Es gibt wichtigere Fragen, auf die wir in diesen Tagen nach einer Antwort suchen, als diese. Aber diese steht im Raum und so wollen wir uns ihr widmen: Warum will sich Bill Parcells noch einmal um eine NFL-Mannschaft kümmern? Die Frage beschäftigt einen auch deshalb, weil wir es hier mit einem ziemlich außergewöhnlichen Mann zu tun haben. Ist vielleicht mal jemandem aufgefallen, dass der ehemalige Head Coach der New York Giants, der New England Patriots, der New York Jets und der Dallas Cowboys noch nie irgendwo rausgeworfen wurde? Oder dass er schon mehrfach erklärt hat, er habe innerlich mit der Rolle als Football-Coach abgeschlossen (und dann immer wieder einen neuen Anlauf genommen hat)?
Parcells Ruf basiert auf zwei Super-Bowl-Erfolgen (mit den Giants) und dem Nachweis, dass er Mannschaften in die Playoffs bringt, die vor seinem Auftauchen immer schon im November an die Ferienplanung gedacht haben. Man sollte ihm auch die Karriereentwicklung eines gewissen Bill Belichick zugute halten. Sowie den Modellfall des modernen Linebackers, der in seiner Ägide in der Person von Lawrence Taylor seine ganze Gefährlichkeit und Brutalität entfaltete (und dabei zum Beispiel die Laufbahn von Redskin-Quarterback Joe Theisman vorzeitig beendete). Mit anderen Worten: Parcells hat seinen Platz in der Hall of Fame in Canton verdient. Aber offensichtlich ist das immer noch nicht jedem klar.
Vielleicht hat er deshalb soeben offiziell den Posten als Verantwortlicher für den Footballbetrieb bei den Miami Dolphins angenommen, von wo aus er jeder Zeit ins Geschäft eingreifen kan . Denn was soll es sonst sein? Ein Bedürfnis, mit 66 noch einmal gegen Belichick zu coachen, der in derselben Division arbeitet, was zwei Spiele pro Saison garantiert, kann es nicht sein. Obwohl das reizvoll wirkt.
Die eigentliche Verwunderung besteht darin: Wieso hat Parcells Anfang des Jahres den Job in Dallas hingeworfen, nachdem sein Team wirklich nur durch einen extrem dummen Fehler von Tony Romo aus den Playoffs flog? Die gleiche Mannschaft, die er auf Vordermann gebracht hatte, zeigt in diesem Jahr all ihre Qualitäten und muss als ziemlich heißer Super-Bowl-Aspirant gehandelt werden. Soviel steht fest: Alles andere, als sich aktiv in den Footballbetrieb einzumischen, muss ihn langweilen. Vielleicht fällt er eines Tages tot an der Seitenlinie um.
Der Mann, den die Big Tuna nennen, ist bisweilen nur schwer zu ertragen. Besonders Journalisten leiden unter seinen - nennen wir sie vorsichtig - Stimmungen. Aber er hat eine Menge zu bieten: zum Beispiel solche Gedanken:
1 Kommentar:
Bill Parcells wird nicht Coach in Miami, sondern Vize-Präsident. Er wird demnach Leute anstellen, die für ihn die Arbeit machen.
Und in Dallas hat er nicht wirklich hingeworfen, sondern wurde zurückgetreten. Oder wie man das sonst so ausdrückt. Es mag zwar sein, das er einen Großteil des Teams dort zusammengestellt hatte, aber er hatte eine andere Spielauffassung als der jetzige Head Coach. Der lässt Tony Romo und Terrell Owens so spielen, wie sie es können. Und das funktioniert.
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