Dirk Nowitzki hat mal wieder gezeigt, dass er werfen und treffen kann. Nicht dass das jemand anzweifelt. Oder vielleicht doch? Weshalb sonst wurde soviel Theater um den einen Korbwurf am Ende der Partie gegen die Phoenix Suns gemacht? Weshalb? Weil viele Leute ihm insgeheim nicht zutrauen, dass er den Ball aus der Distanz versenkt, wenn es wirklich darauf ankommt. Das Ganze hat mittlerweile den Zuschnitt einer merkwürdige Kampagne bekommen. Die ist schon deshalb fies, weil niemand in der NBA eine hundertprozentige Trefferquote aufweist. Den höchsten Prozentsatz haben die Center, weil ihre Scoreversuche überwiegend in unmittelbarer Nähe vom Korb stattfinden. Die Logik spielt ja mit: Je größer die Entfernung, desto schwieriger ist.
Natürlich gibt es Spieler, die im entscheidenen Augenblick mehr zustande brachten als andere. Michael Jordan war so einer. Aber was oft vergessen wird: Neben ihm stand in manchen Jahren ein gewisser Steve Kerr, der präziseste Drei-Punkt-Werfer in der NBA-Geschichte. Der bekam auch oft in den Schlusssekunden den Ball und machte was draus. Aber niemand redet darüber. Im Highlight-Film sind die Jordan-Würfe fest verankert und erwecken den Eindruck, der Mann hätte nie eine goldene Chance vertan.
Die subtile Anti-Nowitzki-Kampagne passt natürlich in die Zeit. Die Dallas Mavericks sind statistisch gesehen die beste Mannschaft der Saison und gewinnen meistens ohne großes Flair. Das schafft Neid. Zumal: Wer das Match gegen die Suns gesehen hat, wird bestätigen: Die Artisten mit den Ideen und den überraschenden Zauberkunststückchen kommen aus Arizona. Die bekommen bei allen Basketballfans die höhere B-Note.
Aber zurück zur ungerechtfertigten Anti-Nowitzki-Kampagne, die den Mavericks in jenem Bereich das Wasser abgraben soll, in dem sie wirklich leichter zu schlagen sind: Im Bereich Selbstvertrauen und kreative Spielintelligenz. Leider ist dieser Sigmund-Freud-Darsteller namens Avery Johnson wirklich keine Hilfe. Wie sagte er er nach dem Sieg: "Ich denke, dass Dirks Psyche nicht mehr so wechselhaft ist wie vor drei oder vier Jahren." Nicht mehr so? Aber doch wohl noch ein bisschen? Wenn ja, dann ist das auch Johnsons Problem. Wenn nein, dann ist Johnson das Problem.
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