Nichts gegen Amerikaner-Bashing. Nicht hier in der Arena und schon gar nicht, wenn es um diesen Grundverdacht geht, dass wohlhabende Passbürger aus diesen Längengraden keine Klasse besitzen. Wie hätten sie auch mit Klasse (und Stil und Souveränität und herkömmlicher Verhaltenskultur) den wirtschaftlichen Aufstieg zum Multi-Millionär schaffen können? Reich wird man nur dann, wenn einem die Bedürfnisse seiner Mitmenschen schnurz piepe sind.
Aber das ist dann schon etwas anderes: Wenn der Trainer von Manchester United das sagt, öffentlich, und nicht nur blind in die Menge zielt, sondern ganz konkret zwei Herren anspricht, die sich mit ihrem Geld in die Premier League eingekauft haben: die Herren George Gillett und Tom Hicks. Der Zweite ist der Mann, der einst George W. Bush bei den Texas Rangers die erste Plattform gab, von der aus er seine politische Karriere in Schwung bringen konnte und der amerikanischen Sportfreunden als der Typ im Gedächtnis geblieben ist, der dem Baseballspieler Alex Rodriguez den Zehn-Jahres-Monstervertrag gegeben hat, der jeden Rahmen sprengte. Der erste ist ein rastloser Schacherer, den selbst ein Insolvenzverfahren vor ein paar Jahren nicht bremsen konnte und der irgendwann im Sportgeschäft als Mehrheitseigner der Montreal Canadiens auffällig wurde.
Sir Alex Ferguson reibt sich vor allem an der Art und Weise, wie die beiden beim FC Liverpool schalten und walten, obwohl das im Prinzip nicht zu seinem Verantwortungsbereich gehört. Aber das Herz des Schotten hängt wohl an Tradition und an den guten Sitten im Umgang mit seinesgleichen. Die beiden Amerikaner haben wohl irgendwann mal bei Jürgen Klinsmann vorgesprochen, weil sie den Spanier Rafael Benitez los werden wollten. Und da muss Sir Alex aufgefallen sein, dass er auch für einen Amerikaner arbeitet. Und wie der wütet, haben wir ja schon mal an anderer Stelle beschrieben. Das Wort "Klasse" fällt einem im Zusammenhang mit der Familie Glaser auch nicht ein.
Wenn Ferguson etwas tun möchte, um die Verhältnisse zu ändern, sollte er sich mit seinen Kollegen an die Liga wenden und das Beispiel aus der NFL studieren. Hier hat man sehr strenge Regeln darüber, wer wann mit wem reden darf, wer wen abwerben darf und wie man das Verhalten von Verantwortlichen bestraft, die sich nicht daran halten. Zumindest in dem Bereich muss man den Amerikanern ein Kompliment machen: Weil sie wissen, dass sich niemand im Kampf ums Geld wie ein Gentleman verhält, haben sie einen Verhaltenskodex erarbeitet, an den sich jeder halten muss.
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