Immer mal wieder landen wir an dieser eigenartigen Kreuzung aus Musik und Sport und reiben uns die Augen und natürlich auch die Ohren. Wenn die alten Rocker beim Super Bowl auf die Bühne steigen. Oder wenn es Pannen gibt beim Abspielen von Nationalhymnen. Nicht zu reden von den zahlreichen Besuchen von amerikanischen Sportveranstaltungen, an deren Anfang immer Star Spangled Banner gesungen wird (plus beim Eishockey das Opus der Kanadier, O, Canada). Nicht zu vergessen die Abstecher zum Baseball mit dieser Leierkasten-Weise Take Me Out To The Ball Game während des Seventh Inning Stretch.
Aber so kurios die Beziehung der beiden Kulturbereiche auch wirken mag, sie findet in diesem Teil der Welt nach bestimmten Regeln statt. Dazu gehört, dass man nicht einfach in einer Halle oder einem Stadion, ohne die sogenannten Leistungsrechte zu erwerben und für die zu bezahlen, ein paar alte Aufnahmen abspielt. Im Land der Copyright-Piraten kennt man solche Umschweife natürlich nicht. Man greift einfach hinein ins Archiv und – bingo – spart ein paar Taler, die andernfalls ein paar Musiker verdienen würden.
Peter Breiner, der über 200 Nationalhymnen für die Spiele von Athen arrangiert und orchestriert hat, ist sich jedenfalls "100 Prozent sicher", dass die Chinesen in den letzten beiden Wochen nichts anderes getan haben und seine Arbeit ausgeschlachtet. Ein Kulturkritiker der Washington Post machte den Hörtest und bestätigte den Sachverhalt. Die Noten der Hymnen selbst sind zwar rechtefrei, aber nicht die Bearbeitungen. Natürlich lautet der erste Kommentar von offizieller chinesischer Seite nicht: "Das überprüfen wir, wäre schade, wenn uns da ein Fehler passiert sein sollte. Und wenn ja, bringen wir das in Ordnung." Nein. Man streitet mit Pauken und Trompeten einfach ab. Das hätten alles Chinesen orchestriert, lautet die Stellungnahme. Zum Glück sind die Medaillenüberreichungen und die Eröffnungszeremonie im Rahmen der Fernsehübertragungen aufgezeichnet worden. Jetzt braucht Breiner nur noch einen guten Anwalt.
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