2. August 2008

Auf leisen Socken

Nur einen Tag nach dem Trade, der Manny Ramirez nach Los Angeles expedierte, hat man in Boston sehr gute Arbeit abgeliefert und die vielen Facetten aufgeblättert, die zu der Aktion führten. Zu den Neuigkeiten in der Geschichte gehörte, dass der Agent des Outfielders kurz nach dem Vollzug der Transaktion mitteilen ließ: Ramirez, der eine No-Trade-Klausel in seinem Vertrag hat, habe sich alles anders überlegt und wolle doch in Boston bleiben und – viel wichtiger – sich fortan mannschaftsdienlicher gerieren. Diese Information, die man im Umfeld von Club-Manager Theo Epstein vermutlich sehr gerne an wissbegierige Journalisten weitergegeben, um den teuren vorfristigen Abschied von einem Arbeitsverweigerer und Clown zu rechtfertigen, der an seinen guten Tagen unzweifelhaft zu den Leistungsträgern der Red Sox gehörte.

Solche atmosphärischen Aspekte des Geschäfts gehören in Boston wohl einfach dazu. Die Beziehung von Medien und Fans zum Club und den wichtigen Spielern ist intensiver als in anderen Städten in den USA. Leute, die einst in Boston zentrale Bausteine der Mannschaft waren, haben sich nach ähnlichen Tauschaktionen oft genug über die Taktik des Club-Managements beschwert. Auch dazu hatte der Boston Globe heute ein paar Zitate – aus dem Mund von Nomar Garciaparra zum Beispiel (Shortstop und Ehemann von Fußball-Halbgöttin Mia Hamm). Auch er habe nicht die Stadt verlassen wollen. Mit anderen Worten: Schuld an der abrupten Luftveränderung von damals hatte angeblich das Management der Red Sox. Pitcher Derek Lowe erinnerte sich ebenfalls nur ungerne an der Ausbürgerung aus der Red Sox Nation.

Denn auch wenn die Kohle in Los Angeles stimmt: Die Beachtung, die ein Baseballprofi in der Stadt findet, steht in einem reziproken Verhältnis zu den Vorstellungen von der Magie der Metropole im Showgeschäft. Die Basketballspieler der Lakers sind Stars in der Stadt. David Beckham zieht einen Schweif von Paparazzi hinter sich her. Dagegen fällt der Stellenwert der Dodgers ziemlich ab. Immerhin haben sich die wirtschaftlichen Eckdaten in den letzten Jahren verbessert. Der Club machte jahrelang im großen Stil Verluste, inzwischen bleibt auch wieder Geld in der Kasse. Die beste Invesition der jüngeren Vergangenheit: die 60 Millionen Dollar, die in eine Renovierung des Stadions gesteckt wurden. Man sieht: Es geht auch ohne einen Neubau, wenn der Eigentümer nicht auf großformatige Subventionen spekuliert. Sportlich zehrt das Team von der Vergangenheit. Und wir reden nicht von der Zeit in Brooklyn und dem schmählichen Umzug, sonder von den siebziger und achtziger Jahren, als die Mannschaft in der National League zu den Spitzenclubs gehörte. Letzten November wurde Joe Torre als Manager verpflichtet, der vorher bei den New York Yankees an den Gang getan wurde, weil die Mannschaft zu lahm geworden war und ganz offensichtlich frischen Wind brauchte. Für die Playoffs wird es jedoch nur dann reichen, wenn man in der schwachen Western Division den Arizona Diamondbacks die Taellenspitze abjagen kann. Beim ersten Auftritt von Ramirez gegen die Diamondbacks am Freitag hätte man dabei einen guten Schritt nach vorne tun können. Die Dodgers verloren mit 1:2.

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