Man wünscht sich an solchen Tagen den Zauber eines Prinzen in einem Märchen der Gebrüder Grimm, der mit einem Streich, mit einem Kuss, mit einem Ritt über den Regenbogen ganze Königreiche umwandelt. Er möge kommen, von irgendwo her und endlich dieses alte durchgekaute Kaugummi durchschneiden, auf dem sie in Los Angeles herumkauen. Und poof: Kobe Bryant wäre bei seinem neuen Club. Und wir könnten uns auf die Frage konzentrieren: Wie wirkt sich das alles auf die kommende Saison aus?
Aber vielleicht gibt es diese Prinzen gar nicht. Wenn man liest, auf welche Weise die um das Trainingslager herumlungerende Meute in Los Angeles diesen Schnitt herbeischreibt, hat man eher das Gefühl, das noch ganze Bulldozer und Megamaschinen gebraucht werden, um den absurden Tanz zu beenden. Beim Training mit der Mannschaft tritt Kobe Bryant nicht auf. Er arbeitet mit Maschinen und Gewichten - allein. Ein Zeichen? Seinen Schrank in der Umkleidekabine hat er nur AUFgeräumt und nicht AUSgeräumt, aber alles war bereits in heller Aufregung. Ein Zeichen? Die Autoren, die die Tauschmöglichkeiten analysieren und sagen, dass die Chicago Bulls das beste Gegenangebot machen können - ein Zeichen?
Sagen wir mal so: Die Lakers tun sich schwer. So schwer wie selten zuvor, als sie irgendwie immer einen Weg gefunden haben, bei anderen Teams die Top-Leute zu kapern (Wilt Chamberlain und Kareem Abdul-Jabbar und später Shaquille O'Neal) oder hübsch an sich zu binden (Trainer Phil Jackson). Da war das Management immer der Aggressor und Jäger. Nun sitzen sie ohne Handlungsspielraum da und müssen sich an den Gedanken gewöhnen, dass man selbst als Manager der Lakers von einem überragenden Einzelspieler der Liga in die Ecke getrieben werden kann. Nach meiner Vermutung geht es im Moment nur noch um die Feinheiten eines mehrstufigen Tausches. Die Lakers wollen herausfinden, wie man den Tradeertrag aus Chicago (oder Phoenix) in einer zweiten Transaktion mit einem Club in sinnvolle Verstärkungen umwandeln kann. Denn egal was man aus Chicago (oder Phoenix) auch bekommt - nichts passt wirklich zusammen.
Die andere Seite der Medaille: Ich vermute übrigens, dass Andrej Kirilenko noch immer auf dem Markt ist und damit ein paar theoretisch eher geradlinige Gespräche verkompliziert wurden. Denn auch der passt wie Bryant mit seinem teuren Vertrag wirklich nicht überall hin.
Während wir auf den Schnitt waren, hier ein Moment mit dem Schweizer Nationalspieler, der mit Sicherheit von den Bulls abgegeben würde, wenn sie sich auf einen Trade einlassen: Thabo Sefolosha. Er hat einen hübschen Spielzug gelernt: den Dunk, den man sich selbst vorlegt.
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