29. Dezember 2008

Neujahrs-Walzer in Wrigley Field

Am Neujahrstag gibt es die zweite Auflage des "Winter Classic" der National Hockey League. Diesmal in Wrigley Field in Chicago und mit den Chicago Blackhawks und dem Stanley-Cup-Gewinner Detroit Red Wings. Die Hintergrundgeschichte zum Erfolg der Veranstaltung steht morgen in der gedruckten Ausgabe der FAZ, ging aber vor kurzem bereits online. Wer noch mal ein wenig zurückblättern will und mehr über die Veranstaltung wissen will, die am 1. Januar 2008 in Buffalo erstmals ausgerichtet wurde, kann das auf diesen Seiten tun. Das Spiel wurde damals live mitgebloggt. Alle Beiträge zum Thema gibt es hier.

Man kann aber dieser Tage nicht so einfach über Eishockey in den USA reden, ohne das Elend der Phoenix Coyotes zu erwähnen. Viele werden einfach zu jung sein, um sich daran zu erinnern, dass es sich hierbei um die Winnipeg Jets handelt, die 1996 in einer dieser typischen Umzugsaktionen aus der kanadischen Provinz Manitoba nach Arizona umgetopft wurden. Was nur auf dem Papier eine gute Idee war. Damals hielt man es einfach für ganz selbstverständlich zu erwarten, dass Eishockey mitten in der Wüste jede Menge Zuschauer anlockt. So lange die Kältemaschinen für gutes Eis in der Halle sorgen.

Es ist an der Zeit, das Experiment für gescheitert zu erklären. Und zwar sowohl sportlich – das Team hat so gut wie jedes Jahr die Playoffs verpasst und noch nie die erste Runde überstanden. – als auch wirtschaftlich. Dass Wayne Gretzky als Galionsfigur, Trainer und Minderheitseigner den Büttel nicht hinwirft, bedeutet nicht, dass er das nicht tun sollte. Derzeit produziert man pro Saison einen Verlust von 35 Millionen Dollar und hat substanzielle Probleme mit der Schuldenlast, die durch den mehrfachen Weiterverkauf des Clubs allein in Phoenix aufgehäuft wurden. Mehr zu der akuten Situation gibt es bei allesaussersport, wo bei der Gelegenheit auch ein Tabuthema gestreift wurde. Die Liga mit ihrem nutzlosen Fernsehvertrag ist nicht der Lage, Clubs in Regionen zu finanzieren, die nicht selbst genügend wirtschaftliche Ressourcen haben. Selbst wenn die Coyotes Konkurs anmelden (was im amerikanischen Wirtschaftsrecht nicht unbedingt das Aus sein muss, sondern erstmal nur alle Gläubiger an einen Tisch bringt, wo man über die weiteren Chancen des Unternehmens debattiert und möglicherweise auf alte Forderungen verzichtet), sind die Überlebenschancen absurd niedrig. Zwar käme man so vermutlich aus der dicksten Zwangsjacke heraus – aus dem Vertrag, der das Team langfristig an die neue Halle in Glendale außerhalb von Phoenix bindet. Aber ein Umzug an einen anderen Ort (in Kansas City wartet eine hübsche neue Halle) würde nur das größte Defizit von allen vertuschen: Die NHL hat zuviele Clubs und käme mit 24 statt 30 an strategisch gesehen vernünftigen Standorten sehr viel schneller an ihr Publikum (und das dringend benötigte Geld). Die hohen Durchschnittsgehälter (trotz Salary Cap) sind ein weiteres Problem. Aber erst die gegenwärtige Finanzkrise dürfte selbst dem letzten Agenten in der Liga klar gemacht haben, dass man die hochgestochenen Wunschträume der meisten Spieler abschreiben kann.

Die nächste (ausgemachte) Krise steht übrigens bereits vor der Tür: Der kanadische Dollar hat in den letzten Monaten wieder sehr viel an Wert gegenüber dem US-Dollar verloren. Das macht den kanadischen Teams zu schaffen, die eigentlich ansonsten sehr gut im Futter sind. Sie bezahlen nämlich ihre Spieler genauso in US-Dollar wie die Teams in den Vereinigten Staaten. Mit anderen Worten: Sie zahlen mehr (im Moment rund 20 Prozent mehr). Das sah zwischendurch mal sehr viel besser aus, als die beiden Währungen nominal fast pari standen (in Kanada sind die Lebenshaltungs- und andere Kosten etwas niedriger als in den USA).

Der Klingelbeutel: Wo sich die Balken biegen

• Ein paar Jahre, nachdem die NBA und die NFL ihren eigenen Fernsehkanal an den Start gebracht haben, kommt MLB Network. Ab dem 1. Januar. Und angeblich in 50 Millionen amerikanischen Haushalten. 1. Januar? Seit wann ist das ein wichtiger Termin im Baseball-Kalender?

• EPO und Anabolika im Boxen, was kaum jemand bestreiten würde, aber gerne unter den Teppich gekehrt wird. Diesmal fliegen wahrscheinlich sogar die Fetzen. Victor Conte, der einst als BALCO-Betreiber die erste und beste Adresse für dopende Sportler aus allen Disziplinen war, muss sich diesmal gegenüber Shane Mosley wehren. Vor Gericht.

• Wind im Winter produziert kuriose Bilder aus der Welt des Sports. Das Foto der Woche entstand in Buffalo, wo sich die Goalposts verbogen. Zuviel Wind.

NBA: Anfänger beim Stiften

Amerikanische Profis in den vier bedeutenden Mannschaftsportarten verdienen jeden Menge Geld. Natürlich kommt der Regen nicht steuerfrei ins Haus. Aber die Steuerlast kann man mildern. Zum Beispiel, in dem man auf geschickte Weise seine eigene Stiftung für wohltätige Zwecke lanciert und ins Spiel bringt. Ganz abgesehen davon ist es gut fürs öffentliche Image, immer mal wieder als Gönner in den Medien aufzutauchen. Aber vor allem die NBA-Spieler mit derartigen Ambitionen scheinen sich nur sehr lasch um ihre Stiftungen zu kümmern. Die Salt Lake Tribune hat die Steuererklärungen einiger Institutionen analysiert (sie sind in den USA öffentlich zugänglich) und dabei einen klaren Fall von Misswirtschaft ermittelt. Gut geführte Stiftungen sorgen dafür, dass im Schnitt rund 65 Prozent der Einnahmen beim Zielpublikum ankommen. Die Stiftungen der NBA-Profis reichen im Schnitt nur 51 Prozent weiter. Man verplempert offensichtlich das Geld im großen Stil. Die Zeitung zog keine Schlüsse aus ihren Recherchen, aber produzierte kuriose Beispiele einer falsch verstandenen Programmatik. So versuchte Chris Webber mit einer Veranstaltung in Las Vegas Geld für seine Stiftung aufzutreiben. Die Kosten waren horrend. Wer das Minus in der Bilanz finanziert, ist klar: Der Sportler, der es bei seiner privaten Steuererklärung absetzen kann. Gewinn macht man auf diese Weise nicht. Aber man kann sich viele neue Freunde schaffen. Ist auch ein guter Zweck (via The Big Lead)

Wenn's am Schönsten ist....

Man kann aus der Ferne nur schwer beurteilen, ob ein Mann wie Bill Parcells eine Footballmannschaft durch Handauflegen besser macht. Aber der Verdacht liegt nahe. Wer hätte annehmen dürfen, dass die Miami Dolphins nach einer jahrelangen Phase des dunkelschweren Grauens mit zahllosen Experimenten auf der Head-Coach-Position, sich ohne große Probleme für die NFL-Playoffs qualifizieren? Und dabei die New England Patriots (einst eine Parcells-Baustelle) aus dem Rennen werfen und die New York Jets alt aussehen lassen (ebenfalls vormals eine Parcells-Baustelle). Der Executive Vice President of Football Operations hatte zwischendurch schon häufiger so getan, als habe er keine Lust mehr auf die stresshaltige Arbeit im Umfeld von NFL-Teams, aber dann nach der letzten Episode bei den Dallas Cowboys doch noch mal für 12 Millionen Dollar einen mehrjährigen Vertrag in Florida unterschrieben. Nun scheint er mal wieder mit irgendetwas unzufrieden zu sein. Sonst würde wohl in diesen Tagen nicht durchsickern, dass er damit liebäugelt, mal wieder alles stehen und liegen zu lassen und zu gehen. Der Grund: Er hat angeblich eine Klausel im Vertrag, die im Fall eines Verkaufs der Dolphins zum Tragen kommt. Dass er Miami verlässt, während alle Zeichen auf Erfolg stehen, mag man sich gar nicht vorstellen. Aber Parcells scheinen solche Begleitumstände nicht zu interessieren. Er würde im Handumdrehen woanders wieder einen Job bekommen. Für mehr Geld, no less.
Blick zurück: Der große Thunfisch bei den Delphinen

Nichts ist Roger in Houston

Die Frage, wie man mit dem ramponierten Namen eines Sportlers umgeht, wenn er über der eigenen Tür steht, hat das Roger Clemens Institute for Sports Medicine in Houston vor ein paar Tagen so beantwortet: Man nimmt den Namen ab und tauft den Laden um. Er heißt ab sofort Memorial Hermann Sports Medicine Institute. Die Einrichtung war erst vor einem Jahr eröffnet worden, mit dem Namen Roger Clemens im Briefkopf, nachdem der ehemalige Baseball-Pitcher der Institution die stattliche Summe von drei Millionen Dollar für eine kinderärztliche Abteilung gespendet hatte. Das Geld bekommt er nicht zurück, auch wenn er es zur Zeit vermutlich ganz gut brauchen könnte. Clemens hat die Staatsanwälte an der Hacke, nachdem er bei einem Hearing im Kongress exakt das abgestritten hatte, was als ziemlich hart gefütterte Mutmaßung durch die Land geistert: dass er im Laufe seiner Karriere Dopingmittel genommen hat.
Blick zurück: Roger Clemens und das Mädchen

25. Dezember 2008

Jingle Bells: Vanek, Mets und Lomong

Ein paar neue FAZ-Geschichten aus dem amerikanischen Sport, auf die ich gerne in eigener Sache hinweisen möchte:

1. Thomas Vanek von den Buffalo Sabres hat sich ins Scheinwerferlicht gespielt. Er ist der Topscorer der NHL.

2. Die Finanzkrise und der New Yorker Super-Schwindler Bernie L. Madoff, der zugegeben hat, 50 Milliarden Dollar verknallt zu haben, sorgen bei den New York Mets für Fragen nach dem wirtschaftlichen Fundament.

3. Für die Ausgabe vom 27. Dezember geplant: ein ausführliches Interview mit dem aus dem Sudan stammenden Mittelstreckler Lopez Lomong, der in Peking bei der Eröffnungsfeier die Flagge der USA getragen hatte.

"I request dismissal, Your Honor"

Hier auf den Seiten von American Arena war es in den letzten Tagen etwas stiller als sonst. Das hat sehr wenig mit Weihnachten an sich zu tun. Sondern mit einer Reihe von Verpflchtungen an anderen Baustellen. So etwas wie die arbeitnehmerfreundliche Kollektion von Feiertagen und Wochenenden gibt es in den USA nicht. Man legt die Hände allenfalls am Christmas Day in den Schoß. Also heute. Ein Tag, an dem die totale Ruhe ausbricht. Selbst das Hintergrundgeräusch, das sonst in New York auf einer beachtlichen Phonstärke vor sich hinbrummt, ist abgeebbt.

Zu feiern gab es in diesem Jahr tatsächlich etwas: Einen Tag vor Heiligabend saß ich abends in einem improvisierten Gericht in einem kleinen Ort außerhalb von New York und habe einen stillen Triumph errungen: eine Buße wegen zu schnellem Fahren abzuschmettern. Wir reden von 300 Dollar und ein paar Gekleckerten. Das Geklecker ergibt sich daraus, dass solche Sachen an die Kfz-Versicherung gemeldet werden, die dann für drei Jahre nach einem bestimmten Punktesystem die Prämien anhebt. Außerdem steht man mit der Ordnungswidrigkeit im Computer und wird, falls innerhalb der drei Jahre eine neue Geschwindigkeitsübertretung dazu kommt, noch etwas ruppiger zur Kasse gebeten. Merke: Am besten ist, sich an die Vorschriften zu halten. Am zweitbesten, nicht bestraft zu werden.

Am sichersten fährt man, wenn man sich einen erfahrenen Anwalt nimmt. Den Amelung des amerikanischen Verkehrsrechts, sagen wir mal. Der verhandelt meistens schon vor dem Gerichtstermin mit der Staatsanwaltschaft oder der Polizei und bekommt in Fällen, in denen man aufgrund der Beweislage schlechte Karten hat, meistens zumindest eine Reduktion hin. Das entscheidende Rechtsmittel in den USA heißt plea bargaining. Man könnte es auch Kuhhandel nennen. Da würde man in einem Fall wie meinem etwa sagen: Ich gebe zu, ich war wohl etwas zu schnell. Aber wie wär's: Sie wandeln das in eine Parkverbots-Sache um, und ich zahle bar und sofort. Parkverbots-Knöllchen (non-moving violation) sind das harmloseste von allem. Die kommen nicht auf die große Liste. Aber hier ist der Nachteil: Der Rechtsgelehrte kostet 500 Dollar und mehr. Geld sparen geht anders.

Ich bin also ganz alleine zum Gerichtstermin. Mit Sakko und Schlips und frisch rasiert. Und mit der Hoffnung, die Sache irgendwie selbst regeln zu können. Es war kalt, und es lag Schnee. Und vor der Town Hall standen schon ein paar Autos. Der Gerichtssaal war ein umgebastelter Sitzungssaal, den der Rat der Mehrdörfer-Kommune benutzt. Es saßen schon ein paar Sünder in den Zuschauerreihen, in dem hellen Deckenlicht von Neonlampen, und warteten auf ihre Verfahren. Es stand ein Uniformierter an der Tür, der einen freundlich nach dem Namen fragte, eine Frau in einem dicken Flies-Pulli, die den Schreibkram erledigte, werkelte im Hintergrund, und dann kam der Richter in seiner Robe in den Raum. Er erinnerte einen an Papa Gnädig, der einst im deutschen Fernsehgericht den Vorsitz hatte. Nur die Haare waren nicht so weiß.

Dorfjustiz ist wie das Amtsgerichtsgeschäft in Deutschland. Man wickelt vor allem Verkehrssachen ab, Drogenprobleme und Streit mit den Nachbarn. Da regiert Verständnis und Respekt und Freundlichkeit, vor allem wenn der mutmaßliche Täter sich in Respekt übt. Ich hatte mir vorgenommen, den Honorable Judge auch so anzureden wie die das im Fernsehen machen: mit Your Honor. Aber dazu wäre es fast nicht gekommen. Denn auch zwanzig Minuten nach dem Termin war der Deputy Sheriff noch immer nicht aufgetaucht, der mich angehalten und mir das Ticket geschrieben hatte. Papa Gnädig hatte eigentlich noch ein bisschen warten wollen, nachdem er die anderen Fälle durchgenommen hatte. Aber an so einem kalten Abend will man als Richter wohl irgendwann nach Hause und die Beine hochlegen. Und so begann er dann mit dem offiziellen Teil des Verfahrens, las etwas aus der Akte vor und fragte mich, ob ich einen Antrag zu stellen habe. Ich sagte: "Yes, Your Honor. I request dismissal." Mein gutes Recht. Erst recht dann, wenn der Zeuge der Anklage gar nicht anwesend ist. Der sehr ehrenwerte Richter entschied denn auch zügig und schlug das Verfahren nieder. Ohne irgendwelche Fragen und ohne Ermahnungen, in Zukunft langsamer zu fahren.

Wir haben uns nach dem Ende des offiziellen Teils noch sehr nett unterhalten. Über Medien, über die Wirtschaft und über diesen Landstrich, in dem er geboren ist und seit mehr als 30 Jahren Recht spricht. Manchmal tagsüber. Manchmal abends. Ich habe ihm zum Abschied gesagt: Ich freue mich, Sie mal irgendwann wieder zu treffen. Und habe mich dann aber verbessert und gelacht. Nein, eigentlich würde ich ihn doch lieber nicht noch mal sehen. Wer weiß, was dann auf der Tagesordnung steht? Und ob ich das dann genau einfach geregelt bekomme?

P.S.: Ich habe vor dem Gerichtstermin mal nachgerechnet. Ich bin in den USA kreuz und quer schon mehr als 500.000 Kilometer gefahren. Speeding Tickets? Ganze zwei. Und die waren wegen geringeren Übertretungen. Die beste Szene habe ich aus der Beobachterperspektive erlebt. Sie betraf einen Sattelschlepper in der ödesten und leersten Gegend in New Mexico, die man sich vorstellen kann. Der überholte mich. Weit und breit kein anderes Auto. Die Straße schnurgerade. Ein paar Kilometer weiter stand der Laster am Rand auf einem kleinen Parkplatz und war von drei Polizeiautos umringt. Ich habe keine Ahnung, woher die kamen. Aber ich weiß seitdem, man muss immer und überall mit allem rechnen.

21. Dezember 2008

"America at its worst"

Ein Kolumnist des Vancouver Courier hat soeben einen Satz geprägt, den man sich auf der Zunge zergehen lassen kann: "The NBA is America at its worst." Mal abgesehen davon, dass eine solche Einschätzung verdächtig nach einem in Kanada gerne gepflegten Minderwertigkeitskomplex riecht und ohnehin albern ist (Kanada ist noch immer Teil von Amerika und Toronto spielt in der NBA), inspiriert einen ein solcher Spruch dazu, darüber nachzudenken, wo denn wirklich Amerikas schlimmsten Missstände herrschen und wo das hierzulande gepflegte, uneingeschränkte und durchgeknallte Profitstreben am meisten Schaden anrichtet.

Mir fällt da als erstes Wall Street ein, wo der aufgeblähte Reichtum, der auf Kosten anderer erwirtschaftet wird (man schaue sich nur die Durchschnittsgehälter an, gar nicht zu reden von den Melkern mit den kältesten Händen, die oben sitzen und absahnen). Mir fällt auch die Autoindustrie ein, die nicht an den Gewerkschaften und dem Maß an sozialer Absicherung leidet, das sich die Arbeiter erkämpft haben, sondern an einer fehlgeleiteten Produktphilosophie. Wenn man im Prinzip nur noch riesige Autos für übergewichtige Menschen baut, die in der weltfremden mittleren Zone des Landes leben und sich nicht dafür interessieren, welche Entwicklungen (und welche Produkte) außerhalb ihres Gesichtskreises entstehen, landet man eines Tages auf dem Schrotthaufen der Geschichte. Warum ist das schlimm? Weil man die enormen Ressourcen dieser Industrie auch für die Gestaltung von Fortbewegungsmitteln der Zukunft hätte einsetzen können. Und ich meine mit Zukunft nicht die Millionen von Diabetiker und Herzinfarktpatienten von morgen, die glauben, billiges Benzin sei ihr Geburtsrecht.

19. Dezember 2008

Dara paddelt weiter

Amerikanische Blogs haben das Thema Dara Torres aufgegriffen. Denn die Schwimmerin, die neulich in Peking drei Silbermedaillen gewonnen hat, hat durchblicken lassen, dass sie bei Olympia 2012 in London an den Start gehen will. Dann wäre sie 45. Niemand scheint aufgefallen zu sein, dass es bis dahin noch ein paar andere Großereignisse gibt. Und dass sie sich zur Zeit gemütlich auf die WM im kommenden Sommer in Rom einpaddelt. Mehr dazu und über ihren schwer kranken Trainer Michael Lohberg gab es heute in der Printausgabe der FAZ. Die Geschichte kann man auch online lesen. Sie kam zustande, nachdem ich vor ein paar Tagen in Miami die Gelegenheit hatte, mich mit dem aus Deutschland stammenden Coach zu unterhalten.

18. Dezember 2008

Wie man den Spurs heimleuchtet


Steve Nash gehört zu wenigen Profis in den USA, die hin und wieder eine politische Stellungnahme abgeben. Diesmal geht es um Stromsparen und also auch um Umweltschutz. Das heißt, eigentlich geht es darum, den San Antonio Spurs heimzuleuchten. Mit einem Jux auf deren Kosten. Die Mannschaft ist berühmt für ihre Schwalben-Künstler wie Tony Parker und Manu Ginobili, die bei jedem Windhauch zu Boden gehen. (Englisch: flops).
via With Leather

16. Dezember 2008

Maulkorb für den Caddie

Tiger Woods sah sich zu einer Stellungnahme genötigt. Phil Mickelson war angepisst. Caddie Steve Williams hat mit seinen Äußerungen auf Heimaturlaub in Neuseeland eine Menge Wellen geschlagen... und zog es vor, sich von seinen eigenen Worten zu distanzieren. Merke: Selbst der reichste Taschenträger der Welt, der an der Seite des besten Golfprofis unter der Sonne schon mehr als fünf Millionen Dollar verdient haben dürfte, hat am Ende gefälligst stets den Mund zu halten. Williams hatte sich bislang sehr streng an diesen Kodex gehalten und so so gut wie niemanden in den Medien Material geliefert (anders als sein Vorgänger Fluff Cowan – siehe Video – , der sogar in eigenen Werbespots auftrat und wegen seiner lockeren Art von Woods gefeuert wurde). Nur am Rande: Neuseeland ist ein wunderschöner Flecken Erde. Auch – aber nicht nur – zum Golfen. Mit sehr aufgeschlossenen Menschen und hervorragendem Wein.

Eine Nationalmannschaft, die ihren Namen verdient hat

Da wächst zusammen, was zusammen gehört...
...und in 20 Jahren wird sich kein Mensch mehr fragen, weshalb es einmal anders war.

Schlechte Zeiten – gute Zeiten

Ich nehme an, dass hier eine Reihe von Lesern vorbeikommen, die sich durchaus für die Entwicklungen der Bloggerei interessieren. Und vor allem über das Potenzial dieser neuen Form einer irgendwie unstrukturierten, aber dennoch unablässigen Mitteilsamkeit. In den USA sind das inzwischen Millionen. Von denen sitzen hunderttausende an ihren Computern und schreiben. Der Rest sitzt an Computern und liest und fügt Kommentare hinzu.

Ja, Millionen. Wenn man die Bloggerei nur aus dem Blickwinkel der deutschen Medienentwicklungen betrachtet, erhält man hingegen ein ganz anderes Bild. Da kann man bestenfalls von Zehntausenden reden. Irgendetwas an der deutschen Mitteilsamkeit (die sich an und für sich von der amerikanischen überhaupt nicht unterscheidet) produziert das Milieu des kleinen Kreises. Was ist damit gemeint? Das sind zuallererst Salonmedien, in denen Menschen mit inhaltlichen Ansprüchen etwas inszenieren, in dem sich nur ein gewisser, gehobener Ausschnitt des Publikums mit seinen Interessen widergespiegelt sieht. Dagegen spricht ganz und gar nichts. Das Kommunizieren im kleinen Kreis hat sogar seine Qualitäten. Es sind schließlich Gehversuche. Und die werden nur Leuten gelingen, die einen Sinn für mediale Hin und Her haben. Aber auf große Klickraten kommt man auf diese Weise nicht.

Das Phänomen erinnert einen an unterschiedliche Phasen in der Nachkriegszeit. An die mageren Jahre bemühter (west)deutscher Schriftstellerei in den Siebzigern und Achtzigern, die von den zwangskasernierten Autoren in der DDR qualitativ um Längen leicht und locker geschlagen wurde. Und an die irrsinnige Blüten treibende Zeit des deutschen Autorenfilms, der damals von Fernsehgeldern und Steuersubventionen getragen wurde und Filme entstehen ließ, die auf dem Papier und in den entscheidenden Gremien Wirkung entfalteten. An der Kinokasse waren mehr als 90 Prozent lupenreine Flops. Es kursierte damals die Geschichte von einem Film (dessen Titel mit beim besten Willen nicht mehr einfällt), der nach weniger als einer Woche und keinen hundert Zuschauern total für immer aus der Distribution verschwand. Viele dieser Arbeiten waren einfach nur bemüht, wenn nicht sogar regelrecht schlecht und sorgten dafür, dass sich irgendwann der einflussreiche Kritiker der Zeit, Hans-Christoph Blumenberg, nachdem er sich das Treiben lange mit sehr viel Wohlwollen angeschaut hatte, an die Schreibmaschine setzte und die längst fällige Abrechnung zusammentippte. (Blumenberg wurde später selber Regisseur und gehört heute zu den besten im Land. Damals wurde er von vielen Subventionskünstlern verrissen). Zehn Jahre waren da bereits ins Land gezogen. Zehn verlorene Jahre.

Bücher und Filme kann man mit der Bloggerei auf der fundamentalen Ebene überhaupt nicht vergleichen. Man braucht keine Finanziers, man hat keine technischen Herstellungskosten und und muss sich nicht durch die klassischen Vertriebswege plagen. Aber auf einer anderen Ebene sind die drei Medienkonstellationen durchaus miteinander zu vergleichen. Ohne ein zahlenmäßig nennenswertes Publikum können sie sich nicht durchsetzen. Nicht im Buchmarkt, nicht in den Kinos. Und nicht im Internet.

Das ist besonders in diesen Tagen von Belang. Denn die massive wirtschaftliche Flaute bietet vielen low-cost-Produzenten enorme Chancen auf exakt diesem Markt. Nehmen wir New York. Klar, Wall Street entlässt hochbezahlte Leute. Die Auswirkungen von dort auf andere Branchen sind deutlich zu spüren. Die Autobranche leidet auch. Shops mit teuren Klamotten machen zu. Aber meine Pizzeria um die Ecke in New York meldet mehr Kundschaft. Wal-Mart, der billige Jakob mit dem Schund aus China, hat Umsatzzuwächse in einer Größenordnung von zehn Prozent. Merke: Wenn die Zeiten schlecht sind, substituieren Verbraucher und weichen auf preiswertere Anbieter von Waren und Dienstleistungen aus. Ich wette, Aldi, die bereit smit tausend Filialen im Land sind, und die ebenfalls Aldi gehörende qualitativ darüber angesiedelte Kette Trader Joe, haben Expansionspläne. Sie bieten die Preise, die Leute zu zahlen bereit sind. Und die Qualität ist in den meisten Fällen durchaus akzeptabel.

Zurück zu diesem Thema: Blogger sind die kostengünstigsten Informations- und Meinungslieferanten im Medien-Mix. Und als Konsequenz sicher auch die preiswertesten im Anzeigen/Werbegeschäft. Und so profitieren sie in den USA tatsächlich in einem kleinen, aber auffälligen Rahmen von der Krise (während die Riesenverlage Leute entlassen müssen, weil die Anzeigenumsätze einbrechen und aufgrund der krassen Sparmaßnahmen zunehmend schwächere Produkte herstellen). Man kann davon ausgehen, dass sich dieses Phänomen auch in Deutschland zeigen wird. Dass Werbeagenturen anfangen werden, ihre Kunden auf neue und preiswertere Wege einzunorden, um die Botschaften und Slogans unters Volk zu streuen.

Natürlich passieren solche Umwälzungen nicht von heute auf morgen und bedeuten, dass sich Blogger der Werbewirtschaft öffnen müssen (genauso wie die Werbewirtschaft begreifen muss, dass sie über Blogs ein intelligentes, neugieriges Publikum erreichen kann, dass die für das gleiche Geld nirgendwo sonst antreffen wird). Aber ich dachte, so kurz vor Weihnachten, wäre es schon mal ganz gut, etwas Optimistisches zu verbreiten.

Mätzchen in der Unterhose

Wo wir gerade von dem Oberkörper von Mickelson reden: Der hat bekanntlich noch nie nach einem Sieg sein Hemd ausgezogen und eine euphorische, demonstrative Show abgezogen, wie man das von anderen Sportarten gewohnt ist. Nein, Golfer freuen sich stiller. Andernorts hat man Spielern mit drakonischen Strafen das Theater nach einem Touchdown (in der NFL) oder nach einem Korberfolg (in der NBA) glücklicherweise abgewöhnt. Versteht doch auch jeder: Diese Einlagen mögen das Fernsehpublikum unterhalten, aber sie sind unsportlich. Sie ziehen das Match in die Länge und dokumentieren ein Verhalten gegenüber dem Gegner, das nichts mehr mit der Shakehand-Kultur der englischen Sporttradition zu tun hat. Es dürfte der Tag kommen, ab dem die FIFA diesem gespenstischen Ausbruch an inszenierter Egomanie Grenzen setzt. Die Schiedsrichter sind überfordert. Einer hat in Italien neulich Mirko Vucinic nur eine Gelbe Karte gezeigt. Für diesen Auftritt hätte man ihm Rot geben sollen.

(via The Offside)

14. Dezember 2008

Corpus delicti

Vielleicht wäre Phil Mickelson ein ebenso guter Golfer wie Tiger Woods, wenn er sich einem ähnlichen Trainingspensum im Fitness-Studio unterziehen würde. Woods ist ein Kraftathlet im Vergleich zu dem Linkshänder, der einen, nennen wir es mal vorsichtig, angefetteten Corpus mit sich herumschleppt. Über die Jahre ist noch ein anderes Problem dazugekommen. Mickelsons Oberkörper hat Wölbungen hervorgebracht, die man in den USA als man tits bezeichnet. Auch wenn das eine (Übergewicht) und das andere (die Brustgeschichte) nicht ursächlich miteinander verknüpft sind, bleibt da ein optischer Eindruck. Und dieser Eindruck reizt das Publikum bei Turnieren zu Provokationen. Woods' Caddie Steve Williams, der zur Zeit nichts zu tun hat und sich in seinem Heimatland Neuseeland vergnügt, produzierte neulich eine Episode von den US Open, die die Angriffsfläche zeigt, die Mickelson bietet: Da rief ihm ein Zuschauer am 17. Fairway zu: "Phil". Der reagierte erst nicht. Dann rief er: "Hey, Mr. Mickelson". Dann drehte der sich doch um und winkte jovial, aber wurde dafür mit einem weiteren Zuruf behelligt: "Nette Titten." Die Menge brach in Lachen aus. Der Weltranglistenzweite spielte einen Doppel-Bogey und einen Bogey auf der 18 und hatte von dann an mit dem Ausgang der Meisterschaft nichts mehr zu tun (via Deadspin).

Schon Gary Player, inzwischen über 70 und noch immer fit wie ein Turnschuh und einer der ersten Spitzengolfer, der Hanteltraining praktizierte, spottete neulich über das Auf und Ab der Mickelson-Brüste.

13. Dezember 2008

NBA in Seattle: Stern rudert zurück


Bild: http://etchasketchist.blogspot.com (used by permission)

Das taktische Rudern hat begonnen. In Zeiten, in denen die NBA Mitarbeiter entlässt, in denen Mannschaften wie die Atlanta Hawks in gähnend leeren Hallen spielen. Und in denen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf Jahre hinaus der Mega-Kirmes namens kommerzieller Mannschaftssport den Traum vom Leben auf dem fliegenden Teppich verleiden werden, muss man politisch denken. Die Banken und Autofirmen haben keine Scham und denken so: Sie fassen in solchen Zeiten dem amerikanischen Steuerzahler direkt und unverblümt in die Tasche. Was sollen sie auch machen? Die Seifenblase ist geplatzt. Und neue Ideen haben sie keine.

Die NBA hat auch keine neue Idee. Sie funktioniert schließlich seit Jahren, wenn auch zyklisch, entlang dem Auf und Ab, das vom Auftauchen und Verschwinden von überragenden Stars bestimmt wird. Selbst das Nach-Michael-Jordan-Loch, das ziemlich tief war, wurde irgendwann überwunden. Mit Kobe Bryant und LeBron James und den Celtics.

Ohne eine vernünftige Idee schiebt natürlich auch die NBA ihre Finger richtig Honigtopf. Aber eher stickum. Aktuelles Beispiel: David Stern, der noch vor einigen Monaten so tat, als habe man ihm persönlich das schüttere Haar gekrümmt, als man sich weigerte, den SuperSonics eine neue Halle zu bauen, und als er so wirkte, als habe man in der Stadt auf Generationen den Anspruch auf ein Team verwirkt und als er wie eine beleidigte Leberwurst den Umzug nach Oklahoma City durchwinkte. Derselbe David Stern signalisiert plötzlich, dass er durchaus weiß, dass seine Liga beim besten Willen viel zu viele Clubs hat, von denen einige ordentlich Geld verlieren und keine Überlebenschance besitzen (im Moment am meisten bedroht: die Charlotte Bobcats, die in einer Stadt zuhause sind, die von der Bankenkrise massiv durchgeschüttelt wird). Der weiß, dass er es sich nicht leisten kann, solche Märkte wie Seattle zu ignorieren.

Und so hat er in seinen öffentlichen Bekundungen umgeschaltet, weg von der Säuernis. "Think positive" lautet das Motto. Die Wahrscheinlichkeit für ein NBA-Team dort wachse mit den Plänen für eine neue Arena ("Ich bin sicher, die wird es geben"). Die Wirtschaft gehe durch "bestimmte Störungen", sagte er in jener vorsichtigen, abwägenden Art, die er in den vielen Jahren als Commissioner kultiviert hat. Aus jenen Störungen entwickelten sich jedoch vielleicht "Gelegenheiten für einige Städte, und vielleicht gehört Seattle dazu". Man habe auf jeden Fall Seattle noch immer auf dem Zettel und habe "mit Leuten dort gesprochen." Hört. Hört.

P. S. Nur wenn tatsächlich im Rahmen bestimmter Fristen ein neues Team nicht in Seattle angesiedelt wird, muss der Pirat, der die SuperSonics nach Oklahoma City abgeschleppt hat, seine Vertragsstrafe bezahlen. Dazu und zum Umzug des Clubs sehr viel mehr in einem Beitrag für den Deutschlandfunk, den ich zum Anfang der Saison produziert hatte.

11. Dezember 2008

Pavin der nächste US-Ryder-Cup-Captain

Die Amerikaner haben ihren Captain für den nächsten Ryder-Cup in zwei Jahren in Wales nominiert. Er heißt Corey Pavin und soll in die Schuhe schlüpfen, in denen Paul Azinger vor ein paar Wochen in Louiville den Europäern einen Tritt in den Hintern verpasst hat. Die AP-Meldung zu der Ernennung liest sich so, als sei die Wahl dieses Mannes unvermeidlich gewesen. Sein Kontrahent auf europäischer Seite wird erst im nächsten Jahr ins Amt gehoben. Der Spanier José Maria Olazabal scheint die besten Karten zu haben.

Landon Donovan: Hängen im Schacht

Die vorweihnachtliche Stille aus München in Sachen Landon Donovan kann vieles bedeuten. Dass man keine Eile hat, den Transfer verbindlich zu klären. Oder dass die Details zu vielfältig sind, um sie mit einem simplen Federstrich verbindlich abzuhandeln. Dieses ausführliche Spekulationsstück von einem der bestinformierten amerikanischen Fußball-Insider deutet an, dass vor allem Major League Soccer, aber vermutlich auch Los Angeles Galaxy verlegen von einem Bein aufs andere treten, weil sie nicht wissen, was ihnen der Verlust eines ihrer Vorzeigespielers wert ist. Der Text enthält zwei hübsche Randnotizen: Donovans Ehefrau Bianca Kajlich (im Bild oben rechts) ist im Moment noch ortsgebunden – als eine der Hauptdarstellerinnen in der Sitcom Rules of Engagement, der aber womöglich schon bald der Stecker herausgezogen wird. Und: David Beckham hat eine Klausel in seinem Fünf-Jahres-Vertrag mit Galaxy, der es ihm gestattet, schon nach Ende der kommenden Saison die Koffer zu packen. Nicht dass er Amerika wirklich fehlen würde, sollte er wieder von dannen ziehen. Aber es wäre ein weiterer Beleg dafür, dass MLS trotz einem enormen Einsatz (auch an Geld) einfach nicht vom Fleck kommt und noch mindestens zehn Jahre braucht, um sich auf ein Niveau im US-Sportgeschäft hochzuhangeln, wo man an das Wort Relevanz denkt.

10. Dezember 2008

Smells like team spirit

Vasco da Gama muss absteigen. Ein Vorgang, der außerhalb der USA so alltäglich zum Ligasport dazu gehört, dass man darüber gar kein Wort verlieren muss (außer sich zu fragen: Wann wird das endlich abgeschafft und mit einem System ersetzt, das den wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung trägt?) Aber so lange wollte dieser Fan der brasilianischen Mannschaft nicht warten. Er wollte mit abstürzen. Vom Dach des Stadions. Zum Glück gab es ein paar schnelle Helfer, die ihn von seinem Tun abbringen konnten. Dies sind die Fernsehbilder von den entscheidenden Minuten.

via Deadspin

Neue Dimension

Vor einem Jahr gab es die Premiere, über die dann kaum jemand reden wollte. In diesem Jahr ist zumindest USA Today bereit, das Thema ein wenig bekannter zu machen: Die NBA und 3D. Live-Sport hat schon immer den Technik-Entwicklern in den Medien einen guten Vorwand gegeben, um Geld zu bitten und ihre Ideen umzusetzen. Fernsehen damals bei Hitlers Olympia wäre nur ein Beispiel. Die Wettbewerbe von Mexico City 1968 brachten Farbe. Nachdem nun der Weg Richtung High Definition vorgezeichnet ist und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis jeder Videoamateur in HD dreht, schneidet und den Krempel auf DVD ausspuckt, braucht man ein neues Ziel. Das Bild in drei Dimensionen wird wohl dieses Ziel werden. Die Geräte-Hersteller werden sich freuen. Wie wird denn auch anders spätestens in 15 Jahren der Bedarf für neue TV-Geräte geweckt, wenn alle riesige Flachbildschirme haben? Aber Vorsicht: Schon vor 25 Jahren haben Menschen über Holografie geschwärmt. Und was ist draus geworden? Nicht alles, was man realisieren kann, setzt sich am Ende auch durch.

8. Dezember 2008

Was steckt hinter der Eigendemontage des Fußballfunktionärs Theo Zwanziger?

In der Sache Theo Zwanziger gegen Jens Weinreich, Präsident des Deutschen Fußballbundes gegen freier Journalist, hat es inzwischen die eine oder andere Klärung gegeben. Zum Beispiel ist nun klar, wie die veröffentlichte Meinung in Deutschland den als "Demogogen-Streit" etikettierten Vorfall einstuft: Pro Weinreich, contra Zwanziger. Klar ist auch, wieso der Fall ein derartiges Echo ausgelöst hat: Ganz normale Menschen machen sich Sorgen, wenn die Führungskräfte eines Machtzentrums von der Statur des DFB Personen mit Anwaltspost eindecken, sobald diese Menschen in Blogs im Rahmen der ihnen zustehenden Freiheitsrechte ihre Meinung äußern.

Klar ist auch: Es hätte durchaus andere Möglichkeiten gegeben, Widerspruch gegen die Weinreichsche Wertung kund zu tun. Zum Beispiel hätte sich Theo Zwanziger mit einem eigenen Kommentar bei
direkter-freistoss.de auf eine adäquate Weise wehren können. Aber das entsprach dereinst im Juli nicht der Gutsherrenart im Umgang mit dem Internet. Und tut es wohl auch noch immer nicht. Jetzt droht er sogar mit Rücktritt vom Amt, wenn er den Prozess verliert, den er noch gar nicht angestrengt hat.

Klar ist auch: Richter haben das Gebäude aus lauter Anmaßungen sowohl de facto als auch de jure auf ein rechtschaffenes Maß gestutzt. Jetzt sieht es nur noch aus wie eine Bastelarbeit aus dem Stabilbaukasten. Viele Löcher. Wenig Schrauben. Und von denen musste der DFB neulich noch ein paar herausdrehen, als er seine ominöse Pressemitteilung umtextete. Merke: Eine Einstweilige Verfügung schafft durchaus Rechtsrealitäten, auch wenn Theo Zwanziger diese Realitäten im Interview gerne als Muster ohne besonderen Wert einstuft ("
eine vorläufige Beurteilung"). Oder wie er heute sagte: „Die einstweiligen Verfügungen waren schlecht vorbereitet. Da wurde nur der bloße Begriff geklärt.“ Der bloße Begriff, also der, der im Duden steht, ja, der ist geklärt. Alles klar?

Ja und nein. Klärungsprozesse dauern oft ziemlich lange. Besonders dann, wenn klar wird, dass zum Beispiel in der Otto-Fleck-Schneise zu Frankfurt die eine Hand nicht immer weiß, was die andere tut. Einerseits soll da Kommunikationsdirektor Harald Stenger, Autor der besagten Pressemitteilung, vom Umfummeln von Wikipedia-Einträgen "dringend" abraten. Andererseits sind die Fingerabdrücke für einen neuerlichen Eingriff nicht zu übersehen. Sonst hätte es nicht diese Platzsperre gegeben. Was jenseits aller Klarheiten die Frage aufwirft: Wer und was steckt eigentlich wirklich hinter dem absurden, nicht endenwollenden Angriff auf die Reputation des Journalisten und hinter der erstaunlichen Eigendemontage eines Funktionärs, der intern immer als unumstritten galt? Theo Zwanziger himself? Man mag das gar nicht glauben.

Bei Jens Weinreich im Blog hat neulich erwin den springenden Punkt in einem Kommentar folgendermaßen eingekreist: "Anlässlich der Wikipediamanipulationen finde ich es ja mittlerweile geradezu trollig, wie der DFB als einziger darauf beharrt, es wäre in irgendeiner Form plausibel oder naheliegend, Herrn Zwanziger oder sein Auftreten in die Nähe der Volksverhetzung zu rücken .... da nicht einmal im Entferntesten ein inhaltlicher Zusammenhang zur Volksverhetzung besteht frage ich mich dann doch, worin der Treffer eigentlich bestanden hat. Sind das nur verletzte Eitelkeiten von jemandem, der Kritik nicht mehr gewohnt ist ? Ist es einfach Angst, vor dem Internet und Formen der Öffentlichkeit, die Kontrolle und Herrschaft nicht mehr ermöglichen ? Oder geht es gar womöglich um noch mehr, und man sieht handfeste wirtschaftliche Interessen bedroht ? Ich weiß es nicht, aber die Frage stellt sich."

Ja, die Frage stellt sich wirklich. Denn die zwei ausführlichen Interviews, die Theo Zwanziger in der Sache gegeben hat (hier und hier), um sich mit offenem Visier als Betroffener zu inszenieren, sowie die Pressekonferenz von heute mit einem wilden Spruch (
"Demnächst heißt es, ich sei ein Massenmörder, nur hat es keine Leichen gegeben.") haben bei so manchem den Eindruck hinterlassen, als sei der erfahrene Jurist und Verwaltungsexperte und ehemalige Landespolitiker ein Mensch, der sich nicht gerne tief in eine Materie einarbeitet. So sagte er gegenüber Oliver Fritsch neulich: "Ich habe unsere juristischen Schriftsätze nicht verfasst. Ehrlich gesagt, hab ich sie gar nicht exakt verfolgt." Und Christopher Keil von der Süddeutschen Zeitung wurde auf folgende Weise ins Bild gesetzt: "Deshalb habe ich auch sofort gesagt, die Sache hat sich erledigt, als mich unser Vizepräsident Rainer Koch auf eine Internetdarstellung von Herrn Weinreich aufmerksam machte, aus der hervorging, dass er mit dem Begriff "Demagoge" nicht das gleiche Verständnis wie ich hatte. Und dies hat dann sein Anwalt uns gegenüber nochmals klargestellt. Damit war für mich der Vorgang beendet, deshalb haben wir auch keine Unterlassungsklage erhoben." Wie man weiß, soll die nun doch noch erhoben werden, die Klage, "nunmehr sorgfältig vorbereitet".

So kommt es, dass er in seinen Aussagen zu dem Themenkomplex meistens wie ein gesprächiger, um nicht zu sagen leutseliger Herr wirkt. Wie jemand, der zwar um seinen Ruf besorgt ist, aber am liebsten eher hemdsärmelig argumentiert. Man nehme die Gießen-Episode, die in der SZ ausführlich angesprochen wird und dadurch ein Fallbeispiel für den Umgang von Theo Zwanziger mit dem Konzept der Faktenlage wurde. So behauptet er, dass sich der Chefredakteur des Gießener Anzeiger bei ihm entschuldigt habe und insinuierte damit, dass sich der gestandene Journalist von der Berichterstattung in seiner eigenen Zeitung distanziert hatte. Davon kann gar nicht die Rede sein. Man könnte annehmen: Zwanziger hat entweder noch nie einen Prozess führen müssen, auf den sich unsereins mit gestochen scharfen Argumenten vorbereiten würde. Oder er mag sich nicht streiten und wirft lieber mit Nebelkerzen.

Wenn hinter dem Präsidenten nur ein einzelner Pressesprecher stände, würde man sich fragen: Ist der vielleicht die treibende Kraft? Stachelt der den Theo Zwanziger auf, um seinen Präsidenten mit publizistischem Offensivgeist in Stellung zu schieben? Aber beim DFB gibt es tatächlich noch einen weitaus wichtigeren Menschen: den Generalsekretär. Das ist der oberste Posten in der Hierarchie der bezahlten Kräfte. Inhaber dieses Amtes ist Wolfgang Niersbach, einst Mitarbeiter des Sport-Informations-Dienstes, dann DFB-Pressesprecher, später an der Seite von Franz Beckenbauer der Hauptverantwortliche für die Ausrichtung der Fußball-WM 2006. Über ihn weiß man sehr wenig. Außer, dass ihm nachgesagt wird, dass es sich bei ihm "
um einen beharrlichen Menschen handelt, der mit Gewieftheit seine Ziele verfolgt. Und seine Karriere."

SEINE Karriere. Klingt interessant. Man sollte mithin davon ausgehen, dass dieser Wolfgang Niersbach in der Spanne von Jahren sehr viel gelernt hat auf dem Paternoster des Funktionärsbetriebs, der Leute wie ihn mit einer erstaunlichen Unvermeidlichkeit nach oben trägt. Er wird eine Meinung haben zu der öffentlich und in deutschen Gerichtssälen ausgetragenen Auseinandersetzung um die Interpretation des Wortes Demagoge. Und diese Meinung ist die Crux. Wenn Wolfgang Niersbach mal eine Meinung hat, dann handelt es sich nämlich schnell um eine "
Grundposition" (siehe sein Anschreiben vom 14. November). Und mit einer "Grundposition" kann man nur auf eine Weise umgehen: Man muss sie "offensiv darstellen".

Das Darstellen überlässt man als erfolgreicher Spitzenfunktionär gemeinhin übrigens anderen Leuten. Das wirkt einfach besser. Niersbach hat das bisher ganz gut hinbekommen. Hätte er nicht neulich jene Aussendung unterzeichnet, die an hundert und mehr Multiplikatoren in Politik und Gesellschaft ging, hätte man seine Rolle als Kraftrad nicht mal erspäht. Womöglich bedauert er diesen Umstand noch heute – angesichts der massiven Gegenreaktion wäre das zu verstehen. Auf jeden Fall hält er sich seitdem wieder bedeckt und lässt andere die Arbeit machen. Eine Arbeit, die auf eine erstaunlich konsequente Weise den Ruf von Theo Zwanziger unterminiert.

Ist das interessant? Wäre Wolfgang Niersbach bereits am Ziel seiner beruflichen Wünsche angekommen, sicher nicht. Dass er neulich nicht ins UEFA-Exekutivkomitee befördert werden wollte, sollte einen nicht verwirren. Das Spiel, das Zwanziger und er spielen, als ständen sie vor einer Drehtür ("Nach dir, nein, nach, dir, nein, nach dir.") gehört zu den Usancen. Es wirkt honett und ebnet dem Präsidenten den Weg nicht nur nach oben, sondern auch nach draußen. Und wie heißt wohl der Nachfolger von Zwanziger? Ich würde wetten, es werden sich genügend finden, die sagen werden: "Wolfgang, mach du's."

Dazu muss der fragliche Posten natürlich erst mal frei werden. Das passiert allerdings nicht so schnell, wenn man dem nominell Ranghöheren dabei offen den Ast absägt. Das geht anders. Man umarmt die Menschen, die man beerben will, mit Solidaritätserklärungen und Lobpreisungen und wiegt sie in dem Gefühl, dass man ihnen nicht mal im Traum einen raschen Abgang wünscht.

Jeder mag seine eigenen Visionen davon entwickeln, auf welche Weise demnächst der Job wieder frei wird, den Theo Zwanziger zur Zeit inne hat und der im Jahr 2010 per Wahlakt für drei Jahre neu vergeben wird. Und welcher Name den Landesfürsten als erstes bei der Konklave einfallen wird. Bei der Wahl zum Generalsekretär hatte Niersbach übrigens keinen Gegenkandidaten. Warum sollte sich diesmal jemand gegen ihn stellen? Die Sache ist doch klar: Es gibt keinen besseren für den Job.

7. Dezember 2008

Anja Monke: Ab 2009 die volle amerikanische Tour

Sandra Gal aus Leichlingen erhält in der kommenden Saison auf der amerikanischen LPGA-Tour Gesellschaft aus Deutschland. Anja Monke (Bild) hat sich am Sonntag mit einem 15. Platz bei der Qualifying School in Daytona Beach die Tourkarte erspielt. Die 31jährige Golferin aus Hannover rundete damit ein Jahr ab, in dem sie sich mit ihrem ersten Turniersieg auf der Europäischen Tour (in Arras) ganz weit nach oben gearbeitet hatte. Sie war vorher im Juli bei den State Farm Classic in Springfield/Illinois zum ersten Mal überhaupt in den USA angetreten und hatte dort den 62. Platz belegt. Martina Eberl aus München schaffte nur den 42. im Klassement der Q School und muss die Reise nach Florida unter "weitere Erfahrung sammeln" abbuchen. Nur die 20 besten wurden promotet. Zu den denen gehörte auch Michelle Wie, die bislang versucht hatte, sich die Tourkarte über einen Platz auf der Geldrangliste zu erarbeiten. Das gelang jedoch nicht. Wie studiert noch in Stanford und wird vermutlich auch in der kommenden Saison noch kein volles Pensum gehen. Aber zumindest kann sie sich jetzt aus dem Terminkalender die Wettbewerbe aussuchen, die ihr passen, und ist nicht mehr auf Einladungen von Sponsoren angewiesen.

4. Dezember 2008

Mit dem Geld anderer Leute

Möge niemand sagen: Vor solchen Leuten sei der, ach, so redliche Sportkommerz in Deutschland bewahrt. Vielleicht vor exakt diesem. Aber es gibt ja noch mehr. Deshalb der Hinweis an dieser Stelle auf einen Fall aus den USA: Dort hat die Aufsichtsbehörde die betrügerischen Manöver ein Venture-Capital-Financiers aus Kalifornien aufgedeckt und zur Anklage gebracht. Dem Herrn gehört auf dem Papier ein Anteil am NHL-Club Nashville Predators. Früher hatte er auch mal seine Finger bei den San Jose Sharks mit drin. den Anteil hat er mit geliehenem Geld erworben, mit dem er auch noch seinen teuren Lebenssstil bezahlen konnte. Wir reden von einer Größenordnung von 65 Millionen Dollar. Kurioses Ergebnis der Ermnittlungen: ein gewisser Joe Montana, einst Quarterback der San Francisco 49ers, ist heute Vize einer Bank (Modern Bank of New York), die dem Burschen 10 Millionen Dollar vorgestreckt hat und jetzt sehr gerne das Geld wieder hätte. Kann man verstehen, in diesen schlechten Zeiten.

Mavs machen Miese

Die Wirtschaftszeitschrift Forbes hat ihre jährliche Liste über den Marktwert von NBA-Teams veröffentlicht. Die Daten basieren auf einer erfolgreichen Saison, in der dank einer Finalserie zwischen den Los Angels Lakers und den Boston Celtics und dank LeBron James die Einschaltquoten nach oben gegangen waren. Ob und wie die gegenwärtige Krise den Clubs zu schaffen machen wird, ist in diese Kalkulationen nicht eingeflossen. Die Dallas Mavericks haben übrigens laut Forbes in der letzten Saison ganz erheblich Geld verloren: 13, Millionen Dollar. Hauptgrund: Das frühe Aus in den Playoffs mit mageren zwei Heimspielen. Hier nur die Top Ten.


NBA-TeamMarktwert in Dollar



Geschäftsjahr
1 New York Knicks 613 Mio.


29,6 Mio.
2 Los Angeles Lakers 584 Mio.


47,9 Mio.
3 Chicago Bulls 504 Mio.


55,4 Mio.
4 Detroit Pistons 480 Mio.


40,4 Mio.
5 Cleveland Cavaliers 477 Mio.


13,1 Mio.
6 Houston Rockets 469 Mio.


31,2 Mio.
7 Dallas Mavericks 466 Mio.


-13,6 Mio.
8 Phoenix Suns 452 Mio.


28,9 Mio.
9 Boston Celtics 447 Mio.


20,1 Mio.
10 San Antonio Spurs 415 Mio.


19,0 Mio.

UFL hat auch Mexiko im Visier

Die UFL hat ein neues Logo und jetzt auch eine Webseite, auf der sich das eine oder andere abspielt. Der Commissioner hat ein Video produziert und schreibt Blogeinträge. Die ersten Amerikaner reagieren animiert mit Kommentaren. Um am Ende sechs Städte festzulegen, hat man zur Zeit neun Aspiranten benannt. Darunter befindet sich auch die mexikanische Stadt Monterrey. Noch immer plant man, 2009 parallel zur NFL und zum College-Footballgeschehen anzutreten. Mutig, ja. Aber klug?

Sperre für einen Spruch


Wenn eine Geschichte Aufmacher-Status bei Pardon the Interruption auf ESPN erreicht, muss sie wirklich eine gewisse Bedeutung haben. Da fällt es schwer zuzugeben, dass sich einem diese mutmaßliche Bedeutung nicht erschließt. Denn wer ist eigentlich Sean Avery und welche Bedeutung hat er für den Sport in Nordamerika? Man könne meinen: die geht gegen Null. Was ist die Relevanz von Eishockey im Medienalltag abseits der Städte, in denen die NHL nach Kräften versucht, wirtschaftlich zu überleben? Auch hierbei dürfte es sich um einen Minimalwert handeln. Aber das Thema schien wohl einfach zu frivol und zu verführerisch, um es nicht mit irgendeiner Zange anzufassen und öffentlich auf den Tisch zu legen. Bei ESPN und anderswo.

Die Vorgeschichte geht so: Sean Avery gehört zu jenen kanadischen Eishockeyspielern, die den technisch besseren und schnelleren Europäern nur in einer Kategorie überlegen sind – beim Faustkampf. Er dürfte allerdings der erste sein, der mit diesem zwiespältigen Charme des Brutalos bei Frauen mit Klatsch-Appeal aus der mittleren Model- und Actricen-Liga ankommt. Rachel Hunter, Ex-Frau von Rod Stewart, hielt es ein Jahr mit ihm aus. Elisha Cuthbert (spielt zur Zeit in der amerikanischen Fernsehserie 24) konnte sich seiner ebenfalls nicht erwehren. Die Kanadiern Cushbert scheint eine besondere Schwäche für Eishockeyprofis zu haben. Derzeit ist sie allerdings mit einem besseren Spieler – mit Dion Phaneuf von den Calgary Flames – liiert.

Nun zur Geschichte selbst. Avery, der inzwischen bei den Dallas Stars sein Handwerk versieht, sah sich vor ein paar Tagen genötigt, vor laufender Kamera und vor einem Match gegen die Flames Phaneuf zu provozieren und die Verflossene schlecht zu machen. Alles in einem Satz und offensichtlich bewusst kalkuliert. Dies ist der Satz: "I'm really happy to be back in Calgary, I love Canada and I just wanted to comment on how it's become a common thing for guys in the NHL to fall in love with my sloppy seconds, I don't know what that's about."

Der wichtigste Teil ist der Slang-Ausdruck sloppy seconds, der bislang noch nicht besonders populär war, aber so krude ist, dass man ihn in den USA nicht mal über den Nachrichtenticker verbreiten möchte. AP zitierte nicht, sondern "übersetzte" die Wendung einfach und ohne besondere Erklärung mit "ehemalige Freundinnen". Ein Akt der Zensur, der um so merkwürdiger wirkt, wenn die Urversion parallel ungefiltert (und ohne weitere Erklärungen) im Fernsehen verbreitet wird. Und doppelt kurios, wenn man bedenkt, das Avery genau wegen dieses Spruchs von der NHL auf unbestimmte Zeiten gesperrt wurde.

Um die Schwere der Tat zu begreifen, muss man erst mal verstehen, was der Ausdruck bedeutet, oder nicht? Zum Glück gibt es ja das Internet. Und dort das Urban Dictionary, das sich zu einem der besten Sammelgefäße für Gossenjargon und Artverwandtes entwickelt hat. Es handelt sich demnach bei dem Begriff um eine Anspielung an ein bestimmtes Sexualverhalten, bei dem eine Frau kurz nacheinander mit zwei verschiedenen Männern Geschlechtsverkehr hat. Beim Wort sloppy spielt in diesem Zusammenhang dessen Mehrdeutigkeit eine Rolle. Denn es kann so viel heißen wie "nass", aber auch "schlampig" und "schmuddelig". Auch seconds schillert ein wenig. Man denkt an zweite Wahl, aber auch an Nachschlag (beim Essen).

3. Dezember 2008

Phelps: Pur und als Simpel

Die Mutter ist Rektorin an einer Mittelschule, aber hat inzwischen ihren eigenen Werbevertrag. So weit reicht die Magie des Namens Phelps. Der Erfolg der Marke wird in diesen Wochen durch die Entscheidung von Sports Illustrated noch aufgewertet, ihn zum Sportler des Jahres auszurufen. Das Geschäft brummt. Auch wenn sein Einsatz für das Proteinprodukt PureSports bei manchen Kopfschütteln ausgelöst hat. Die Geschichte heute im Wall Street Journal hat man hier aufgegriffen. Mehr über seine Verhältnis zum Glückspiel und zu einem bestimmten Typ von Frau liest man hier. Die neueste Flamme arbeitet als Barkellnerin in einem Casino und trägt sehr viele Tätowierungen spazieren.

2. Dezember 2008

Nachladen: Es geht um Plaxico

Ich weiß nicht, ob das Wort Nachladen an dieser Stelle nicht missverständlich klingt. Aber der Schuss in den Oberschenkel in der Nacht zum Samstag in einem New Yorker Night-Club hat nicht nur Bürgermeister Bloomberg auf die Palme gebracht, sondern auch Jon Stewart in der Daily Show in Schwung. Alle hacken irgendwie auf Plaxico Burress herum, der eigentlich schon bestraft genug sein sollte. Aber halt: Tatsächlich drohen ihm im Fall einer Verurteilung mindestens dreieinhalb Jahre Gefängnis. Die Waffengesetze im Staat New York sind strenger als in anderen Landstrichen der Vereinigten Staaten.