen Zirkusartisten, darf man getrost anzweifeln, ob die Leute bei SI eine Ahnung von Sport haben. Ist der Verkauf von Heften das einzige Kritierium? Selbst Tiger Woods wäre eine triftigere Wahl gewesen. Man muss sich nur mal vorstellen: Gewinnt Dallas Spiel drei der letzten NBA-Finalserie, kann Miami einpacken. Und Wade gleich mit.
Kein Wunder, dass der Miami Herald die Nachricht nicht als Aufmacher gebracht hat, sondern relativ klein unten rechts auf der ersten Sportseite. Wahrscheinlich schämen sie sich hier in Süd-Florida angesichts solcher Entscheidungen. Oder sie finden sie nicht weiter bemerkenswert - angesichts soviel sportlichem Elend.
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