12. Januar 2008

"Ein saunetter Kerl"

Es gab schon mal den einen oder anderen Anlass, sich mit der Frage zu beschäftigen, weshalb die Zeiten für gedruckte Sportinformationen so schlecht sind (und sicher auch nie mehr besser werden). Aber da unsereins nicht direkt mit den Leuten redet, die auf dem Geld sitzen, Geld übrigens, ohne das man keine Medienzukunft gestalten kann, bleibt einem keine andere Chance, als sich auf diesem Weg immer mal wieder mit Hinweisen und Informationen zu Wort zu melden. Vielleicht liest es jemand....

Konkreter Auslöser ist diese Übersicht samt Kommentierung der letzten comscore-Liste auf The Big Lead, wo man ganz offensichtlich davon träumt, eines Tages einen Platz unter den ersten zehn Sport-Seiten zu belegen, aber bis dahin erst mal nur die erfolgreichere Konkurrenz gewissenhaft ausleuchtet. Man kann darüber reden, wie genau die Zahlen wirklich sind, die da ermittelt werden. Man darf sich wundern, wieso eine eingeführte Marke wie Sports Illustrated hinter den anderen herhechelt. Man darf allerdings kaum noch eine solche Momentaufnahme einfach zur Seite schieben und so tun, als habe man in Deutschland mit alledem nichts zu tun. Nicht wenn man weiß, dass yahoo bereits mitmischt. Dass ESPN Europa auf dem Zettel hat. Dass AOL und Sports Illustrated aus einem Haus kommen (Time Warner), womit bewiesen ist, dass eine Zielgruppendiversifikation unter einem Dach durchaus Sinn macht.

Ob es 25 Millionen unique visitors im Monat sind (und 200 Millionen Clicks total) oder auch nur 5 Millionen: Die Relevanz und die Reichweitenkomponente des Informationskanals Internet stellt inzwischen sogar das Fernsehen als extrem teuren Werbeträger in Frage - nicht nur die Printmedien, die immer als das einzige Opfer der Entwicklung angesehen werden. Vor allem zeigen sie die Kompatibilität und die Parallelität von ligaeigenem Content (siehe der Erfolg der Seiten der NFL, von Major League Baseball und NBA) und die kritische Aufarbeitung dessen, was sie symbolisieren, bei der Konkurrenz.

Warum das alles in Deutschland vorläufig keine kompetenten Nachahmer findet? Weil sich kein Pionier nach vorne traut. Weil die meisten Journalisten die neuen Formate ignorieren oder schlimmer - ausführlich vor ihnen warnen. Weil die großen deutschen Sportausrüster und andere potenzielle Sponsoren längst nicht mehr den nationalen Markt im Auge haben, sondern hauptsächlich nach draußen auf die internationalen Märkte schielen. Weil die auf Fußball fixierte Monokultur von wenigen Figuren dominiert wird und die Bundesliga erst dann wirklich wach werden wird, wenn die Champions League ihr das Wasser abgraben wird. Und weil da eine Generation von Fan-Schreibern heranwächst und sich auf den existierenden Plattformen ausmehrt, von denen erstmal keine Hilfe zu erwarten ist. Die berichten von ihren Begegnungen mit Topsportlern, als sei ihnen der Heiland erschienen. Textprobe von spox, dem neuen Entwicklungsprojekt aus dem Hause Premiere: "Nach dem Spiel gings direkt in die Sabres-Kabine, wo ich gemuetlich mit Jochen Hecht plaudern konnte. Wirklich ein saunetter Kerl!....Nachdem Jochen weg war,plauderte ich noch ein bisschen mit Thomas Vanek.Der Oesterreicher freut sich besonders auf das Spiel im Freien gegen die Penguins am Neujahrstag." Solche Informationen sollen Leute bewegen, sich im Internet zu bedienen?

Keine Kommentare: