29. Januar 2008

Das Nabel-der-Welt-Syndrom

Das griechische Wort "Hybris" beschreibt auf eine kuriose Weise die Ego-Dimensionen der Leute in Boston. In der alten Stadt an der Mündung des Charles River betrachtet man sich seit ewigen Zeiten ohne jede Selbstironie als hub of the universe - den Nabel der Welt. Der Anspruch schien spätestens mit dem Niedergang des Hafens und der damit verbundenen großen Wirtschaftskrise Makulatur. Boston ist sicher ein hübsches Städtchen mit einem gediegenen Umland, aber nicht mal der Nabel der USA.

Aber Größenwahn ist vermutlich nicht heilbar. Nicht im Weichbild von Harvard, MIT, den vielen neuen High-Tech-Firmen und im Dunstkreis der Familie Kennedy. "We're proud to put the Hub into hubris", schrieb jemand vom Boston Herald heute. "Hubris" ist die englische Version von "Hybris". Als ob man das nicht schon immer geahnt hätte. Dieser Tage wirkt es nur viel krasser. Dank des in Boston entfachten Minderwertigkeitsgefühls gegenüber New York und der Begegnung der New England Patriots und der New York Giants im Super Bowl in Phoenix am kommenden Sonntag.

Kein Wunder, dass die Konkurrenz des Herald, der Boston Globe, einen Weg gefunden hat, den Wahn aus diesem Anlass noch einmal um ein paar Grad anzuheizen. Die Redaktion hat bereits ein Buch in Arbeit und an Amazon gemeldet, das möglicherweise am Sonntag gleich in die Tonne muss: 19:0: The Historic Championship Season of New England's Unbeatable Patriots.

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