15. Dezember 2006

Die Nach-Jordan-Ära geht zu Ende

Die NBA implodiert in diesen Tagen auf eine seltsam stille Weise. Und wir sind Harvey Araton von der New York Times sehr dankbar, dass er den Vorgang klug beschreibt (was Internet-Leser der Zeitung nur lesen können, wenn sie den Sonderservice Times Select abonnieren). Unter der Überschrift "Die synthetische Jordan-Ära hat ihre Luft verloren" beschreibt der Sportkolumnist und Basketballfachmann, was ihm angesichts des Allen-Iverson-Debakels alles aufgefallen ist:

• Die Nach-Jordan-Ära war geprägt von Spielern, die sich die Schuhfirmen schnappen konnten, ohne dass dabei gefragt wurde: Was können und was leisten diese Burschen überhaupt? Die Namen, abgesehen von Iverson, die mit dieser Ära verbunden sind: Kevin Garnett, Paul Pierce, Stephon Marbury, Tracy McGrady.

• Die Nach-Jordan-Ära geht allmählich zu Ende. Gut so. Sie war geprägt von Ignoranz und Vergessen: Ehe die Chicago Bulls Scottie Pippen und Horace Grant hatten, kam die Mannschaft mit Jordan alleine nicht sehr weit. Als er zwischendurch Baseball spielen ging, waren die Zurückgebliebenen immer noch so gut, dass sie es in der regulären Saison auf 55 Siege brachten. Jordan war hervorragend. Aber nicht der alleinige Grund für den Erfolg.

• Das Resultat ist eine Verschiebung der Werteskala und ein Verschwinden des Konzepts, das besagt: im Basketball braucht man mehr als einen Könner in der Mannschaft und der muss auch noch den Ball abgeben können. Die Los Angeles Lakers mit Kobe Bryant und Shaquille O'Neal und die Miami Heat mit Shaquille O'Neal und Dwayne Wade sowie die San Antonio Spurs mit Tim Duncan und Manu Ginobili und Tony Parker haben die Meisterschaft gewonnen, weil sie nicht nur auf eine zentrale Figur gesetzt haben.

• Allen Iverson ist ein "synthetischer Jordan", der zwar in Philadelphia glänzen konnte, aber keinen Beitrag zur Sportart als Ganzes geleistet hat.

Vielleicht wird mit LeBron James alles anders. Er ist noch jung. Er hat noch Zeit.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

zu Iverson: Das du von ihm sagst, er hätte nichts zum Basketball beigetragen, so muss ich dir widersprechen. Er brachte schließlich den Crossover in die NBA und zeigt ihn so perfekt, wie kein anderer Spieler.
Und ihn als "synthetischen Jordan" zu bezeichnen, also ich weiß nicht.