19. Oktober 2007

NFL: Die Weißwäsche hat begonnen

Als der Name Jason Whitlock zum ersten Mal in diesem Blog erwähnt wurde, geschah das mit einer bestimmten Absicht. Amerika ist - was man trotz der vielen Verrückten und Chaoten am Rand der Gesellschaft nicht vergessen sollte - das Heimatland des Begriffs political correct. Und selbst wenn der amtierende Präsident eine Oligarchen-Fascho-Gesinnung hat (gepaart mit einer unglaublichen Inkompetenz, was unser aller Glück ist) und seine Parteifreunde gerne mitmachen: die Strömung darunter, gelebt von den sogenannten kleinen Leuten, wird von dieser Sorge geprägt, dass man jemand anderem auf die Schuhe treten könnte und ihn wegen seiner Hautfarbe, seiner sexuellen Vorlieben, seines enormen Gewichts und Essgewohnheiten diskriminert.

Was macht Jason Whitlock? Er bürstet gegen den Strich. Und ist damit derzeit der einzige, der öffentlich und konsequent bemängelt, wie sich eine beachtliche Zahl von schwarzen amerikanischen Sportstars besonders in der NFL verhalten. Verhalten ist milde ausgedrückt:
"Afroamerikanische Footballspieler, gefangen in der Rebellion und Possenreißerei der Hip-Hop-Kultur, haben NFL-Besitzern und Trainern einem guten Grund gegeben, ihre Kader weißer zu machen. Das wird das Erbe von Chad, Larry und Tank Johnson, Pacman Jones, Terrell Owens, Michael Vick und all den anderen Football-Clowns sein."
Kaum jemand habe es bemerkt, schreibt Whitlock, aber die beiden vorbildlichen Clubs in der Liga - die Indianapolis Colts und die New England Patriots - haben die weißesten Mannschaften. Und warum? Hip-Hop-Athleten werden zunehmend abgelehnt, "weil sie nicht gut fürs Geschäft sind", und weil sie nicht zu einer konstant erfolgreichen Arbeitsatmosphäre beitragen. Hautfarbe sei nicht der Grund für den Unterschied zwischen positiver oder negativer Haltung eines Sportler. "Es ist die Kultur."

Das Problem sitzt tiefer: Denn innerhalb der letzten 50 Jahren hat es keinen größeren Kampf im amerikanischen Sportalltag als den um Chancengleichheit für Schwarze gegeben. Die Integration brachte eine NBA, in der Weiße zeitweilig nur Randfiguren waren, und eine NFL, in der irgendwann die letzten Bastionen fielen: die Positionen des Quarterbacks und die des Head Coaches. Dass sich die nachgewachsenen Generation auf den Erfolgen ihrer Vorläufer ausruht und so tut, als ginge sie das alles gar nichts an und als seien die Millionen von Dollar, der teure Schmuck und die Unmengen von Groupies einfach Standardbelohnung für Leute, die schnell laufen und hoch springen können, führt jedoch nicht nur zu Konflikten mit den Ordnungshütern (und ins Gefängnis). Am Ende reagieren auch die Verantwortlichen in den Sportorganisationen.

So wurden immer mehr Ausländer in die NBA geholt (darunter übrigens sehr viel Schwarze, die sich aber nicht als Entertainer betrachten, weil sie in einem anderen kulturellen Umfeld aufgewachsen sind). Der Trend in der NFL ist nur ein weiterer Beleg für den Umschwung. Auch Major League Baseball darf man in diesem Licht betrachten. Dort hat eine andere Minderheit enorm an Bedeutung zugelegt: Spieler aus den Ländern in der Karibik und drumherum. Die Nachwuchsförderung, die sich einst in den Metropolen nach jungen Talenten umsah (die dann oft aus den schwarzen Ghettos kamen), hat sich komplett auf die Latino-Welt und Japan eingepolt.

Den kompletten aktuellen Whitlock zum Thema gibt es hier. Was er zum All-Star-Wochenende der NBA in Las Vegas zu sagen hatte, wurde damals ausführlich zitiert. Es lohnt sich, die Tags durchzugehen. Der Mann wird hier relativ oft erwähnt.

Keine Kommentare: